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Tadschikistan bahnt sich einen Weg zu Pakistans Seehäfen


Duschanbe und Islamabad seien bereit, die Zusammenarbeit im Energie- und Transportbereich zu erweitern, darunter für einen Zugang Tadschikistans zu den pakistanischen Häfen Karatschi und Gwadar. Dies erklärte Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon nach Gesprächen mit Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif. Auf jeden Fall ist dies für Tadschikistan ein kürzerer und bequemerer Weg zu den internationalen Märkten als die nördliche Route via Usbekistan, Kasachstan und Russland.

Der nunmehrige Islamabad-Besuch von Präsident Emomali Rahman am 14. und 15. Dezember wurde vom Wesen her zu einer Fortsetzung der in Pakistan im Juni vergangenen Jahres begonnenen Gespräche über eine Entwicklung der Zusammenarbeit im Energiebereich und im Rahmen der Umsetzung des Projekts CASA-1000 sowie bei der Schaffung von Transit- und Transportkorridoren aus Tadschikistan zu den pakistanischen Häfen Karatschi und Gwadar. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass das Projekt CASA-1000 zur Umleitung bzw. Export von Elektroenergie aus Tadschikistan und Kirgisien nach Afghanistan und Pakistan revidiert wird. Vorgesehen war, dass Tadschikistan 70 Prozent des Stroms liefern werde, und Kirgisien 30 Prozent.

Heute braucht aber Kirgisien selbst zusätzliche Kilowatt an Strom. Das Toktogul-Wasserkraftwerk arbeitet mit einer maximalen Leistung. In der Republik kommt es auch zu Stromabschaltungen, die wie ein Fächer das Land erfassen. Daher wurden bei den Gesprächen mit Premierminister Shehbaz Sharif auch Fragen der Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts CASA-1000 erörtert. Das gesamte Schwergewicht des Strom-Exports würde auf den Schultern Tadschikistans liegen, dem ebenfalls die Kapazitäten nicht ausreichen. Gesetzt wurde auf das Rogun-Wasserkraftwerk. Aber dieses ist bisher weit vom Abschluss der Bauarbeiten entfernt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Pakistan ohne zentralasiatischen Strom bleiben wird.

Derweil hat Emomali Rahmon andere vorrangige Richtungen für eine Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit vorgeschlagen. Dies könnten unter anderem Bereiche der Leicht- und Lebensmittelindustrie, der Landwirtschaft sowie der Herstellung von Baumaterialien und Heilmitteln sein. „Wir bekundeten das Interesse an einer aktiven Präsenz pakistanischer Unternehmen auf diesen Gebieten“, sagte Emomali Rahman bei der Abschlusspressekonferenz in Islamabad, wobei er darauf verwies, dass Tadschikistan vorschlage, Gemeinschaftsunternehmen für eine komplette Verarbeitung von Agrarerzeugnissen und zur Herstellung von Nahrungsmitteln – besonders in seinen freien Wirtschaftszonen – zu schaffen. Nach Aussagen des tadschikischen Staatsoberhauptes begrüße man in Duschanbe voll und ganz die Erweiterung der Kontakte zwischen den Geschäftskreisen beider Länder.

„Nicht zufällig wurden zu wichtigen Themen der Diskussionen von Präsident Rahmon und Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif Fragen eines elektronischen Datenaustauschs der Zolldienste, der Standardisierung und des Transithandels“, sagte der „NG“ der Leiter des Zentrums für gesellschaftliche Diplomatie und Analyse der Weltpolitik und wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Orientalistik der Russischen Akademie der Wissenschaften, Alexander Worobjow. Geplant sei laut Aussagen des Experten eine Aufstockung des Handelsumsatzes von 55 bis auf 500 Millionen Dollar.

Die Afghanistan-Frage wurde ebenfalls im Verlauf der Gespräche erörtert, da die Transport- und Energierouten aus Tadschikistan nach Pakistan durch dieses Land verlaufen.

