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Die Europäische Union plant, auf russisches LNG zu verzichten


 

 

Im 14. Paket der antirussischen Sanktionen, das in Brüssel vorbereitet wird, ist geplant, ein Verbot von Lieferungen verflüssigten Erdgases (LNG) aus Russland aufzunehmen. „Die Annahme des 14. Sanktionspaketes ist einer der wichtigsten Schritte. Wir beabsichtigen, ein Verbot für den Import verflüssigten Erdgases aufzunehmen“, sagte Schwedens Außenminister Tobias Billström. Im Europaparlament nannte man bereits einen Zeitraum für die Verabschiedung des neuen Sanktionspaketes – Anfang Juni. Solch eine Information verbreitete der tschechische Abgeordnete im Europaparlament Tomáš Zdechovský.

Zuvor hatte man in der Europäischen Kommission erklärt, dass es Schwierigkeiten bei der Abstimmung des neuen Pakets von restriktiven Maßnahmen gibt. Präzisiert wurde, dass die neuen Sanktionen auf eine Bekämpfung des Umgehens der bereits verhängten Restriktionen abzielen würden.

Der Verbrauch an Erdgas durch Europa macht derzeit um die 400 Milliarden Kubikmeter im Jahr aus. Im vergangenen Jahr belief sich der LNG-Import der Europäischen Union auf 132,646 Milliarden Kubikmeter. Aus den USA wurden davon 62,387 Milliarden Kubikmeter in die Region geliefert, aus Russland 17,688 Milliarden Kubikmeter. Die Lieferungen aus Russland hatten sich damit im Vergleich zum Jahr 2022 (18,553 Milliarden Kubikmeter) etwas verringert. Aus den USA waren sie dagegen angestiegen (im Jahr 2022 waren es noch 54,831 Milliarden Kubikmeter).

Mehr als 30 Prozent der Wohnräume werden in der Europäischen Union mit Erdgas beheizt. Laut Angaben des Statistikamtes Deutschlands erhält das Land Pipelinegas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Mit der Stilllegung des Feldes Groningen in den Niederlanden Ende April (aufgrund geologischer Faktoren) werden die Lieferungen von Pipelinegas nach Deutschland zurückgehen und die Rolle des LNG zunehmen.

Die Bedeutung des Imports

Russland ist für Europa der zweitgrößte Lieferant von verflüssigtem Erdgas. Im März dieses Jahres erreichten die LNG-Lieferungen aus Russland nach Europa einen historischen Rekord mit 2,15 Milliarden Kubikmeter, hatte das Internetportal InfoTEK berichtet. Den ersten Platz halten die Vereinigten Staaten mit einer Menge von 5,151 Milliarden Kubikmeter. Aus Afrika erhielt die Region im März dieses Jahres 1,328 Milliarden Kubikmeter, aus dem Nahen Osten – 1,085 Milliarden Kubikmeter.

Der unabhängige Experte Alexander Sobko ist der Auffassung, dass ein Verzicht auf den Import von LNG aus Russland zu einer ernsthaften Verteuerung des Gases für die Importeure führen werde. Die Hauptausgaben würden auf den russischen Konzern NOVATEK entfallen. Dabei werde ein Verbot von Lieferungen an sich eine anstehende Neuaufteilung der Märkte bedeuten.

„Da der LNG-Markt mit minimalen Vorbehalten bereits ein globaler ist, in irgendeiner Weise anlog dem Erdöl-Markt, wird ein Verbot für den Import russischen LNG lediglich zu einer Neustrukturierung der Richtungen für den Ex- und den Import führen. NOVATK wird mehr LNG in die asiatisch-pazifische Region liefern, und die EU wird mehr LNG von anderen Marktteilnehmern erhalten, die wiederum in solch einem Fall ihre Lieferungen nach Asien drosseln werden“, betonte er gegenüber InfoTEK.

Dabei würden nach seiner Meinung die nichtoptimalen Transportwege unweigerlich zu einer Verteuerung der Logistik führen, die gleich zwei Faktoren beeinflussen – die Verlängerung der Transportrouten und der Mangel an Gastankern auf dem Spot-Markt, der von einer Zunahme der Transportpreise begleitet wird.

