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Die Hijabs der afghanischen Frauen haben die Nachbarn und Washington in Sorge versetzt


In Tadschikistan und Usbekistan werden gleichzeitig die Situation in Afghanistan erörtert. In Duschanbe waren Vertreter der Sicherheitsräte Russlands, Chinas, Indiens, des Irans und der Länder Zentralasiens zusammengekommen, und in Taschkent traf der Afghanistan-Vertreter der USA Thomas West ein. Das Hauptthema der Diskussionen in beiden Hauptstädten waren die Zusammenarbeit zu Fragen der Grenzsicherung und die Terrorismus-Gefahren für die Länder der Region. Behandelt wurden gleichfalls innerafghanische Themen – die Rechte der Frauen und die Schaffung einer inklusiven Regierung, von deren Formierung das offizielle Kabul bisher Abstand nimmt.

Laut Aussagen der Regierung der „Taliban“-Bewegung (die Organisation ist in Russland verboten) gebe es für die Nachbarländer keine Bedrohungen seitens Afghanistans. Im eigentlichen Afghanistan ist es jedoch nach wie vor unruhig. Jüngst waren in Masar-i-Scharif drei Explosionen registriert worden, in deren Folge neun Menschen ums Leben kamen, darunter Frauen und Kinder. Und weitere 15 erlitten Verletzungen. Die Verantwortung hat die Gruppierung „Islamischer Staat“ (eine in der Russischen Föderation verbotene Organisation) übernommen.

Drei Tage zuvor hatten die gleiche Gruppierung und die in ihrem Fahrwasser agierende „Befreiungsfront Afghanistans“ (die in Russland verboten ist) am Kabuler Hotel „Istiqlal“ eine Explosion organisiert, in dem eine Zeremonie der Taliban erfolgte, die dem 6. Todestag ihres einstigen Anführers Mullah Akhtar Mansur gewidmet war. Im Ergebnis der Attacke eines Selbstmordtäters wurden mehrere „Taliban“-Vertreter getötet und verletzt. Eine Verletzung erhielt auch der Chef des „Taliban“-Verteidigungsministeriums, Mullah Mohammad Yaqoob.

Die Anti-Taliban-Gruppierungen leisten den Herrschenden weiterhin Widerstand, wobei sie vor Diversionsakten keinen Halt machen. So sind dieser Tage drei Masten einer Hochspannungsleitung in der nordafghanischen Provinz Samangan gesprengt worden, über die Stromlieferungen aus Usbekistan erfolgten. Ende April wurden Diversionsakte in den Landkreisen Hulm und Parwan durchgeführt, in deren Ergebnis zehn Provinzen ohne elektrischen Strom blieben.

Zur gleichen Zeit befindet sich die „Taliban“ auch unter einem Druck des Westens. In erster Linie in Bezug auf Fragen der Frauenrechte, aber auch der demokratischen Standards insgesamt. Unter anderem haben die USA und die UNO kritisch auf die Anweisung der Taliban über das obligatorische Tragen von Hijabs reagiert. Washington plant, den Druck auf die „Taliban“ zu verstärken, um sie zu veranlassen, die Pflichten, die die Frauenrechte betreffen, zu erfüllen. Dies erklärte der offizielle Sprecher des US State Departments Ned Price. „Wir haben intensive Konsultationen mit unseren Verbündeten und Partnern durchgeführt. Es gibt Schritte, die wir weiterhin unternehmen werden, wobei wir den Druck auf die „Taliban“ verstärken, um sie zu veranlassen, einige der Entscheidungen aufzuheben und die Zusagen zu erfüllen, die sie in erster Linie ihrem Volk gegeben haben, schon ganz zu schweigen von der internationalen Staatengemeinschaft“, betonte der Diplomat.

Professor Alexander Knjasew von der Sankt Petersburger Staatsuniversität, ein Experte für Zentralasien und den Mittleren Osten, sagte der „NG“, dass für alle Länder der Region mit Ausnahme Tadschikistans das Hauptmotiv für die Besorgnis die Situation im Sicherheitsbereich in Afghanistan an sich sei, die sich um ein Mehrfaches im Vergleich zu dem Zeitraum verbessert hätte, als sich dort die Amerikaner befunden hatten. Dennoch könne man sie nicht als eine vollkommen stabile bezeichnen. „In Afghanistan beginnen, jegliche Art von „Fronten“ und „Räten“ einer Anti-Taliban-Koalition aktiv zu werden. Dies Aktivität ist vorerst mehr eine virtuelle. Aber irgendetwas ereignet sich auch in der Realität. In dieser Frage unterscheidet sich drastisch die Haltung Tadschikistans von der Position der übrigen Länder der Region und deckt sich mit der westlichen Position, die auf eine Eskalierung des militärischen Konflikts in Afghanistan abzielt. Tadschikistan wird zu einem Instrument der westlichen Politik zur Ablehnung der „Taliban“, zum Pushen des künstlich aufgeblasenen Themas der Hijabs, das tatsächlich eine rein innere Angelegenheit Afghanistans ist. Dies wird aber beinahe zur Hauptbedingung für eine Anerkennung der „Taliban“-Regierung seitens des Westens gemacht“, betonte der Experte.

Nach seiner Meinung spiele Tadschikistan derzeit eine provozierende Rolle. „Die Instabilität in Berg-Badachschan ist durch die Strukturen der Rechtsschutz- und Sicherheits- sowie bewaffneten Organe der Republik selbst initiiert worden. Dieses Territorium grenzt an Afghanistan, wo die Herrschenden der Taliban versuchen, die Aktionen religiöser Gruppierungen zu unterdrücken. Und dies ist gefährlich, da die tadschikisch-afghanische Grenze am Badachschan-Abschnitt aus pioniertechnischer Sicht weit von einer Vollkommenheit entfernt ist. Es besteht die Gefahr einer Fusion der zwei Konflikte. Wenn dies passiert, wird Tadschikistans Führung beginnen, die Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit mit der Bitte um Hilfe anrufen. Obgleich gerade sie selbst derzeit sowohl den Konflikt mit den Taliban als auch den Konflikt auf dem eigenen Territorium mit der eigenen Bevölkerung provoziert“, vermutet Knjasew.

Nach Aussagen des Experten werde die Konferenz von Duschanbe wenig beeinflussen, da zwei entgegengesetzte Standpunkte aufeinanderprallen würden. Indien würde beispielsweise die Frage nach der Eröffnung einer Botschaft in Kabul prüfen und sei in erheblichem Maße bereit, mit der amtierenden Regierung der Taliban zusammenzuarbeiten. Es arbeiten Botschaften, und es sind konstruktive Beziehungen zwischen der Regierung der „Taliban“-Bewegung und dem Iran, China, Turkmenistan und Usbekistan angebahnt worden. Russland kooperiert gleichfalls in einem positiven Sinne. Die separate Position Tadschikistans wird durch den Westen unterstützt, vor allem durch die USA.

Fragen einer Zusammenarbeit von Taschkent und Kabul erörterte in Usbekistan der Afghanistan-Beauftragte der Vereinigten Staaten Thomas West, der am 26. Mai zu einer dreitägigen Visite in der usbekischen Hauptstadt eingetroffen war. Wie Alexander Knjasew annimmt, seien die USA bestrebt, es überall zu schaffen, um nicht abseits des afghanischen Prozesses zu bleiben. „Eine große Gruppe von Ländern erörtert die Afghanistan-Frage. Und dabei laden sie oft die USA nicht dazu ein. Daher werden die Amerikaner versuchen, über Usbekistan den Afghanistan-Prozess zu beeinflussen“.