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Es wäre besser, dass sie nicht zurückkehren


Russlands Ex-Präsident und heutiger stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates ist ein sehr aktiver Autor im Messenger-Dienst Telegram, der mehr als eine halbe Million Follower hat. Wie auch „NG“-Autor Ivan Rodin mehrfach anmerkte, ist sehr auffällig, welche scharfen Töne der studierte Jurist Medwedjew oft in seinen Beiträgen anschlägt. Dabei stellt sich die Frage: Sind die Medwedjew-Worte nur ein persönliches Statement oder ein Testballon zur Sondierung der öffentlichen Meinung?

Die Redaktion „NG Deutschland“ hatte erst jüngst geschrieben, dass die russische Gesellschaft in Bezug auf die militärische Sonderoperation in der Ukraine, die am 24. Februar begann, gespalten ist (https://ngdeutschland.de/patriotismus-und-krieg-in-der-ukraine/). Nach deren Beginn und der im Herbst erfolgten Teilmobilmachung erlebte das Land einen Exodus vieler begabter und gestandener Bürger, die das Abenteuer im Nachbarland nicht unterstützen. Mitunter sind daher auch drastische Aussagen, Kommentare und Wünsche zu vernehmen, die jedoch nicht die Masse ausmachen und die Dmitrij Medwedjew aber zum Anlass nahm, am 28. Dezember in seinem Telegram-Kanal einen Eintrag zu posten, der mit Sicherheit die Meinung vieler Offizieller Russlands (jedoch auch einfacher Russen) reflektiert. Aus diesem Grund hat die Redaktion „NG Deutschland“ eine Arbeitssetzung vorgenommen, damit sich diejenigen, die die russische Sprache nicht beherrschen, selbst eine Meinung über die Medwedjew-Worte bilden können.

„Bekanntlich wiederholt sich die Geschichte nach einer Tragödie bereits als eine Farce. Vor mehr als einhundert Jahren hatten unsere „außerparlamentarischen Oppositionellen“ heftig unserer Heimat eine Niederlage im Ersten Weltkrieg gewünscht. Zu einem Ergebnis wurden der Untergang des Imperiums, zwei Revolutionen und ein blutiger Bürgerkrieg, der 17 Millionen Menschen unterschiedlicher politischer Anschauungen das Leben kostete.

Die frischen Opera der ins Ausland gegangenen Handlanger des State Departments des 21. Jahrhunderts lesend, kann ich mich nicht von der Empfindung lösen, dass nach einer großen Tragödie die Zeit einer widerwärtigen Farce begonnen hat. Erneut endlose Flüche an die Adresse der Herrschenden und für das eigene Vaterland Wünsche für eine schnellstmögliche Niederlage im Krieg, und häufig – primitive Träume von einer Vernichtung des heutigen Russlands.

So etwas zu lesen, ist widerlich, besonders unter Berücksichtigung dessen, dass unsere Militärs mit Waffen in den Händen vor dem Hintergrund dieser Abscheulichkeiten unser Land verteidigen, wobei sie täglich Leben riskieren und Wunder eines wahrhaftigen Heldentums demonstrieren. Die sich verpissten Scheusale aber wünschen ihren Landsleuten und ihrem Land täglich den Tod. Ich kann es nicht glauben. Obgleich sie offensichtlich alle, die derzeit kämpfen oder zumindest für einen Sieg über den ukrainischen Nazismus eintreten, für Menschen geringerer Sorte halten, die nicht zu subtilen Emotionen und einer adäquaten Wahrnehmung des Lebens in Lage sind. Die blödes und unkrautartiges Menschenmaterial sind. Simpel gesagt: Sie verachten uns alle, die wir in unserem Land die absolute Mehrheit sind. Warum schreibe ich darüber?

Erstens. Verräter, die ihr Land so hassen sowie zu dessen Niederlage und Untergang aufrufen, müssen als hostis publicus, als Feinde der Gesellschaft bzw. Volksfeinde angesehen werden. Unabhängig von der juristischen Bewertung ihrer Taten. Als Staatsfeinde, enemy oft he state, wenn man ihr geliebtes amerikanisches Äquivalent verwendet. Mit ihnen muss ganz fest diese Definition verbunden sein. Selbst wenn keiner keinerlei ordnungs- oder strafrechtliche Verfahren gegen diese Personen eingeleitet hat.

Zweitens. Solche Menschen darf man bis zum Ende ihrer Tage nicht zurück nach Russland lassen. Man muss sie vollkommen von den Einnahmequellen in unserem Land abschneiden, worin sie auch bestanden haben. Die unmoralische Situation, in der Verräter, die ihrem Land eine Niederlage wünschen, parallel in Russland Geld verdienen, muss man ein und für allemal beenden.

Drittens. Eine Heimkehr solcher Personen kann nur im Falle einer vorab vorgenommenen eindeutigen öffentlichen Buße erfolgen. Und in angemessenen Fällen – nur nach einer Amnestie oder Begnadigung.

Obgleich es für sie besser wäre, nicht zurückzukehren.“

Original unter der Adresse: https://t.me/medvedev_telegram/239