Laut einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungszentrums VTsIOM zum Tag der Volkseinheit ergibt sich gewissermaßen, dass der 4. November mit jedem Jahr für die Gesellschaft immer verständlicher wird. Die Summe der positiven Antworten auf die Frage nach seiner Wichtigkeit hat 75 Prozent erreicht. Jedoch sind 59 Prozent immer noch nicht auf dem Laufenden, was für ein Ereignis zum Anlass für den Feiertag geworden ist (er wird seit 2005 begangen – Anmerkung der Redaktion). Natürlich, die Zahl der informierten Befragten nimmt alljährlich ein wenig zu. Dafür hat aber die Vorstellung darüber, dass sich die Volkseinheit nur verstärke, eine Rückwärtsentwicklung begonnen. Langsamer geworden ist auch – nach einem starken Anstieg im Jahr 2022 – die Zunahme der Unterstützung der Meinung, dass es überhaupt eine Einheit in Russland gebe. Interessant ist dabei solch eine Tatsache: Pessimisten sind häufiger unter jungen Menschen, Männern, Empfängern von Informationen aus dem Internet, armen Menschen sowie den Einwohnern von Moskau und Petersburg anzutreffen.
Von der Wichtigkeit, Feiertage wie den 4. November zu begehen, sprachen in diesem eindeutig 39 Prozent der Befragten. Weitere 36 Prozent waren bereit gewesen, dem zuzustimmen. Die sich so ergebenen 75 Prozent suggerieren sozusagen Optimismus, besonders bei einem Vergleich mit den 71 Prozent des vergangenen Jahres. Doch das VTsIOM selbst informiert auch, dass es im Jahr 2017 ganz und gar 78 Prozent gewesen waren. Damals hatte man freilich den Tag der Volkseinheit in Bezug auf die Aktualität zusammen mit dem Tag Russlands am 12. Juni untersucht. Die Gesamtzahl derjenigen, die die Wichtigkeit des 4. Novembers bestreiten (21 Prozent), war die geringste der letzten Zeit. Der Wert für das Jahr 2017 betrug jedoch 18 Prozent.
Derweil ist scheinbar endlich gelungen, die Anzahl jener Befragten auf einen mehr oder weniger ordentlichen Wert von 24 Prozent zu bringen, die wissen, was einst an diesem Tag vor bereits mehr als 400 Jahren geschehen war. Der Tag der Befreiung von der polnischen Intervention durch Minin und Poscharskij. Solch eine Variante hatte das VTsIOM angeboten, wobei aus irgendeinem Grunde nicht ausgewiesen wurde, was denn befreit worden war. Sicherlich, weil die Bürgerwehr die Kontrolle über Moskau doch am 7. November erlangt hatte. Und am 4. (November) erfolgte, wie man bereits anderthalb Jahrzehnte scherzt, eine Befreiung jener Orte, wo sich heute ein Komplex von Gebäuden am Alten Platz befindet (und in denen Institutionen der Kremlverwaltung u. a. untergebracht sind – Anmerkung der Redaktion). In früheren Jahren machten die Informierten stets weniger als 20 Prozent aus. Und noch erklärten, dass sie die Frage nicht beantworten könnten. Heute aber machen solche noch 59 Prozent aus.
Mit seiner nächsten Frage begab sich das VTsIOM auf ein heileres Pflaster. Man erkundigte sich bei den Befragten, ob es denn jetzt in Russland eine Volkseinheit gebe. Herauskam, dass 58 Prozent meinen, dass sie eher gebe, 35 Prozent aber, dass es sie eher nicht gebe. Die Daten sehen selbst im Vergleich mit dem Jahr 2022 (56 bzw. 37 Prozent) nicht schlecht aus. In den Kommentaren zu dieser Zahl verweisen die kremlnahen Soziologen, dass dies ein Wert für einen weiteren Zusammenschluss unter den Bedingungen der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine sei. Und eine analoge Situation hätte es auch im Jahr 2015 nach dem Beitritt der Krim zum russischen Staatsverband gegeben – mit einem Ansteigen der Zahl von 44 bis auf 54 Prozent. Aufmerksamkeit erregt jedoch die instabile Dynamik. Schließlich machten bereits im Jahr 2016 die Optimisten erneut nur noch 44 Prozent aus.
Noch bezeichnender sind die Daten für die weiteren Jahre. Beispielsweise war im Jahr 2019 das Gefühl einer Volkseinheit bei 37 Prozent geblieben, wobei die Zahlen für das Jahr 2018 überhaupt fehlen. Möglichweise harmonierten sie nicht sehr mit den Ergebnissen der Präsidentschaftswahlen. Daher kann man lediglich mit den 54 Prozent vom Jahr 2017 einen Vergleich anstellen und vermuten, dass der Rückgang natürlich in keiner Weise mit den Realitäten nach den Wahlen und besonders mit der Rentenreform in einer Verbindung standen. Sicherlich hatte sich einfach die herbstliche pessimistische Stimmung auf die Umfrageergebnisse ausgewirkt. Ganz genauso wie auch im Jahr 2021 der Rückgang bis auf 31 Prozent derjenigen, die an die Einheit glaubten, auf keinen Fall mit den Versuchen einer Zwangsvakzinierung gegen COVID in einem Zusammenhang gestanden hat. Wahrscheinlich hatte sich das nasskalte Wetter ausgewirkt. Übrigens, aus irgendeinem Grunde hatte das VTsIOM entschieden, keine Bestimmung dieses Parameters im Jahr 2020 vorzunehmen.
Und eine bereits ganz und gar apolitische Herangehensweise demonstrierten die VTsIOM-Soziologen, als sie entschieden, die Umfrageteilnehmer danach zu befragen, ob sich denn im letzten Jahr die Volkseinheit verstärkt habe oder nicht. Es stellte sich heraus, dass im Jahr 2022 49 Prozent positiv antworteten. Jetzt aber nur 45 Prozent, während für die Variante „ist schwächer geworden“ 21 Prozent stimmten (im vergangenen Jahr – 17 Prozent). Und die Anzahl der Vertreter der Antwort „hat sich nicht verändert“ ist auch von 28 bis auf 25 Prozent gesunken. Aber noch bezeichnender sind die Zahlen geworden, die vom Geschlecht, dem Alter, der materielle Lage und dem Wohnort, dem Bildungsniveau und der Form des Medienkonsums bestimmt werden. Wenn man sich kurz fasst, so bezweifeln die jungen Generationen am meisten sowohl die Volkseinheit als auch deren Zunahme. Skeptischer als die Frauen sind die Männer. Die gebildeten aber sind dagegen größere Optimisten als die Menschen mit einer Mittelschulbildung. Die Einheit empfinden in größerem Maße einerseits die materiell besser gestellten Bürger und andererseits die Provinzler, die in Dörfern und Städten mittlerer Größe leben.
Die größte Kluft besteht aber zwischen jenen, die Nachrichten aus dem Fernsehen konsumieren, und jenen, die dafür das Internet nutzen. Unter den ersten sehen 71 Prozent eine Einheit des Volkes, unter den Internetnutzern sehen diese lediglich 47 Prozent. Den Umfrageergebnissen verliehen auch die Einwohner von Moskau und Petersburg einen besonderen Akzent. Unter ihnen „betonen 47 Prozent, dass es eine Einheit gebe, 48 Prozent, dass sie es nicht gebe“, wie selbst das Allrussische Meinungsforschungszentrum VTsIOM schrieb.