„Die zusätzlichen Kosten wird natürlich in größerem Maße NOVATEK selbst verspüren. In einem geringeren Maße werden eine geringe Verteuerung des LNG alle übrigen Importeure, darunter auch die europäischen verspüren. Da sich Jamal LNG nicht unter Sanktionen befindet, kann NOVATEK durchaus zusätzliche Gastanker auf dem Markt finden. Außerdem beginnt die Sommerperiode, in der auch ohne jegliche Verbote für einen Import von LNG in die EU ein Großteil des LNG traditionell nach Asien unter Nutzung des Nördlichen Seeweges geliefert wurde. Dies wird gleichfalls die Umgestaltung des Exports russischen LNG von der Jamal-Halbinsel vereinfachen, wenn dies wirklich notwendig wird“, meint Sobko.

Laut Angaben von Analytikern aus dem in Brüssel ansässigen Think Tank Bruegel hat sich in Europa eine Zunahme des Imports von verflüssigtem Erdgas aus Russland abgezeichnet. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres haben die Länder der Europäischen Union 3,741 Milliarden Kubikmeter aus der Russischen Föderation erhalten (im analogen Zeitraum des Vorjahres – 3,464 Milliarden Kubikmeter), betont InfoTEK.

Die Gaslieferungen per Pipelines aus Russland nach Europa machten im vergangenen Jahr um die zehn Prozent vom gesamten Gas-Import der Region aus. Unter Berücksichtigung des verflüssigten Erdgases erreiche dieser Anteil (der Anteil Russlands) etwa 15 Prozent lt. Angaben des Verbands Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas ENTSOG. Dies hängt jedoch nicht mit einer Zunahme der tatsächlichen bzw. physischen Lieferungen zusammen, sondern mit dem generellen Rückgang der Nachfrage und des Imports von Erdgas in der Europäischen Union.

Im ersten Quartal dieses Jahres hielt der Trend zur Verringerung des Imports an. So wurden lt. Bruegel-Angaben in den ersten dreizehn Wochen des Jahres 2024 75,778 Milliarden Kubikmeter importiert. Im gleichen Zeitraum des vorherigen Jahres 78,1 Milliarden Kubikmeter.

Die EU brauche nach wie vor russisches LNG, um einen Energie-Schock zu vermeiden, schrieb die Londoner Financial Times. Die Appelle, auf dieses Gas zu verzichten, würden bei den Lesern des Blattes Unmut auslösen. Die Kommentatoren sind überzeugt: Die Politiker würden sich mit einer Selbstverstümmelung befassen.

Die EU-Energieaufsichtsbehörde warnte, dass, um einen Energie-Schock zu vermeiden, der Block nach wie vor verflüssigtes Erdgas aus Russland importieren müsse – entgegen dem Bestreben einiger Mitglieder, den Einkauf von Brennstoffen aus Moskau zu verbieten.

Die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) erklärte jüngst, dass man an die Versuche, den Import russischen LNG nach Europa in Rekordumfängen einzuschränken, „mit Vorsicht“ herangehen müsse, da die Lieferungen von Pipelinegas aus dem Land bis zum Jahresende zurückgehen würden. „Man muss etappenweise an die Verringerung des Imports russischen LNG herangehen“, erklärte die in Ljubljana ansässige Agentur in einem Report, wobei sie unterstrich, dass es für die EU schwierig sei, eine Balance zwischen der Energiesicherheit und dem Bestreben, den russischen Finanzen durch eine maximale Reduzierung der Einkäufe einen Schlag zu versetzen, zu finden. Die Institution verfolgt aufmerksam die ungünstigen Geschehnisse auf dem Energiemarkt Europas und spielt eine führende Rolle bei der Koordinierung der Tätigkeit der nationalen Aufsichtsbehörden.

Obgleich es der EU seit Beginn der großangelegten Militäroperation des Kremls in der Ukraine im Jahr 2022 gelungen ist, russisches Pipelinegas durch LNG zu ersetzen, befindet sich der globale Gas-Markt nach wie vor in einem angespannten Zustand. Die Energiemärkte sind in diesem Jahr vor dem Hintergrund der Ängste vor einer Eskalierung des Krieges Israels gegen die HAMAS und vor einer möglichen Konfrontation mit dem Iran instabil, obwohl sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Zunahme der Preise für Öl und Gas als eine relativ moderate erwiesen hat.

Mit der Zeit hat die EU ihren Verzicht auf russisches Pipelinegas aufgrund der Verstärkung des Erwerbs von LNG sowohl von Moskau als auch von anderen Lieferanten erheblich gelockert.

