Der Patriarch von Moskau und Ganz Russland Kirill hat den Präsidenten der Russischen Föderation, der Republik Belarus und der Ukraine, zum Tag der Taufe der Rus, den die ostslawischen Völker am 28. Juli feiern, gratuliert. Interessant ist, dass auf der offiziellen Internetseite des Moskauer Patriarchats als erste (um 10.05 Uhr) die Botschaft an Alexander Lukaschenko veröffentlicht wurde. Danach tauchte der an Wladimir Selenskij gerichtete Text auf (um 10.10 Uhr). Und die Gratulation für Wladimir Putin – als dritte, um 10.20 Uhr. Dafür nimmt der Text für den russischen Präsidenten einen besonderen Platz ein, in der Kopfleiste der Internetseite.
In den Botschaften an Lukaschenko und Selenskij erklärt das Oberhaupt der Russischen orthodoxen Kirche, dass die Christianisierung der Rus zu einem Wendepunkt in der Geschichte der Ostslawen der, wie sich der Patriarch ausdrückt, „historischen Rus“ geworden sei. „Besonders teuer ist dieser Feiertag Millionen von Gläubigen der Ukraine, schließlich erstrahlte das Licht der Orthodoxie gerade aus dem Dnepr-Taufbecken der ruhmreichen Stadt Kiew über der gesamten Rus“, schrieb der Patriarch Selenskij. Den ukrainischen Präsidenten erinnerte man an die „geistige Einheit unserer Länder“. In der Botschaft an Putin schreibt das Oberhaupt der Russischen orthodoxen Kirche über die Verantwortung für das Vaterland und die Schaffung von Frieden.
„Mit besonderem Dank für die Aufmerksamkeit der staatlichen Behörden von Belarus gegenüber der Mission des weißrussischen Excharchats bekunde ich die Hoffnung auf eine erfolgreiche Fortsetzung der sich herausgebildeten konstruktiven Beziehungen und eine weitere Zusammenarbeit bei der Durchsetzung der unveränderlichen evangelischen Prinzipien im Leben der Gesellschaft“, betonte Kirill gegenüber dem weißrussischen Staatsoberhaupt Alexander Lukaschenko.
Selenskij erinnerte der Patriarch verständlicherweise mit keinem Wort an die Existenz der Orthodoxen Kirche der Ukraine, die hinsichtlich des Moskauer Patriarchats eine Spalter-Kirche ist. Dagegen bezeichnete Kirill die Ukrainische orthodoxe Kirche, die die Einheit mit der Russischen orthodoxen Kirche bewahrt, als eine mutige. „Bekundet sei die Hoffnung auf eine Entwicklung des guten Zusammenwirkens der staatlichen Machtorgane des Landes mit der Ukrainischen orthodoxen Kirche im Interesse der Schaffung einer Eintracht der Bürger und der Durchsetzung der hohen moralischen Werte im Leben der Menschen“, schrieb der Patriarch von Moskau. Es sei daran erinnert, dass am Vortag eine Prozession der Ukrainischen orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats stattgefunden hatte.
Sich an Wladimir Putin wendend, erinnerte Patriarch Kirill, dass Fürst Wladimir, der die Rus christianisiert hatte, der himmlische Schutzpatron des russischen Präsidenten sei. Im Schreiben an Selenskij hatte das Oberhaupt der Russischen orthodoxen Kirche nicht so etwas geschrieben. Wahrscheinlich demonstrierte er Taktgefühl, indem er berücksichtigte, dass das ukrainische Staatsoberhaupt nicht der christlich-orthodoxen Konfession angehört. Dennoch aber erwies sich die Botschaft an Putin als die herzlichste und persönliche Wünsche enthaltende, darunter für eine starke Gesundheit und Gottes Schutz. Die Gratulationsschreiben an Lukaschenko und Selenskij erwiesen sich als etwas maßvollere und offiziellere.
„Ich wünsche Ihnen starke Gesundheit, reichliche Hilfe Gottes und Erfolge in der verantwortungsvollen Arbeit in dem hohen Amt des Präsidenten Russlands. Bewahre Sie durch die Gebete des heiligen apostelgleichen und großen Fürsten Wladimir, Ihres himmlischen Schutzherrn, der barmherzige Herr auf dem Wege Ihres arbeitsreichen Dienens für das Vaterland“, schloss das Oberhaupt der Russischen Kirche seine Gratulation für Putin ab.
Derweil wandte sich Wladimir Selenskij mit Glückwünschen an die Bürger seines Landes. Was interessant ist, so wurde auf der Internetseite des Präsidenten der Ukraine nur eine ukrainisch-sprachige Version der Grußadresse veröffentlicht. Einen russischsprachigen Text gibt es nicht. Selenskij bezeichnet Fürst Wladimir als einen „ukrainischen Herrscher“ und lenkt das Augenmerk darauf, dass das gesamte Territorium der Ukraine die Erinnerungen an die Taufe (Christianisierung) bewahre. „Dies ist meines Erachtens eine der Sachen, die vom Wichtigsten Zeugnis ablegen – von der historischen Einheit aller Ukrainer. Dies ist eine er der Sachen, die lautet, dass alle Ukrainer aus jeglicher Ecke der Ukraine ein großes Volk sind. Das ukrainische Volk. Diese Worte sind nicht der Konjunktur geschuldet, sondern dies ist eine Anerkennung der Wahrheit und der Gerechtigkeit“, erklärte Selenskij. Er betonte, dass er sich nicht anschicke, Artikel und Bücher zu diesem Thema zu schreiben, doch bekräftigte er damit die Meinung, dass in seiner Rede eine verdeckte Polemik mit dem Artikel Putins, den der russische Präsident der seiner Auffassung nach bestehenden historischen Einheit der Russen und der Ukrainer gewidmet hatte, steckt.