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Ein gelber Stern des russischen Show-Business


Im Moskauer Theater „Et cetera“ fand eine feierliche Zeremonie zur Auszeichnung der Gewinner des gesamtrussischen Fernsehwettbewerbs „TEFI – Chronik des Sieges“ statt. Mit insgesamt zehn Kategorien. Den Gewinner in der nächsten, der siebten Kategorie in der Reihenfolge des Abends (Regisseur eines Fernsehfilms/einer TV-Serie) bekanntzugeben, bat die Moderatorin Julia Menschowa den Schauspieler und das Mitglied der Wettbewerbsjury Jegor Berojew. Der kam auf die Bühne mit einem auf das Revers aufgenähten gelben sechszackigen Stern. Und dies machte natürlich einen starken Eindruck.

Nachdem Berojew betonte, dass er halt über die Tatsache froh sei, dass das Thema des Kampfes gegen den Faschismus noch in den Herzen der Künstler lebendig sei, ging er jedoch nicht unmittelbar zur Verleihung über, sondern fuhr fort: „Ich möchte darüber etwas sagen, was mich in den letzten Tagen bewegt“. Und sagte, dass er sich nicht vakzinieren lassen habe, Freunde hätten sich vakzinieren lassen. Dies sei aber nicht zur Ursache von Streitigkeiten oder Zank geworden. „Wir sind erwachsene Leute und achten die Entscheidung des anderen. Mein Körper ist meine Sache. Heute aber bin ich in einer Welt aufgewacht, wo dies zu einem Erkennungszeichen geworden ist: Bürger, entweder befindest du dich in einem Reservat oder du wirst Einrichtungen und Veranstaltungen besuchen können und wirst alle Rechte und Wohltaten nutzen. Für mich ergibt sich die Frage: Wie haben wir, die Nachfahren der Sieger, dies zulassen können?“ An dieser Stelle unterbrach der Beifall des Saales die Rede Berojews.

Er sagte noch: Im Nürnberger Kodex sei festgeschrieben worden, dass der Mensch ein Recht auf die Freiheit der Entscheidung hat. Und ein Menschenleben und die Würde könnten nicht dem gesellschaftlichen Wohle geopfert werden. Lassen Sie keine Segregation der Gesellschaft in „Kluge“ und „Dumme“, in Menschen mit dem Down-Syndrom und ohne ihm, in Weiße und Schwarze, in Juden und Nichtjuden, in Geimpfte und Nichtgeimpfte zu. Dies hatte es einst bereits gegeben. Und unsere Großväter haben dafür mit dem Blut gezahlt, damit sich dies nicht wiederholt“. Und wieder Applaus des Saales.

Und erst nach dem Gesagten gab Berojew den Preisträger bekannt, als der sich der Regisseur Alexej Fedortschenko für den Film „Annas Krieg“ erwies…

In den sozialen Netzwerken gibt es in der letzten Zeit viel Hass und Bosheit – ob nun Manisha zum Eurovision Song Contest fährt, ob Freiwillige herrenlose Hunde retten… Auch Jegor Berojew hat es gehörig für seinen dreiminütigen Monolog erwischt. Und dabei hatte er noch nicht einmal daran erinnert (ein Gruß den QR-Codes!), dass im Nürnberger Kodex gleichfalls fixiert worden war, dass die „Praxis des Verleihens von entpersonalisierten Nummern und anderen Zeichen an Menschen und das Markieren von Menschen mit diesen Nummern und Zeichen ein überaus schweres Verbrechen gegen die Menschheit ist, das keine Verjährungsfrist hat“.

Die Sache ist die, dass man tatsächlich nicht eine der Berojew-Aussagen, die bei der Zeremonie „TEFI – Chronik des Sieges“ erklangen, anfechten kann. Wenn man sich aber von unserem geliebten (Grundsatz) „Der Zweck heiligt die Mittel“ leiten lässt, so sieht alles natürlich anders aus.

Jegor Berojew ist dadurch bekannt, dass er vor beinahe zehn Jahren zusammen mit Gattin Xenia Alfjorowa die karitative Stiftung zur Unterstützung von Menschen mit Entwicklungsbesonderheiten „Ich bin!“ gründete und sich aktiv mit ihr befasst. Bei Skandalen und Hypes war er nicht bemerkt worden.