Die Financial Times führt etwas andere Angaben über die Rolle Russlands in der Gasversorgung Europas an. Russland sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nach den USA der zweitgrößte LNG-Lieferant für Europa mit einem Anteil von 16 Prozent der gesamten Importe. Laut Angaben von Kpler, dem führenden Anbieter von Rohstoffdaten, Analysen und Markteinblicken, haben die EU-Länder im vergangenen Jahr 15,5 Millionen Tonnen russischen LNG erworben – fast um 40 Prozent mehr als im Jahr 2021.

EU-Diplomaten sagen, dass Schweden, Finnland und das Baltikum ein unverzügliches und komplettes Verbot russischen LNG fordern. Dieser Schritt verlangt jedoch einen Konsens. Die Verantwortlichen der interessierten Staaten beabsichtigen, diesen Plan in der Europäischen Kommission durchzuboxen. „Dies ist eine prinzipielle Frage für die Länder der baltischen Region“, sagte einer der an den Verhandlungen teilnehmenden Diplomaten.

Russische Brennstoffe werden durch solche Länder wie Frankreich, Spanien und Belgien eingeführt. Und ein Teil von ihnen wird an Deutschland und Nachbarländer Mitteleuropas, die versuchen, die Stromkosten für die Industrie zu drücken, verkauft.

Die Aufsichtsbehörde der EU hat gleichfalls darüber Besorgnis signalisiert, dass einzelne Mitgliedsstaaten die neuen Vollmachten ausnutzen und zeitweilig die Lieferung von Gas inkl. LNG aus Russland und Weißrussland einschränken können. Betont wird, dass solche Schritte eine Verletzung langfristiger Lieferverträge, die mit Moskau vor Beginn der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine im Jahr 2022 abgeschlossen worden waren, verursachen könnten. Eine Verletzung solcher Verträge könne zu gewaltigen Strafen für die europäischen Unternehmen führen.

Die neuen Vollmachten hatte die Unterstützung des Europa-Parlaments erhalten, verlangen aber noch eine endgültige Billigung seitens der Mitgliedsstaaten.

Die Aufsichtsbehörde unterstrich, dass die EU in diesem Jahr ohne Pipelinelieferungen aus Russland über das Territorium der Ukraine 13,6 Milliarden Kubikmeter oder etwa vier Prozent des Vorjahresverbrauchs verliere. Der Vertrag über den russischen Gastransit via Ukraine läuft bis zum Ende dieses Jahres aus (und Kiew will ihn auch nicht verlängern – Anmerkung der Redaktion). Danach bleibt für russische Gaslieferungen eine einzige Pipelineroute über dem Meeresgrund des Schwarzen Meeres in die Türkei und nach Bulgarien (gemeint ist die Pipeline Turk Stream mit einer Jahreskapazität von 31,5 Milliarden Kubikmeter – Anmerkung der Redaktion).

Insgesamt ist der europäische Import von Gas aus Russland um etwa zwei Drittel im Vergleich zum Stand zu Beginn des bewaffneten Ukraine-Konfliktes eingebrochen, und dies ungeachtet der Verstärkung der Lieferungen von LNG. EU-Beamte haben die europäischen Unternehmen aufgefordert, nach Möglichkeit russisches LNG zu meiden, zumal die Speicheranlagen einen Rekord hinsichtlich der bisherigen Speichermengen erreicht haben. Und die Preise sind nach den Spitzenwerten, die zu Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine registriert wurden, gefallen.

Früher hatte die EU einen Import russischen Erdöls und russischer Kohle untersagt. Und die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, bis zum Jahr 2027 den gesamten Import von fossilen Brennstoffen aus Russland einzustellen. Die Aufsichtsbehörde unterstrich die Kompliziertheit eines vollständigen Verzichts auf russisches LNG bis zu dieser Frist und betonte, dass eine Neuorganisierung der Lieferungen durch die sogenannten „Bestimmungen über den Zielort“ – durch die faktischen Verbote für einen Re-Export – erschwert werde.

In solchen Fällen, so die Aufsichtsbehörde, „wird für das Umsetzen des Abkommens mehr Zeit gebraucht, selbst wenn das Jahr 2027 als Ziel gesetzt wurde“.

Die Position der kleinen EU-Länder

Und da gibt es noch ein Anzeichen für potenzielle Spannungen innerhalb der EU hinsichtlich der Frage der Energiesicherheit – die Warnung an Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei, dass sie aufgrund der bundesdeutschen Steuer für Gastransport möglicherweise den Import aus Russland erhöhen müssen.

