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Die NATO verstärkt die Angriffsmöglichkeiten der Ukraine im Donbass


Während man im Westen auf einen Einmarsch Russlands in die Ukraine wartet, pumpen NATO-Länder das Land weiterhin mit Waffen voll, von denen man den Großteil als Offensivwaffen ansehen kann. Dies betrifft in erster Linie die aus den USA im Januar an die Ukraine gelieferten Panzerabwehr-Raketenkomplexe FGM-148 Javelin (rund 1200 Raketen und 300 Startanlagen) und die Angriffsgranatwerfer M141 Bunker Defeat Munition mit Schulterstart (mehrere tausend Stück) sowie die von Großbritannien übergebenen rund 2000 Panzerabwehrlenkwaffen NLAW.

Neben dem Aufgezählten werden auch andere Arten von Waffen und Gefechtstechnik in die Ukraine geliefert. Laut Informationen des Pentagons sind im Januar und in den ersten Februartagen über 650 Tonnen Militärtechnik geliefert worden. Neben den Javelin-Komplexen liefern die USA gleichfalls Scharfschützengewehre, Munition, Funkortungsstationen und Fernmeldemittel. Aus den Vereinigten Staaten erwartet man ebenfalls das Eintreffen von fünf Militärtransport-Hubschraubern aus russischer Produktion (vom Typ Mi-8MTW und Mi-17V5), die früher für die Streitkräfte Afghanistans bestimmt waren. Zuvor hatten die USA den ukrainischen Seestreitkräften Patrouillenschnellboote und mobile Stinger-Luftabwehrraketenkomplexe geliefert (jetzt werden solch auch Lettland und Lettland liefern), und die Türkei – Bayraktar-Kampfdrohnen, die bereits unter Gefechtsbedingungen im Donbass eingesetzt wurden.

Für die Streitkräfte der Ukraine ist besonders die Militärhilfe aus den NATO-Ländern wichtig, die früher zur Organisation des Warschauer Vertrags gehörten und in ihren Depots Waffen und Munition aus sowjetischer Produktion lagerten. Die Sache ist die, dass es der Ukraine an Artilleriemunition mangelt. Tschechien beginnt bereits Lieferungen von mehreren tausend Geschossen für selbstfahrende 152-Millimeter-Haubitzen vom Typ „Akazie“. Estland ist bereit, den ukrainischen Streitkräften mehrere dutzend Divisionsmunitionssätze für die 122-Millimeter-Haubitzen D-30 bereitzustellen. Gebraucht wird aber eine Billigung der Regierung Deutschlands, da diese Munition zuvor aus der BRD an Tallinn geliefert worden war. Und Berlin gibt bisher kein grünes Licht, wobei es offensichtlich eine Eskalation des Konflikts im Donbass befürchtet.

Militärhilfe für die Ukraine hat auch Polen signalisiert, dessen Premierminister Mateusz Morawiecki mitgeteilt hat, dass „Warschau mehrere zehntausend Artilleriegeschosse, Luftabwehrraketenkomplexe, aber auch leichte Minenwerfer, Aufklärungsdrohnen und andere Verteidigungswaffen nach Kiew senden wird“. Obgleich man wohl kaum Artilleriegeschosse und Minenwerfer als Verteidigungswaffen bezeichnen kann.

