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Washington bereitet Kiew auf langwierige Kampfhandlungen vor


Die Vorbereitung eines ersten Lend-Lease-Gesetzes durch die USA für die Ukraine, des erstens seit den Zeiten des Zweiten Weltkrieges, belegt, dass die Amerikaner nicht mit einem baldigen Ende des militärischen Konflikts zwischen Moskau und Kiew rechnen. Die Hilfe der Vereinigten Staaten wird umfangreicher, im Weiteren aber schon keine kostenlose sein. Die Lieferungen werden auf Kredit mit einer langen Laufzeit aufgenommen. Das heißt: Die USA werden die Ukraine nicht im Stich lassen und können ihr sehr lange Zeit helfen, was für Russland äußerst unvorteilhaft ist.

Nach Aussagen der Pressesprecherin des Weißen Hauses Jen Psaki sei man im Umfeld von Präsident Joseph Biden mit den Einschätzungen von General Mark Milley, dem Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, einverstanden. Der hatte erklärt, dass die Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine mehrere Jahre andauern könnten.

Solch eine Position des offiziellen Washingtons bringen westliche Medien damit in einen Zusammenhang, dass die Russische Föderation „ihre Truppen aus den Verwaltungsgebieten Kiew und Tschernigow abgezogen haben, ohne die Ziele in diesen Richtungen erreicht zu haben“. Und im Donbass und Süden würden taktische Gefechte erfolgen, die angeblich „Erfolge“ von Einheiten der ukrainischen Streitkräfte dort belegen würden. „Wir kommen in eine neue Phase des Konflikts, die sich als eine langwierige erweisen kann“, teilte Psaki mit, wobei sie hinzufügte, dass die Ukraine neben militärischer „weiterhin humanitäre, Wirtschafts- und andere Hilfe erhalten wird, deren Gewährung entsprechend den Interessen und Gesetzen der USA und deren Verbündeten beschlossen wird“.

Zum ersten solcher Schritte wird scheinbar bereits der vom US-Senat gebilligte Gesetzentwurf „The Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act of 2022“ werden. Wie auch in den Jahren des Zweiten Weltkrieges sieht das Dokument die Möglichkeit einer unverzüglichen Lieferung von Militärausrüstungen, Waffen und anderen materiellen Ressourcen in die Ukraine mit einem Zahlungsaufschub vor. Laut Angaben des Blattes „Politico“ erlaube das Dokument der Führung der USA, in vereinfachter Form und operativ Entscheidungen über den Erwerb, die Herstellung und Entsendung militärischer Hilfe für die Ukraine zu treffen, wobei dafür – wenn nötig – die ganze amerikanische Wirtschaft eingesetzt werden könne. Und augenscheinlich erklärte US-Außenminister Antony Blinken nicht zufällig, dass, obgleich sich der Konflikt in die Länge ziehe, „er nicht ein einziges potenzielles Szenario sieht, bei dem Kiew keinen Sieg erlangen wird“. Er deutete eindeutig an, dass dieses Ergebnis mit Hilfe amerikanischer Waffen erreicht werde. „Die USA und ihre Verbündeten haben der Ukraine bereits zehn Panzerabwehrsysteme für jeden russischen Panzer zur Verfügung gestellt oder werden dies in der nächsten Zeit tun“, erklärte Blinken.

