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Die Touareg überraschten „Wagner“-Kämpfer


Eine der separatistischen Gruppierungen Malis hat berichtet, dass es ihr am 25./26. Juli gelungen sei, einen Konvoi von Regierungstruppen zu zerschlagen, aber auch mehrere Dutzend Bürger Russlands, die zur Söldnerfirma „Wagner“ gehören, zu töten und gefangen zu nehmen, das heißt, den „Wagner“-Männern die größten Verluste seit der Zeit des Aufenthalts in Afrika zuzufügen. In den sozialen Netzwerken tauchten Videos vom Ort der erfolgten Kämpfe. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Situation in den nächsten Tagen weiterentwickeln wird. Die gefangengenommenen Bürger Russlands wollen die Separatisten — ihren Erklärungen nach zu urteilen — der Ukraine übergeben.

Über Gefechte in der Umgebung der Stadt Tin-Zautin unweit der Grenze zu Algerien im Zeitraum vom 22. bis 27. Juli hatte der Sprecher der Bewegung „Permanent Strategic Framework for Peace, Security, and Development” (CSP-DPA) Mohamed Elmaouloud Ramadane berichtet. Diese Organisation ist auch unter dem anderen Namen Azawad-Bewegung bzw. Permanent Strategic Framework for Defense and Security of Azawad bekannt. Azawad – so heißt der Staat, den die Separatisten der Touareg, eines Berber-Volkes, die nicht erst das erste Jahr Kampfhandlungen vor allem gegen die Truppen Malis führen, an den Grenzen mehrerer Staaten (Mali, Niger, Burkina Faso, Algerien und Libyen) bilden wollen.

Ramadane erklärte gegenüber Agenturen, dass seine Bewegung im Verlauf der hauptsächlichen Gefechte am 25. und 26. Juli einen Sieg errungen hätte. Abgeschossen wurde ein Hubschrauber, erobert wurden gepanzerter Technik, LKW und Tankwagen. Und dabei „hat der Gegner gewaltige Verluste an Manpower und Technik einschließlich Getöteter und Verwundeter erlitten“. Laut seinen Worten gibt es auch Gefangene. Videoaufnahmen mit ausgebrannter Technik und Leichen von Gefallenen mit europäischen Gesichtszügen wurden im Internet veröffentlicht. Auf russischer Seite, und dies wiederum auf Internetseiten und Accounts, die der Söldnerfirma „Wagner“ nahestehen, tauchten Mitteilungen auf, wonach unter den Getöteten auch der Gründer und Administrator des Telegram-Kanals Grey Zone, Nikita Fedjanin, identifiziert wurde. Er hatte sich vermutlich im abgeschossenen Mi-24-Hubschrauber befunden. Veröffentlicht wurde auch ein Video gefangengenommener Männer. Die wollen die Touareg, wie sich herausstellt, den Ukrainern übergeben (so dass die zu sehende Flagge der Ukraine offenbar kein Zufall ist – Anmerkung der Redaktion). Die CSP-DPA postete im Messenger-Dienst X (vormals Twitter) einen ganzen Appell an, wie dort gesagt wurde, „die teuren ukrainischen Brüder“. In ihm wird Solidarität mit der Ukraine bekundet aus ausgewiesen, dass die russischen Gefangenen (ihre Zahl wird nicht genannt) an die Ukraine „als Zeichen der Unterstützung und Solidarität“ übergeben werden. Von ukrainischer Seite sind dazu bisher keinerlei Kommentare abgegeben worden.

Der Generalstab der Streitkräfte Malis bestätigte in einem Kommuniqué lediglich die eigentliche Tatsache der Gefechte im Gebiet von Tin-Zautin. In ihm heißt es, dass die malischen Militärs zwei Menschen als Gefallene zu beklagen hätten. Ihre Gegner aber mindestens zwanzig. Dass unter den Verlusten Bürger Russlands sind, meldeten die malischen Militärs nicht.

Der bewaffnete Konflikt mit den Touareg erfolgt in Mali seit dem Jahr 2012. Früher handelte in ihm Frankreich als Verbündeter der Herrschenden. Die Situation änderte sich im Jahr 2021, als im Ergebnis eines Putsches Militärs unter Führung von Oberst Assimi Goita in Mali an die Macht kamen. Sie änderten die Außenpolitik des Landes, wobei sie sich gen Russland orientierten. Mali wurde zum ersten Land der Sahel-Zone, aus dem unter dem Druck der neuen amtierenden Herrschenden die französischen Truppen abziehen mussten. Die Lage in der Region blieb weiterhin eine komplizierte – nicht nur aus militärischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Nach dem Militärputsch wurden gegen Mali Sanktionen durch die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verhängt. Im Februar dieses Jahres wurden sie aufgehoben, aber nur teilweise. Zum Ergebnis des Drucks auf das Land, hinter dem nach Auffassung der malischen Herrschenden die USA und Frankreich, wurde die Tatsache, dass Bamako zusammen mit Burkina Faso und Niger eine Militärallianz der Sahel-Staaten etablierte. Sie soll unter anderem gegen die Islamisten kämpfen, mit denen die Touareg-Rebellen Kontakte unterhalten, wie die Offiziellen des Landes meinen. Möglicherweise waren sie auch an den Juli-Gefechten bei Tin-Zautin beteiligt gewesen.

Was praktisch ausgeschlossen sei, sei der Umstand, dass es in der Attacke der Touareg bei Tin-Zautin eine westliche Spur geben könne, ist sich Kirill Semjonow, ein Experte des Russischen Rates für internationale Angelegenheiten, sicher. „Für den Westen ist es schwierig, irgendwelche Unterstützung den Touareg zu leisten. Auf der einen Seite befindet sich Algerien, dem dies nicht gefallen würde, auf der anderen Seite sind die Regierungstruppen und russischen Militärs (die „Wagner“-Söldner, die unter Goita im September 2021 ins Land geholt wurden – Anmerkung der Redaktion). Daher hat er wohl kaum Kontakte mit den Touareg“, erläutert er. Eine andere Sache sind die Islamisten.

Der Experte betonte, dass weltliche Gruppierungen gegen religiöse Extremisten kämpfen, sich aber auch für die Durchführung gemeinsamer Operationen koordinieren könnten.

„Wer von den Dschihadisten an dem Überfall beteiligt gewesen sein könnte, ist schwer zu sagen. Man kann lediglich konstatieren, dass Al-Qaida (in Russland verboten) in der Region ein größeres Gewicht als der Islamische Staat (in Russland verboten) hat. Zu ihm stehen in der Sahel-Zone nicht die Touareg, sondern vor allem Vertreter des Volkes der Fulbe. Dabei ist auch der Grad des radikalen Charakters der dortigen Dschihadisten ein unterschiedlicher. Die dortige Al-Qaida hatte Verhandlungen über einen Frieden im Rahmen einer von Algerien unterbreiteten Initiative geführt. Der IS ist aber vom Prinzip her nicht zu Verhandlungen fähig“, sagte der Experte.