Laut einer Mitteilung von Vertretern des ukrainischen Verteidigungsministeriums erfolge in den Truppen unter Anleitung US-amerikanischer Berater in erster Linie ein Training mit den Panzerabwehrraketenkomplexen und Granatwerfern, die durch die USA und Großbritannien geliefert wurden. Dabei wird deren hohe Effektivität hervorgehoben. Beispielsweise informierte der Oberkommandierende der Streitkräfte, Generalleutnant Valerij Saluschnij, dass im Zuge der Javelin-Tests durch diese Komplexe innerhalb von einer halben Minute ein Konvoi von Panzer vernichtet worden sei: „Sieben Panzer in 36 Sekunden“. Saluschnij fügte hinzu, dass die Panzer der Russischen Föderation angeblich keinen Schutz hätten, den die Javelin-Komplexe nicht überwinden könnten. Die Rakete des Panzerabwehrkomplexes FGM-148 besitzt eine kumulative Tandemladung, die in der Lage ist, den dynamischen Schutz eines modernen Panzers zu überwinden und im Ergebnis des weiteren Kontakts mit der Panzerung diese zu durchbrechen. Laut Expertengutachten könnten jedoch Rauchvorhänge, metallisierte Aerosole und Wärmefallen dabei stören, das Ziel zu erreichen, sowie den Infrarot-Zielsuchkopf der Rakete täuschen. Eine Barriere für die Javelin-Raketen, aber auch für eventuell analoge Waffen, die an Kampfdrohnen installiert sind, kann ein Metallnetz sein, das in einer gewissen Entfernung von der Panzerung und dem dynamischen Schutz des Panzers befestigt worden ist. Derweil gelten die FGM-148 nicht zufällig als einer der effektivsten Panzerabwehrkomplexe in der Welt, die über eine Entfernung von bis zu drei Kilometern bis zum Ziel wirken.

Zu einem großen Problem für die Gegner der ukrainischen Streitkräfte können die britisch-schwedischen Granatwerfer NLAW werden, die Großbritannien im Januar kurzfristig in die Ukraine lieferte. Die Abkürzung NLAW steht für Next Generation Light Anti-Tank Weapon. Im Unterschied zu den Javelin-Komplexen liegt die Reichweite dieser leichten Panzerabwehrlenkwaffe der neuen Generation bei ganzen 800 Metern. Man kann diese Systeme aber für einen Einsatz aus Räumlichkeiten heraus einsetzen, darunter bei Kampfhandlungen in Städten gegen gepanzerte Ziele und Schutzbauten. In dieser Hinsicht sind auch die Einweg-Granatwerfer M141 Bunker Defeat Munition mit einem auf Temperaturen und Druck reagierenden Gefechtskopf, der eine „räumliche Explosion“ verursacht, wirksam. Dies ist eine ideale Waffe für einen Einsatz unter den Bedingungen einer städtischen Bebauung, wo man jedes Haus als ein befestigtes Gebäude ansehen kann. Selbst ein direkter Treffer in solch einer Befestigung vernichtet in der Regel vollkommen alle lebenden Kräfte des Gegners in ihr.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die schnellen Lieferungen solcher Waffen für Kiew durch Washington und London von den Plänen der Führung der ukrainischen Streitkräfte diktiert worden sind, Kampfhandlungen im Donbass, darunter in der Umgebung von Donezk, Lugansk und anderen Ortschaften der nichtanerkannten Republiken zu beginnen. Vorgesehen ist, dass die Granatwerfer-Komplexe bereits in der nächsten Zeit mit geschulten Spezialisten in die Einheiten integriert werden, die im Donbass handeln, aber auch in den panzergefährlichen Richtungen im Süden und Norden des Landes. Dabei ist die Verstärkung der Gruppierung im Südosten des Landes eine, wie sich herausstellt, vorrangige.

Laut Einschätzungen von Experten sei im Donbass heute eine Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte mit rund 120.000 Militärangehörigen gebildet worden. Zu ihren sollen mindestens zwölf mechanisierte und Mot.-Schützen-Brigaden gehören, aber auch zwei einzelne Luftlande-Sturmverbände (aus der 79. und der 95. einzelnen Luftlande-Sturmbrigade). Diese Brigaden seien nach Einschätzungen der militärischen Führung der „Donezker Volksrepublik“ in der Lage, taktische Luftlandetruppen in der Tiefe des Territoriums der nichtanerkannten Republiken abzusetzen und aktive Kampfhandlungen zu beginnen. Der Militäranalytiker Vladlen Tatarskij ist der Auffassung, dass die Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte im Donbass „die Kräfte der Volksmiliz-Korps der DVR du der LVR um ein Mehrfaches (um das 3- bis 5fache) übertrifft und zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu aktiven Handlungen übergehen kann“.