Man kann wohl solche Statements kaum nur als Propaganda ansehen. Seit Beginn der von Russlands Präsidenten Wladimir Putin befohlenen militärischen Sonderoperation (am 24. Februar dieses Jahres – Anmerkung der Redaktion) hätten die USA laut Angaben amerikanischer Medien der Ukraine bereits Hilfe im Umfang von etwa zwei Milliarden Dollar gewährt. Und dies sind nicht nur Lieferungen von Panzerabwehrsystemen und mobilen Luftabwehrmitteln, sondern auch die Organisierung der Entsendung gepanzerter Technik aus sowjetischer Produktion und von Munition nach Kiew, aber auch die Schulung ukrainischer Militärs für den Einsatz neuer Waffenarten. Die Zeitung „The New York Times“ berichtete beispielsweise unter Berufung auf Vertreter des Pentagons, dass in den USA eine Gruppe von Militärs aus der Ukraine für den Einsatz von „Switchblade“-Kamikadse-Drohnen ausgebildet worden sei. Dieses System ist vor relativ kurzer Zeit in den USA entwickelt worden und wiegt weniger als drei Kilogramm. Mit Hilfe eines einzigen Militärs und der entsprechenden Apparatur ist eine Drohne imstande, wie Kampfhandlungen in Afghanistan zeigten, hochpräzis Ziele (eine Gruppe von Militärs, gepanzerte Technik, einen Kommandopunkt usw.) in einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern zu vernichten. Dabei kann man sie während des Fluges zusätzlich auf ein neues Ziel ausrichten und Beurteilungen der Ergebnisse des Beschusses vornehmen. Von Experten werden die Switchblade-Drohnen als eine sehr gefährliche Waffe eingeschätzt. Jüngst erklärte die Beraterin des US-amerikanischen Verteidigungsministers für internationale Sicherheitsfragen Celeste A. Wallander, dass sich die Vereinigten Staaten verpflichtet hätten, der Ukraine 100 solcher „intelligenten“ Systeme im Rahmen des zugesagten Pakets militärischer Hilfe zu übergeben. Wenn man aber das Lend-Lease-Gesetz berücksichtigt, können solche Lieferungen für Kiew mehrfach wiederholt werden.

Über eine langfristige Militärhilfe für die Ukraine haben am Donnerstag auch die NATO-Außenminister während ihres Summits in Brüssel gesprochen. Wie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, „wurden Fragen zu Lieferungen von Luftabwehrsystemen, Panzerabwehrwaffen sowie Schuss- und schweren Waffen, aber auch viele andere Formen einer Unterstützung erörtert“.

„Die USA und die NATO sind darauf eingestellt, so schnell wie möglich ein neues System umfangreicherer ständiger Lieferungen von Verteidigungsgerät und anderer materieller Ressourcen an die Ukraine zwecks Wiederaufbaus deren Armee zu organisieren“, erklärte der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin gegenüber der „NG“. „Das von Washington verabschiedete Lend-Lease-Gesetz kann eine neue Frontlinie markieren, die entlang der westlichen Grenze der Ukraine verlaufen wird. Gerade von dort wird über alle bekannten Grenzübergänge die Militärhilfe der Allianz und der USA in die Tiefe des Landes erfolgen“. Nach Aussagen des Experten werde unter diesen Bedingungen eine erstrangige Aufgabe der russischen Truppen sein, derartige Lieferungen nicht zuzulassen. Zu einer anderen wichtigen Aufgabe der russischen Armee werde nach Meinung des Experten eine maximal schnelle Zerschlagung der Einheiten der ukrainischen Streitkräfte und der sogenannten Nationalisten-Bataillone im Donbass, was erlauben werde, den Abschluss der Erfüllung der Gefechtsaufgaben in der Ukraine zu erklären. „Für Russland ist es sehr gefährlich, in langfristige Kampfhandlungen mit der ukrainischen Armee verwickelt zu werden, die die USA, die NATO und andere Länder der Welt auf maximale Weise unterstützen werden“, meint er.

  1. S. der Redaktion „NG Deutschland“

Am Freitagnachmittag meldete die Moskauer Nachrichtenagentur „Interfax“ unter Berufung auf das kremlnahe Allrussische Meinungsforschungszentrum VTsIOM, dass 74 Prozent der befragten Bürger Russlands die von Präsident Putin befohlene Operation in der Ukraine billigen würden. 17 Prozent sprachen sich gegen die seit dem 24. Februar andauernden Handlungen der russischen Streitkräfte im Nachbarland aus. Interessant dabei ist, dass 89 Prozent der Befragten den russischen Streitkräften vertrauen würden. Lediglich acht Prozent bekundeten eine entgegengesetzte Meinung.