Die Wissenschaftler-Welt ist durch eine jüngste Mitteilung in Aufregung geraten, die in einer Reihe von Wissenschaftsmagazinen über eine sich nähernde Eiszeit, die den Planeten erfassen kann, veröffentlicht wurde.
In einer Untersuchung niederländischer Wissenschaftler aus der Universität Utrecht gehe es, wie die deutsche „Süddeutsche Zeitung“ betonte, um eine Atlantische Umwälzbewegung (abgekürzt Amoc für Atlantic Meridional Overturning Circulation), die ein System von ozeanischen Strömungen darstellt, die auch den Golfstrom einschließen, der Wärme vom Äquator zur nördlichen Erdhalbkugel bringt. Dort kühlen sich die Strömungen ab, werden salzhaltiger und verlagern sich in die Tiefe, von wo aus sie wieder gen Süden gelangen. Diese Untersuchungen wurden in der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht.
In einem entsprechenden Beitrag wird erklärt, dass das System der Strömungen im Atlantischen Ozean bereits in den nächsten Jahrzehnten kollabieren könne, warnten die Wissenschaftler. Dies werde einen globalen Einfluss auf das Wetter in der ganzen Welt ausüben und jeden Menschen tangieren.
Die AMOC spielt eine Schlüsselrolle im Klimasystem der Erde. Sein Zusammenbruch werde Folgen von planetarer Dimension nach sich ziehen, einschließlich rauerer Winter und eines Ansteigens des Meerespegels in einer Reihe von Regionen Europas und den USA, aber auch einer Verlagerung der Regenzeiten in den Tropen.
Frühere Untersuchungen zeigten, dass die globale Erwärmung die ozeanischen Strömungen beeinflussen. Gletscher tauen ab, Süßwasser gelangt in den Ozean und verringert dort den Salzgehalt und die Dichte des Wassers. „Wenn das Wasser zu salzarm oder zu warm wird oder beide Phänomene gleichzeitig wirken, werde das fließbandartige System der Strömungen aussetzen“, erläuterten Experten. So etwas passierte bereits in der Vergangenheit. Vor rund 12.000 Jahren stoppte ein schnelles Abtauen der Gletscher bzw. Polkappen die AMOC, weshalb sich die Temperatur im Norden um 10 bis 15 Grad Celsius veränderte.
Wissenschaftler haben unterschiedliche Prognosen bezüglich der künftigen AMOC formuliert. Einige von ihnen sind recht optimistisch. Beispielsweise die, wonach es bis zum Jahr 2100 zu keinem vollständigen Stopp der Strömungen kommen werde. Eine neue Studie aber, nunmehr bereits aus der Universität Kopenhagen, gelangt zu einem weitaus besorgniserregenderen Schluss. Die Beobachtungen der AMOC erfolgen erst seit dem Jahr 2004. Die dänischen Forscher blickten tiefer in die Vergangenheit, wobei sie die Oberflächenwassertemperatur im Nordatlantik, südlich von Grönland für einen Zeitraum von 150 Jahren (von 1870 bis in die 2020er Jahre) analysierten. Diese Region erwärmt sich dankt dem Wasser, das durch die Strömungen aus den Tropen eingebracht wird. Wenn es sich abkühlt, werde das System der Strömungen dementsprechend schwächer. Die Wissenschaftler untersuchten die Temperaturschwankungen und ermittelten „Signale für eine Frühwarnung“ über kritische Veränderungen der AMOC. Entsprechend den Schlussfolgerungen des dänischen Forscherteams befinde sich der wahrscheinlichste Punkt für einen Kollaps im Bereich bis zum Jahr 2095. Möglicherweise könne er aber schon im Jahr 2025 erfolgen. Der wahrscheinlichste Punkt für einen Kollaps befinde sich aber „irgendwo zwischen den Jahren 2039 und 2070“. In der Studie ist ebenfalls der Appell zu raschen und effektiven Maßnahmen für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen, für eine Verringerung der globalen Temperaturen und für eine Verlangsamung des Schmelzens in der Arktis enthalten. Dies erlaube jedoch, dass das System der Strömungen nicht vollkommen kollabiert, betonte das Magazin „Nature“.
Eine andere Untersuchung zeigte, dass die grönländische Eiskappe weitaus anfälliger gegenüber der Erwärmung sei, als früher angenommen wurde. Sie war vor 400.000 Jahren vollkommen abgetaut.