Es sei daran erinnert, dass der kürzeste Weg für Tadschikistan zu einem Meer durch Afghanistan und Pakistan verläuft. Von Duschanbe bis zur Hafenstadt Karatschi oder zum Hafen Gwadar sind es beispielsweise rund 2720 Kilometer, während es bis zum iranischen Hafen Bandar Abbas an der Hormus-Straße (des Persischen Golfs) 3400 Kilometer sind. Getrennt wird Tadschikistan von Pakistan durch den Wachan-Korridor, ein schmaler Landstrich in Afghanistan, der bis China reicht. Dieser Korridor, eingezwängt zwischen dem Pamir-Gebirge im Norden und dem Karakorum-Hochgebirge im Norden, weist eine Breite von etwa 350 Kilometern auf. Daher bleibt hier nur eines zu tun, die Stabilität und Sicherheit in Afghanistan zu gewährleisten. Pakistan, meinen Experten, könne zu einem Transporthub für die Länder Zentralasien werden.

Duschanbe und Islamabad halten für einen Unterpfand für die Sicherheit die Bildung einer inklusiven Regierung in Afghanistan. „Wir sind am meisten an der Wiederherstellung eines stabilen Friedens, von Stabilität und nationaler Eintracht auf dem leidgeprüften Boden Afghanistans“, unterstrich Rahmon auf der erwähnten Pressekonferenz in Islamabad. „In diesem Kontext ist die Notwendigkeit der Bildung einer inklusiven Regierung in Afghanistan unter Berücksichtigung einer breiten Beteiligung der politischen und ethnischen Kräfte unterstrichen worden“.

„Tadschikistan ist an einer Verstärkung der Stabilität im benachbarten Afghanistan interessiert. Es scheint jedoch, dass Islamabad wohl kaum viel für Duschanbe hinsichtlich eines Kupierens der potenziellen und realen extremistischen Gefahren vom Territorium Afghanistans aus tun kann. Dennoch hat Islamabad einen gewissen Einfluss auf die Prozesse in Afghanistan. Daher werden Tadschikistan und Pakistan auch in der afghanischen Richtung zusammenwirken“, meint der Experte.

Das Afghanistan-Thema wurde auch bei einem Treffen Rahmons mit dem Verteidigungsminister der Islamischen Republik, Khawaja Muhammad Asif, angesprochen. Sie erörterten gleichfalls eine Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit und Verteidigung. „Tadschikistan hält die Rolle Pakistans bei der Lösung von Problemen der Gewährleistung von Frieden und Stabilität sowie beim Kampf gegen die heutigen Gefahren und Bedrohungen für eine wichtige“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Es sei daran erinnert, dass im Verlauf des Pakistan-Besuchs des tadschikischen Staatschefs im vergangenen Jahr ein Memorandum über eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Verteidigung unterzeichnet wurde, wie pakistanische Medien gemeldet hatten. In dessen Rahmen hatte Islamabad zugesagt, Waffen aus eigener Fertigung an dieses zentralasiatische Land zu liefern. Jedoch hatte es keine Bestätigungen für diese Informationen gegeben, wie es auch keine unterzeichneten Dokumente im Verteidigungsbereich entsprechend den Ergebnissen der nunmehrigen Gespräche in Islamabad gegeben hat.

Nach Meinung von Alexander Worobjow sei der Pakistan-Besuch von Präsident E. Rahmon durch das Streben ausgelöst worden, die Beziehungen mit dem Staat zu festigen, der heute eine recht wesentliche politische und wirtschaftliche Rolle im Leben des an Tadschikistan angrenzenden regionalen Raums spielt. „Große Bedeutung hat auch die Position von Pakistan an sich. Islamabad ist bestrebt, den eigenen Einfluss in den befreundeten und konfessionell nahen Staaten Zentralasiens zu verstärken. So unterzeichnete Islamabad vor anderthalb Jahren ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft mit Usbekistan. Auszumachen ist gleichfalls das Bestreben der Offiziellen Pakistans, im eurasischen Raum mit Indien zu konkurrieren, mit seinem Nachbarn, der nicht der freundlichstes ist“.