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Der russische Fußball will das Fenster nach Europa schließen


Am Dienstag, dem 27. Dezember wollte das Exekutivkomitee des Russischen Fußballverbands (RFV) endgültig bestimmen, ob er aus dem europäischen Fußballdachverband (Union of European Football Associations – UEFA) in die Asiatische Fußballkonföderation (AFK) wechselt. In der vergangenen Woche hatten sich die Mitglieder des Exekutivkomitees mehrheitlich für diese Variante ausgesprochen. Dennoch hat man sich RFV Zeit zum Überlegen genommen – anfangs bis zum Dienstag, nun spätestens bis zum 31. Dezember, wie die Moskauer Nachrichtenagentur „Interfax“ meldete (um zusätzliche Konsultationen im Zusammenhang mit einem potenziellen Wechsel Russlands in die AFK durchzuführen). Die Sache ist die, dass man die Erklärung über einen Austritt aus der UEFA gerade bis zum Silvestertag einreichen muss.

Die Argumente dafür, um ein Fenster nach Asien aufzutun, wurden formuliert. Sie sind verständlich. Ja, und in der UEFA erklärt man, dass man zu jedem Zeitpunkt bereit sie, die Rechte des russischen Fußballs wiederherzustellen, sobald sich die geopolitische Situation einrenkt. Aber es ist sehr schwer zu verstehen, was für die UEFA zum Signal für solch ein Vorgehen wird. Ein Friedensabkommen Moskaus und Kiews? Eine reale Bewegung in diese Richtung ist nicht zu sehen. Der Beginn einer Aufhebung der Wirtschafts- und politischen Sanktionen? Dies kann selbst nach einem Friedensschluss nicht erfolgen, auf jeden Fall nicht sofort. Reichen der UEFA die Autorität und Instrumente, um bei jeglichem Szenario auf jene europäischen Länder Druck auszuüben, die vom Prinzip her schon nicht mehr mit Russland Fußball spielen wollen? Es sind sehr viele Fragen.

Der Präsident des Russischen Fußballverbands, Alexander Djukow, hatte Journalisten direkt gefragt, ob sie bereit seien, noch sieben oder zehn Jahre zu warten. Dies würden Jahre ohne einen internationalen Fußball sein, nur mit Freundschaftsspielen für die Klubs und die Nationalmannschaft. Die Spiele mit Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan hatten bei allen Erklärungen und Versicherungen die Spieler und das Publikum nicht sehr aufgepusht. Im Qualifikationsturnier für die nächste Weltmeisterschaft in der Zone der AFK können die Kontrahenten anfangs von genau solch einem Niveau sein. Aber das Ziel wird ein klares sein. Natürlich ist die asiatische Champions League mit der europäischen weder hinsichtlich der Qualität der Spiele noch mit den finanziellen Vorteilen (die Geldprämie für einen Sieg in ihr ist geringer als das, was die Klubs selbst in der Russischen Premier-Liga bekommen) zu vergleichen. Aber dies ist zumindest irgendein Ausweg aus der faktischen Isolierung.

Dennoch hat der RFV eine Pause für ein zusätzliches Studium der Frage eingelegt. Was kann man denn prüfen, wenn das Exekutivkomitee auch so dafür ist? Wahrscheinlich versucht der RFV, Garantien zu erhalten. Beispielsweise von eben jener AFK in Bezug darauf, dass man Russland bestimmt aufnehmen werde, wenn er „Europa verlässt“. Eventuell von der weltweiten Struktur, der FIFA. Sie muss solch einen Wechsel billigen, andernfalls werden alle Träume über die Weltmeisterschaft des Jahres 2026 für Russland zu leeren. Wahrscheinlich setzt der russische Verband auch mit der UEFA die Konsultationen fort. Ungeachtet der gesamten Geopolitik werden die Europäer wohl kaum mit leichtem Herzen bereit sein, Russland gehen zu lassen. Aber der RFV kann von ihnen eine gewisse „Roadmap“ anstreben – wann werden wir zurückkehren, was wird bei solch einem Szenario geschehen?

Die asiatischen Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft werden früher begonnen. Daher beeilen sich die russischen Fußball-Offiziellen so sehr. Garantien für eine Teilnahme an solchen Qualifikationsprozeduren von der UEFA würden wahrscheinlich die Bewegung des RFV in Richtung AFK stoppen. Jedoch können sie nicht erwartet werden. Dies ist die generelle Unbestimmtheit, die sowohl in Russland als auch außerhalb von ihm nach dem 24. Februar Einzug gehalten hat. Der Fußball ist lediglich eine ihrer Reflexionen. Alle wären froh, wenn man als „wie früher“ machen könnte. Aber keiner weiß, wie dies getan werden kann. Klappt so etwas jetzt überhaupt?

Die Perspektive der WM, internationale Spiele der Klubs, auch wenn nur mit dem Al-Ain FC und Klub Al-Hilal, sind beinahe das einzige reale Plus durch den Wechsel. Der Junioren- und Frauenfußball in Russland werden bestimmt die Finanzierung der UEFA verlieren und keine adäquate Kompensation in Asien erhalten. Russland wird nicht bei der Aufteilung der Einnahmen aus den EC-Wettbewerben berücksichtigt. Und die werden steigen, unter anderem nach der baldigen Reform des Formats der Champions League. Die Fußball-Funktionäre in der Russischen Föderation präsentieren den Medien die Idee einer möglichen Rückkehr in die UEFA, sobald sich alles normalisiere. Die Europäer haben aber bereits zu verstehen gegeben, dass sie das Springen von einem Stuhl auf einen anderen nicht begrüßen würden. Wenn Russland, das bereits in die AFK aufgenommen sein wird, beschließt zurückzukehren, so wird man es als ein neues Mitglied aufnehmen. Und dies wird auf jeden Fall einen verpassten Zyklus für die Nationalelf bedeutet- Bloß nicht jetzt, sondern später.

Post Scriptum

Der frühere russische Verbandschef Anatolij Worobjow hat bereits scharf Kritik an den Plänen von Djukow & Co. geübt und auf weitere Stolpersteine hingewiesen. „Das Gewünschte wird als Reales ausgewiesen“, erklärte er in einem Interview für die Moskauer Zeitung „Metro“. Er bezweifelt, dass die FIFA einen Wechsel in die AFK absegnen werde. Und es stehe überdies die Frage im Raum, ob die AFK-Mitglieder Japan und Südkorea bereit seien, gegen Russland zu spielen. Und er betonte gleichfalls, dass die Fußball-Offiziellen die Fans völlig ignorieren würden. Schließlich würde keiner von ihnen beispielsweise zu Spielen nach Taiwan oder Myanmar fliegen. Last and least meinte er, da er Spiele der Landesmeisterschaften von Kuweit, Oman und den VAE gesehen hatte, dass dies „Retro-Fußball“ sei. „Das kann man sich nicht anschauen! Alles ist wie bei Zeitlupenaufnahmen der 70er Jahre“. Ausgehend davon plädierte Worobjow dafür, nichts übers Knie zu brechen, abzuwarten und sich auf die Entwicklung des Kinder- und Juniorenfußballs zu konzentrieren. „Dann werden wir stärker als derzeit zurückkehren.“