Das deutsche Blatt „Der Westen“ macht den deutschen Bundesbürgern damit Angst, dass im Falle eines Kollapses der AMOC die Temperaturen in Deutschland bis auf minus 30 Grad Celsius absacken würden. Die Redaktion der Zeitung wandte sich an den Klimaforscher Torsten Kanzow, Leiter der Sektion Physikalische Ozeanographie der Polarmeere am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, zwecks Erläuterungen zu der Analyse, die von den niederländischen Wissenschaftlern vorgelegt worden war. Aus seiner Sicht erfolge zu dieser Frage in den Wissenschaftler-Kreisen eine Diskussion. Er selbst ist aber der Annahme, dass zur ersten Folge der Verlangsamung des Golfstroms ein Zufrieren der bisher noch eisfreien Häfen an der Küste Norwegens werde. Und die vorliegenden Analysen würden nach seiner Meinung das Tempo der Klimaerwärmung angeblich nicht berücksichtigen, die die Folgen des Beginns von Kälteperioden im Norden Europas abschwächen müsste. Es sei jedoch außerordentlich schwierig, diese Prozesse aus der heutigen Sicht zu beurteilen.
Freilich gehen die westlichen Klimaforscher nur vom Faktor der anthropogenen Tätigkeit des Menschen aus. Obgleich den Prozess der Erwärmung auch andere Faktoren beeinflussen, die vom Menschen nicht kontrolliert werden. Über sie hat die Beilage der Moskauer „Nesawissamaya Gazeta“ („NG-Energie“) bereits im Verlauf einer Reihe von Jahren geschrieben. Dies sind sowohl eine Verlagerung der Erdachse als auch die Sonnenaktivität. Jüngst haben russische Forscher noch einen Faktor ermittelt, der gerade die Geschwindigkeit des Abschmelzens des Eises in den arktischen Regionen und die Verringerung der Antarktis-Polkappe beeinflusst.
Es ist bekannt, dass sich die Ergebnisse der globalen Klimaveränderung spürbar in den Polargebieten offenbaren. Die dominierende Version für die Gründe der Erwärmung ist die CO2-Emission der Industrie. In der letzten Zeit wird jedoch die Konzeption vom Einfluss des Wirkens des Menschen auf die globale Erwärmung, die zu einer Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen durch die Industrie aufruft, angezweifelt. Russische Wissenschaftler haben eine neue Hypothese mit seismischen Einwirkungen als Trigger für einen überraschenden Beginn einer Phase einer drastischen Klimaerwärmung in der Arktis 1979/1980, aber auch für die intensive Zerstörung der Gletscher in der Antarktis Ende des vergangenen Jahrhunderts vorgelegt. An der entsprechenden Untersuchung beteiligten sich Geophysiker aus dem P.-P.-Schirschow-Institut für Ozeankunde der Russischen Akademie der Wissenschaften, das Labor für komplexe Untersuchungen des arktischen Systems „Festland-Schelf“ der Staatsuniversität Tomsk, das Labor für geophysikalischen Untersuchungen der Arktis und kontinentaler Randgebiete des Weltozeans am Moskauer Physikalisch-Technischen Institut, Experten aus dem Akademie-Institut für die Theorie der Vorhersage von Erdbeben und mathematische Geophysik sowie aus dem Institut für geothermale Studien und erneuerbare Energiequellen der Russischen Akademie der Wissenschaften (Machatschkala) und dem Akademie-Institut für die Dynamik der Geosphären unter Leitung des Akademiemitgliedes Leopold Lobkowskij.
Aus der Sicht des anthropogenen Standpunktes sei die Erhöhung der Temperatur schwer zu erklären, da in jenem Zeitraum keine besondere Zunahme der Industrieproduktion beobachtet wurde. „Für die Begründung der Hypothese von der Seismologie als Trigger muss untersucht werden, ob es eine Raum-Zeit-Korrelation zwischen dem Beginn der Erwärmung in der Arktis und den schwersten Erdbeben in der Aleuten-Subduktionszone, die am nächsten zum arktischen Schelf liegt und die Grenze der lithosphärischen Platten markiert, gibt. Es stellte sich heraus, dass es solch eine Korrelation gibt, aber mit einer zeitlichen Verschiebung von etwa 20 Jahren“, berichtete Leopold Lobkowskij.