Vom Prinzip her sind zum heutigen Tag nach China die größten Käufer gerade von russischem LNG Spanien und Belgien. Diese europäischen Länder mit der erforderlichen Infrastruktur fertigen die Tankschiffe ab, die verflüssigtes Erdgas transportieren. In den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres entfielen auf Spanien 18 Prozent des Gesamtumfangs des russischen LNG-Absatzes, auf Belgien – 13 Prozent. Unter den anderen bedeutsamen Importeuren sind Frankreich und die Niederlande, über deren Terminals das russisches Gas in andere Länder Europas gelangt.

Nunmehr setzt die Europäische Kommission den Plan REPowerEU um, der im Mai 2022 als Antwort auf die militärische Sonderoperation Russlands in der Ukraine verabschiedet wurde. Sein Hauptziel ist, die Europäische Union aus der Abhängigkeit von den russischen fossilen Brennstoffen – Erdöl, Gas und Kohle – herauszulösen.

Zu jener Zeit hatte die EU diese Ressourcen schon als „ökonomische und politische Waffe, als ein Mittel zur Erpressung seitens Moskaus aufgefasst. Die Hauptbefürchtung bestand darin, dass Russland unter dem Druck der europäischen Sanktionen seine Lieferungen von Erdgas für den Kontinent drastisch neuorganisieren wird.

Es wird erwartet, dass bis zum Jahr 2027 die Maßnahmen von REPowerEU Europa helfen werden, vollkommen auf russische Lieferungen zu verzichten. Warum hat sich aber in der Praxis ergeben, dass man dies nicht so schnell tun kann?

Ein Großteil des russischen LNG gelangt vom Unternehmen Jamal LNG im Nordwesten Sibiriens nach Europa (das Kontrollpaket an dem Betrieb hält NOVATEK; im September verhängten die USA gegen mehrere Strukturen des Unternehmens, die mit der Erzeugung von LNG zu tun haben, Sanktionen). Insgesamt wurden im Jahr 2022 über 16 Millionen Tonnen von Jamal-LNG nach Europa geliefert. Dies waren über 75 Prozent vom Gesamtumfang der Jahresproduktion des Unternehmens.

Geringere Mengen an LNG gelangen aus dem Leningrader Verwaltungsgebiet – von den Betrieben „Kryogas-Wyssozk“ (ein Gemeinschaftsprojekt von NOVATEK und der Gazprombank) und „Gazprom LNG Portovaya“ – in die Länder Europas.

Einige Monate nach Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine übertraf der Umfang des LNG-Imports aus Russland den maximalen Stand von Anfang des Jahres 2020. So wurden Spitzenwerte laut Angaben des analytischen Bruegel-Zentrums beispielsweise im März dieses Jahres (1,987 Millionen Kubikmeter) und im November (1,851 Millionen Kubikmeter) erreicht. Zum Vergleich: Im März des Jahres 2021 hatte Europa 1,579 Millionen Kubikmeter russischen LNG importiert, im November des gleichen Jahres – 1,186 Millionen Kubikmeter.

Die europäischen Sanktionen haben den Import russischen Erdöls drastisch verringert und ein Verbot für den Import aller Arten von Kohle ausgelöst. Sie tangierten aber nicht das LNG. Derzeit gilt in der EU ein Verbot für die Einfuhr russischen Rohöls, das auf dem Seeweg geliefert wird. Aber auch ein Embargo für Erdölprodukte. Die Gaslieferungen sind aber nicht unter die Sanktionen geraten.

Aus der Sicht der Europäischen Kommission „gefährden einseitige nationale Maßnahmen in Form von Exportrestriktionen oder Gebühren an den Grenzübergangsstellen die Energie-Solidarität“. Das Gremium lehnte es zu kommentieren ab, ob es beabsichtige, eine gerichtliche Untersuchung gegen Deutschland auf Antrag Österreichs einzuleiten. Dabei muss berücksichtigt werden, dass eine Reihe von EU-Ländern Ausnahmeregeln für den Erwerb russischen Pipelinegases nutzen, das bekanntlich über ukrainisches Territorium fließt. Die Versuche, die Kapazitäten der Gasspeicher in der Ukraine für eine Erleichterung eines vollständigen Verzichts auf russisches Erdgas aufzustocken, kann man nach den zahlreichen russischen Attacken gegen die entsprechende ukrainische Infrastruktur als gescheiterte ansehen.

Die internationale Nachfrage und das Angebot bleiben unverändert, da sie nicht von der „Position“ der EU bezüglich der Lieferanten abhängen. Die Handelsrouten können sich verschieben. Dies zieht in der Übergangsphase ein geringes Ansteigen der Preise nach sich, wesentlich wird sich aber nichts ändern.

