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Ein neuer eiserner Vorhang senkt sich auf Russland herab


Schwere Stunden und Tage macht die Ukraine aufgrund der sogenannten russischen Sonderoperation, die Russlands Präsident Wladimir Putin mit seiner Ansprache an das Volk angekündigt hatte, durch. Der erste und mit Sicherheit nicht der letzte Tag dieser „Aggression“, wie in den Hauptstädten der EU- und NATO-Länder der Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland gewertet wird, brachte für Kiew Verluste an Menschen, Technik und auch an Territorien. Vor diesem Hintergrund wandte sich Wladimir Selenskij am Donnerstag erneut an die Landesbevölkerung und gab bei einem entsprechenden Briefing folgende Erklärung ab. „NG Deutschland“ veröffentlicht eine Übersetzung dieser Erklärung.

„Bürger der Ukraine!

Was hören wir heute? Dies sind nicht einfach Explosionen von Raketen, Gefechte, der Lärm von Fliegerkräften. Dies ist der Klang eines neuen eisernen Vorhangs, der sich herabsenkt und Russland von der zivilisierten Welt verschließt. Unsere nationale Aufgabe ist, dass dieser Vorhang nicht über unser ukrainisches Territorium verläuft, sondern zu Hause bei den Bürgern Russlands.

Die ukrainische Armee, unsere Grenzer, die Kräfte der Polizei und Geheimdienste haben die feindlichen Attacken gestoppt. In der Sprache des Konflikts kann man dies als eine operative Pause bezeichnen.

Im Donbass handeln unsere Streitkräfte ausgezeichnet. Die Charkiv-Richtung ist eine sehr schwierige, die (Streit-) Kräfte arbeiten für die Verteidigung der Stadt. Sie sind zuverlässige, sie sind unsere Jungs. Die problematischste Situation herrscht heute im Süden. Unsere Truppen führen erbitterte Gefechte in einem Vorort von Cherson. Der Feind drückt von der okkupierten Krim aus, versucht, in Richtung Melitopol vorzurücken.

Im Landesnorden rückt der Feind langsam im Verwaltungsgebiet Tschernigow vor. Aber dort gibt es wen, um ihn aufzuhalten. Zuverlässig aufgebaut ist die Verteidigung im Verwaltungsgebiet Sсhitomir. Eine feindliche Luftlandeeinheit blockiert man in Gostomel (wurde in den Abendstunden des Donnerstags als von russischen Militärs eingenommen gemeldet – Anmerkung der Redaktion). Die Truppen haben einen Befehl zur Vernichtung erhalten.

Ja, leider haben wir Verluste, Verluste unserer Helden. Ja, russische Kämpfer sind gefangengenommen worden. Einigen von ihnen leisten unsere Ärzte Hilfe, denjenigen, die sich gefangen nehmen ließen. Vernichtet wurden viele Mittel der russischen Luftstreitkräfte und viel gepanzerte Technik.

Ja, wir sehen, dass viele Bürger Russland durch das Geschehen schockiert worden sind. Mehrere Bürger Russlands rufen bereits in den sozialen Netzwerken auf, dass sie gegen den Krieg sind. Wir sehen dies. Doch die Führung der Russischen Föderation wird dies wohl kaum sehen. Daher eine Bitte:

Wenn Sie uns hören, wenn Sie uns verstehen, wenn Sie begreifen, dass Sie ein unabhängiges Land angreifen, bitte, gehen Sie auf die Plätze, wenden Sie sich an den Präsidenten Ihres Landes!

Wir sind Ukrainer. Wir befinden uns auf unserem Boden. Sie sind Bürger Russlands. Jetzt haben Ihre Militärs einen Krieg begonnen. Einen Krieg in unserem Staat. Ich möchte sehr gern, dass Sie sich auf dem Roten Platz oder sonst noch irgendwo auf den Straßen Ihrer Hauptstadt, in Moskau, in Petersburg und in anderen Städten Russlands äußern. Nicht nur auf Instagram. Dies ist sehr wichtig.

Was sehen wir jetzt zu dieser Stunde? Russland verwandelt sich für die internationale Staatengemeinschaft in das analoge der sogenannten DVR. Dies ist eine völlige Isolation.

Ich befinde mich in einem ständigen Kontakt mit den Staats- und Regierungschefs der Partnerländer und internationalen Organisationen. Russland hat bereits begonnen, die ersten Sanktionen aus einem großen Sanktionspaket zu bekommen, die stärksten in der internationalen Geschichte.

Es wird keinem gelingen, uns – die Ukrainer — davon zu überzeugen und zu zwingen, unsere Freiheit herzugeben, unsere Unabhängigkeit, unsere Souveränität. Allem Anschein nach versucht aber die russische Führung, dies durch eine Vernichtung des Potenzials des Landes zu tun. Alles, was durch Russland seit dem Jahr 2000 geschaffen wurde, kann einfach live vor den Augen der ganzen Welt verbrannt werden.

Wir unterstreichen, dass nicht die Ukraine den Weg eines Krieges gewählt hat. Die Ukraine schlägt aber vor, auf den Weg zu einem Frieden zurückzukehren.

Was müssen die Ukrainer tun? Helfen Sie der nationalen Verteidigung. Reihen Sie sich in die Streitkräfte der Ukraine und der Einheiten der Territorialverteidigung ein. Jeglicher Bürger mit Gefechtserfahrungen wird jetzt nützlich sein. Gerade von Ihnen und von uns allen hängt ab, ob es dem Feind gelingen wird, weiter auf das Territorium unseres unabhängigen Staates vorzurücken. Helfen Sie bitte der Gemeinschaft der Freiwilligen und dem Gesundheitswesen, beispielsweise durch das Spenden von Blut. Politiker und Leiter der Kommunen, helfen Sie den Menschen, gewährleisten Sie die Normalität des Lebens vor Ort, soweit dies möglich ist. Jeder muss sich um seine Nächsten kümmern und um die Nachbarn oder Bekannten sorgen, die dies brauchen. Die Pflicht der Journalisten ist, und dies ist eine wichtige Pflicht, die Demokratie und die Freiheit der Ukraine zu verteidigen.

Ich habe heute mit vielen Staats- und Regierungschefs gesprochen, geachtete internationale Führungskräfte, mit den Führern der freien Welt. Wenn sie uns heute nicht mächtig helfen werden, so wird der Krieg morgen an Ihren Türen anklopfen.

Ruhm den Streitkräften der Ukraine!

Ruhm der Ukraine.“