Das Mitglied der Synod der Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Jewstratij (Sorja) hat in einer Antwort auf eine Anfrage der „NG“ mitgeteilt, dass ein humaner Umgang mit Kriegsgefangenen nötig sei. Jedoch hat er nicht die Echtheit der Videoaufnahmen anerkannt, die im Internet verbreitet werden. Nach Meinung des Vertreters der nationalen Kirche, die 2018 mit dem Segen des Patriarchen von Konstantinopel etabliert wurde, sei das Thema der Brutalität gegenüber gefangengenommenen russischen Militärs und des Vorgehens von Nationalisten gegen einzelne ukrainische Bürger ein „Produkt der Propaganda“.
„Das Verhalten gegenüber Gefangenen wird durch das entsprechende Recht geregelt. Und die ukrainische Seite hat offiziell erklärt, dass sie sich an dieses Recht halte“, antwortete Erzbischof Sorja auf eine entsprechende Frage der „NG“. „Wenn irgendwer dieses verletzt, so muss er entsprechend dem Gesetz dafür haften. Ich persönlich habe mehrfach in Kommentaren für die Medien von der Notwendigkeit eines humanen Umgangs mit Gefangenen gesprochen. Nach lange vor den „Meldungen“ der russischen Propaganda zu diesem Thema“.
Zuvor hatte der Berater des ukrainischen Präsidenten Alexej Arestowitsch vor der Unzulässigkeit eines brutalen Umgangs mit Kriegsgefangenen gewarnt. „Kategorisch verboten sind ein barbarischer Umgang mit Gefangenen, draufgängerische Verhöre und ähnliches“, sagte der Politiker. Er erläuterte, dass derartige Fälle den ukrainischen Militärangehörigen das „menschliche Antlitz“ nehmen, aber auch „äußerst negativ durch die westlichen Partner“ der Ukraine aufgenommen werden
Derweil gab das Untersuchungskomitee der Russischen Föderation am 29. März bekannt, dass es ein Strafverfahren im Zusammenhang mit dem brutalen Umgang mit Gefangenen eingeleitet habe. „Laut Angaben der Untersuchungsbehörden haben nicht später als am 27. März 2022 Militärs der Streitkräfte der Ukraine und anderer ukrainischer militanter Formationen auf dem Territorium der Ukraine einen Mordversuch mit besonderer Brutalität gegen mindestens acht festgenommene Personen unternommen, indem sie ihnen zahlreiche Körperverletzungen unterschiedlichen Schweregrades zufügten und auch Schusswaffen einsetzten, wobei sie mehrfach Schüsse abgaben“, heißt es in einer Mitteilung des Komitees.
Laut ukrainischen Angaben mit Stand vom 38. Tag des Konflikts gebe es in der Ukraine rund 1000 russische Kriegsgefangene. Und wie die russische Nachrichtenagentur „Interfax“ am Samstag meldete, wird Russlands Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa am kommenden Montag in Wladimir ukrainische Gefangene besuchen. Nach ihren Worten handele es sich um Militärs, die in der seit Wochen hart umkämpften Stadt Mariupol die Waffen niedergelegt und die Stadt verlassen hätten. Insgesamt gibt es derzeit aber keine offiziellen russischen Gesamtzahlen in Bezug auf gefangengenommene ukrainische Militärs, wobei vor einigen Tagen die Informationen auftauchten, wonach die russische Seite bereit sei, über 500 ukrainische Gefangene an Kiew zu übergeben.