Die Anführerin der weißrussischen demokratischen Kräfte Swetlana Tichanowskaja habe eine Antikriegsmobilmachung verkündet. Ihr Ziel ist, keine Teilnahme der weißrussischen Armee an den russischen Kampfhandlungen in der Ukraine zuzulassen und den Bewohnern des Nachbarlands zu erklären, dass die Unterstützung für die Herrschenden unter den Bürgern des Landes eine minimale sei. Auch haben die Opponenten Lukaschenkos viele Initiativen zur Unterstützung der Bevölkerung der Ukraine bekanntgegeben.
Ein Antikriegsmanifest ist auf der offiziellen Internetseite von Swetlana Tichanowskaja veröffentlicht worden. „Unser Land ist entgegen unserem Willen zu einem Aggressor geworden“, und die Weißrussen nutze man „in diesem tödlichen Konflikt“ einfach aus, heißt es darin. „Wir, die Bürger der Republik Belarus, treten gegen eine Teilnahme von Belarus an den Kampfhandlungen des Kremls gegen die Ukraine auf und fordern einen Abzug der russischen Truppen vom Territorium Belarus’“, erklärt die Anführerin der weißrussischen Demokraten.
In ihrem Appell an die Weißrussen im Zusammenhang mit dem Beginn der Antikriegsmobilmachung betont sie, dass die Souveränität Weißrusslands bereits nicht einfach in Gefahr sei, sondern „Lukaschenko einen Teil der Souveränität einfach hergegeben hat“. „Aus den Menschen, von denen die gesamte Welt begeistert war, verwandeln wir uns, die Weißrussen, in Menschen, die alle zu hassen beginnen“, konstatiert sie. Tichanowskaja erinnert daran, dass dies parallel zu den überaus harten Repressionen im Land erfolge, wobei jegliches Demonstrieren eines anderen Denkens bestraft werde. „Am Sonntag sind zehntausende Weißrussen auf die Straßen gekommen. Und dies war Heldentum. Dabei hat man aber über 700 Menschen festgenommen. Und ich schlafe nicht, während ich mir vorstelle, was mit ihnen jetzt in den U-Haftanstalten passieren kann“, erklärte Swetlana Tichanowskaja.
„Die Weißrussen sind nicht gleich das Regime“, konstatierte die Anführerin der weißrussischen demokratischen Kräfte. Sie berichtete, dass viele Menschen aus ihrem Team losziehen würden, um in der Ukraine zu kämpfen. Und die Stiftung BySol liefere Ausrüstungen an die Front, die Stiftung „Ein Land für das Leben“ und das Zentrum für weißrussische Solidarität würden jenen helfen, die aus der Ukraine nach Polen fliehen würden. Und die Bewegung „Supraziu“ helfe, Einheiten von Weißrussen für eine Entsendung an die Front zu formieren.
Tichanowskaja erklärte, dass die Weißrussen und die Ukrainer in diesem Fall ein Ziel hätten. In den nächsten Tagen würden die Anstrengungen der Lukaschenko-Opponenten darauf konzentriert werden, um „den Informationskrieg zu stören, den die Diktatoren führen“, „um die Mütter zu mobilisieren, um die Entsendung ihrer Söhne, Brüder und Männer, um gegen die Ukrainer zu kämpfen, zu behindern“, um „das Regime zu stören, (gegen die Ukraine – „NG“) zu kämpfen (Technik unbrauchbar zu machen, die Arbeit der staatlichen Infrastruktur zu lähmen), den ökonomischen Widerstand zu verstärken (Spareinlagen abzuziehen, Konten zu leeren, dem Regime Gelder zu entziehen) sowie Einheiten weißrussischer Freiwilliger aufzustellen, die bereit sind, „ukrainische Städte zu verteidigen“.
Wie bereits gemeldet wurde, hate auch Alexander Lukaschenko bereits erklärt, dass weißrussische Militärs nicht an der russischen Sonderoperation teilnehmen würden, obgleich er noch vor kurzem sagte, dass sie dort sein werden, wenn dies erforderlich wird. Das Nichtvorhandensein weißrussischer Militärs in der Ukraine hat man auch in Kiew bestätigt. „Bisher gibt es keine offiziellen Angaben darüber, dass die weißrussische Armee an den Kampfhandlungen gegen die Ukraine teilnimmt“, zitierte die weißrussische staatliche Nachrichtenagentur BelTa den Berater des Leiters des Office des ukrainischen Präsidenten, Alexej Arestowitsch. Er erinnerte daran, dass es solche „Signale“ gegeben hätte und sie gepräft werden würden. „Der Grad dieser Signale ist unzureichend, um zu sagen, dass Weißrussen bereits an Gefechten gegen die Streitkräfte der Ukraine teilnehmen“, zitiert die Agentur BelTa Arestowitsch.
Das offizielle Minsk, das ein Verbündeter Russlands bleibt sowie ihm erlaubte und erlaubt, sein Territorium für einen Truppentransit in die Ukraine zu nutzen, versucht gleichfalls, sich zu distanzieren soweit dies in dieser Situation möglich ist. Alexander Lukaschenko gelang es, die ukrainischen Offiziellen zu überreden, zu Verhandlungen nach Weißrussland zu kommen, obgleich man dort anfangs recht hart darauf reagiert hatte. Jetzt nutzt Minsk aktiv das Thema seiner friedensstiftenden Mission aus. „Belarus ist heutzutage das einzige Land in der Welt, dass real etwas für den Versuch einer Aussöhnung der Seiten getan hat. Und dies ist nicht bloß die Bereitstellung eines Standorts für Verhandlungen“, erklärte am Mittwoch Weißrusslands Premierminister Roman Golowtschenko. Nach der Organisierung der ersten und der zweiten Verhandlungsrunde bereitet Minsk für den 7. März eine dritte Gesprächsrunde vor. Im Vorfeld der am 3. März erfolgten zweiten Runde beklagte sich Golowtschenko im Übrigen, dass „die antiweißrussischen Kräfte verstärkt versuchen, uns diesem Konflikt zuzuordnen“.