Perspektiven für den Verzicht 

Analytiker der BBC bezweifeln, dass es Europa gelingen wird, Restriktionen für den Export russischen LNG zu verhängen. Ein drastischer Verzicht auf dieses wird nach der Reduzierung der Lieferungen per Pipelines die Europäische Union unweigerlich zu einem neuen Energie-Schock führen. Um einen Mangel an Gas zu vermeiden, befolgt die EU den Plan REPowerEU. Seine Schritte sehen eine Verringerung der Energieabhängigkeit Europas von Russland vor. Dieses Zierl kann man durch eine Aufstockung der LNG-Importe aus anderen Ländern, aber auch durch eine Reduzierung des Umfangs der Gaslieferungen zugunsten alternativer Energiequellen erreichen. Das Problem bestehe aber darin, dass es recht schwierig sei, gleichzeitig in diese beiden Richtungen zu investieren, konstatierte Andrej Belyj, Vorstandsmitglied des Consulting-Unternehmens für Energiefragen „Balesene“. „Entweder investiert man in jene alternativen Quellen, die den Gasverbrauch zu reduzieren erlauben, oder man baut neue Terminals, schließt neue langfristige Verträge ab und versucht, LNG zu bekommen. Dafür ist eine Nachfrage nötig. Oder man investiert entweder in die eine oder in die andere (Richtung). Es ist sehr schwer, dies gleichzeitig zu tun“, meint der Experte. Aber die Zukunft des LNG – vor allem in Europa – hängt von den Erfolgen der alternativen Energiewirtschaft und dem Abzug der energieintensiven Produktionsstätten aus Europa.

Ein anderes Problem besteht darin, dass der internationale LNG-Markt vom Prinzip her ständig mit einem Mangel an Mengen existiert, was einen Preisanstieg nach sich zieht. „Für Europa ist es vorteilhafter, LNG in Russland aufgrund der Logistik zu kaufen. Dies ist einfach billiger, LNG aus Russland denn aus den USA einzuführen. Daher hat Europa dessen Import erhöht“, erläutert Sergej Suwerow, Investitionsstrategie des Managementunternehmens „Arikapital“.

Heutzutage macht der internationale LNG-Markt 542 Milliarden Kubikmeter aus. Experten sind der Meinung, dass der internationale Markt des verflüssigten Erdgases, der sich zu Beginn der 2000er Jahre planmäßig als eine „flexible“ Alternative zum Export per Pipelines herausgebildet hatte und der vor allem auf den Spot-Markt und kurzfristige Verträge orientiert ist, im Verlauf der letzten drei Jahre erhebliche Veränderungen erlebte.

Beginnend ab dem Jahr 2020 ist auf dem globalen LNG-Markt eine konsequente Verringerung der kurzfristigen und Spot-Verträge zu beobachten. Dabei hat das Gesamtvolumen des LNG-Handels in dieser Zeit unablässig zugenommen. Eine Schlüsselregion hinsichtlich der Einfuhr verflüssigten Erdgases ist im Verlauf dieser gesamten Zeit Asien geblieben. Dieser Trend hat sich nicht einmal aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 verändert. Während im Jahr 2020 71 Prozent (252,83 Millionen Tonnen) des globalen LNG-Marktes auf Asien entfielen, lag dieser Wert im Jahr darauf bereits bei 73 Prozent vom gesamten exportierten LNG.

Bemerkenswert ist, dass diese Zunahme nicht nur hinsichtlich der Mengen des Pandemie-Jahres 2020 erfolgte, als aufgrund der Lockdowns insgesamt die Nachfrage nach Energieträgern zurückgegangen war. Eine Entwicklung des asiatischen Marktes vollzog sich gleichfalls vor dem Hintergrund der generellen Zunahme des weltweiten Verbrauchs von LNG im Jahr 2021 um 16,2 Millionen Tonnen. Somit blieb Asien in den Jahren 2020-2021 nicht nur eine Schlüsselregion für die Exporteure verflüssigten Erdgases, sondern hat sogar seinen Anteil am globalen Markt um zwei Prozent erhöht. Und diese konsequente Erhöhung des Gesamtanteils von Asien erfolgte vor dem Hintergrund einer weniger spürbaren Verringerung der LNG-Gesamtmengen, die auf dem Spot-Markt und entsprechend kurzfristigen Verträgen verkauft wurden. Zu einer Folge dieser Erscheinung wird ein geringer Rückgang der Preise für LNG auf den internationalen Märkten.