In der Tat, historische Daten belegen, dass sich die stärksten Erdbeben am Aleuten-Bogen Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der recht geringen Zeitspanne 1957-1965 ereignet hatten. Es ergibt sich da die Frage: Von welcher Art war die 20jährige Verzögerung der Klimaveränderungen? Eine Antwort darauf gibt die Theorie über tektonische Deformationswellen, die in der elastischen Lithosphäre – der Erdkruste – auftreten. Diese Wellen werden durch überaus starke Erdbeben ausgelöst und verbreiten sich in horizontaler Richtung mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 km/Jahr. Bei solch einer Geschwindigkeit legt die Deformationswelle die Entfernung von ca. 2000 Kilometern zwischen dem Aleuten-Bogen und dem arktischen Schelf gerade innerhalb von 20 Jahren zurück.
Der physikalische Mechanismus, der die Klimaerwärmung gewährleistet, hängt mit der Zerstörung megastabiler Gashydrate (die sich in den Dauerfrostböden und -gesteinen des Arktis-Schelfs befinden) und mit den zusätzlichen Spannungen aufgrund der Deformationswellen zusammen. Die megastabilen Gashydrate enthalten freies Methan, das durch dünne Eisschichten eingeschlossen wird. Die Zerstörung dieser Eisschichten führt zu einer Freisetzung des Methans aus den Dauerfrostgesteinen. Es gelangt in das Wasser des seichten Schelfs und weiter in die Atmosphäre. Unter Berücksichtigung des starken Treibhausgaseffektes von Methan, der die Wirkung von Kohlendioxid erheblich übersteigt, führt die Emission zu einer spürbaren Erwärmung. Methan-Emissionen erfolgen auch im Bereich des angrenzenden Festlandes, womit die zahlreichen Krater in der Tundra zu erklären sind.
Ein analoger Mechanismus (seismische Ereignisse als Trigger) wirkt ebenfalls in der Antarktis. Dort erfolgte der Beginn der Phase einer anormalen Klimaerwärmung praktisch synchron mit der in der Arktis (wie auch auf dem gesamten Erdball). 1960 ereignete sich im zentralen Teil der Chile-Zone, die sich in einer relativen Nähe zur Antarktis befindet (analog dem Aleuten-Bogen in Bezug auf das Arktis-Schelf), ein Erdbeben mit einer Magnitude von 9,5, das schwerste in der gesamten Geschichte der Beobachtungen. Eine besonders spürbare Zunahme der Temperatur in der Antarktis hat man in den letzten Jahrzehnten vor dem Hintergrund einer drastischen Aktivierung der Zerstörung der Erd- und Schelfgletscher zu fixieren begonnen, in erster Linie im Gebiet der Antarktis-Halbinsel – das Larsen-Schelfeis (A, B, C), der Wilkins- und der Georg-VI.-Gletscher, der Ross-Gletscher u. a.
Der Mechanismus auf der Grundlage seismischer Wirkungen als Trigger erlaubt zu erklären, warum sich die polaren Regionen wesentlich schneller als der Hauptteil unseres Planeten erwärmen. Das neue geodynamische Modell der russischen Wissenschaftler sagt gleichfalls eine weitere Beschleunigung der Zerstörung von Gletschern und eine Klimaerwärmung in der Antarktis in der nächsten Zukunft aufgrund der beispiellosen Zunahme der Häufigkeit überaus schwerer Erdbeben im südlichen Teil des Pazifiks Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts voraus. „Die von uns unterbreitete geodynamische Hypothese, die auf den Naturfaktoren der Klimaerwärmung beruht, konkurriert mit der dominierenden Version von der bestimmenden Rolle des anthropogenen Faktors bei der globalen Erwärmung und führt zu völlig anderen Schlussfolgerungen und Konsequenzen. Wenn man die wichtige Rolle des natürlichen Faktors anerkennt, so ist es logisch, die wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen zu revidieren, die eine recht schnell Reduzierung der Industriebranchen (mit einer großen Schadstoffemission – Anmerkung der Redaktion) vorsehen, was sich negativ auf die Entwicklung der (Volks-) Wirtschaft der Ressourcen fördernden Länder, zu denen Russland, China, eine Reihe von Ländern des Nahen Ostens u. a. gehören, auswirken kann. Auf jeden Fall ist es erforderlich, wenn Zweifel aufkommen, für eine Ermittlung der Wahrheit alternative Theorien vorzubringen sowie deren starken und schwachen Seiten zu untersuchen, wobei man letzten Endes zu objektiven Schlussfolgerungen gelangt“, resümierte Leopold Lobkowskij.