Die Situation im russischen Verwaltungsgebiet Kursk ist eine komplizierte. Gemeldet wird, dass im Ergebnis des Einmarschs der ukrainischen Streitkräfte 31 Menschen ums Leben gekommen sind, über 140 erlitten Verletzungen. Nach der Zerstörung der Brücken über den Fluss Sejm im Verwaltungskreis Gluschkowo haben die russischen Truppen Pontonbrücken über ihn angelegt (die sofort zu Zielen von Attacken der ukrainischen Militärs werden – Anmerkung der Redaktion), um die Evakuierung der Bevölkerung und die Versorgung der Einheiten an der Grenze fortzusetzen. Die bisherigen Versuche der ukrainischen Streitkräfte, in die Tiefe der Russischen Föderation vorzudringen, haben keinen Erfolg. Nach Einschätzungen von Experten formiere sich erst eine klare Linie der Kämpfe an der „Kursker Front“. Die Streitkräfte Russlands haben die Initiative im Donbass. Und die ukrainischen Streitkräfte bereiten sich scheinbar vor, auch in der Saporoschje-Richtung vorzurücken.
Den Informationen von Medien und des russischen Verteidigungsministeriums nach zu urteilen, konzentrieren sich die hauptsächlichen Kampfhandlungen der ukrainischen Streitkräfte im Verwaltungsgebiet Kursk auf die Verwaltungskreise Korenewo und Sudscha.
Es besteht die Gefahr von Attacken im Verwaltungskreis Gluschkowo, der im Ergebnis der Schläge gegen die Sejm-Brücke von den übrigen Territorien der Region abgeschnitten worden ist. Es besteht gleichfalls die Gefahr einer Einnahme des Bahnhofs in Gluschkowo durch ukrainische Einheiten. Insgesamt wird der Kreis von den ukrainischen Militärs augenscheinlich als eine Pufferzone gebraucht. (Im russischen Internet waren ebenfalls Befürchtungen geäußert worden, dass bis zu 3000 russische Militärs von den Ukrainern in einen Kessel genommen werden könnten. – Anmerkung der Redaktion) Derweil sind die Kreise Korenewo und Sudscha der mögliche Ausgangspunkt für Versuche eines Durchbruchs zum AKW Kursk.
Wie der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit „Achmat“ und stellvertretende Chef der militärpolitischen Hauptverwaltung des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Apti Alaudinow, erklärte, hätten die russischen Militärs das Vorrücken der ukrainischen Streitkräfte im Kreis Sudscha des Verwaltungsgebietes Kursk gestoppt. Er äußerte gleichfalls die Meinung, dass die Kampfhandlungen in der Kursker Richtung und insgesamt die gesamte militärische Sonderoperation in den nächsten zwei, drei Monate enden würden. Das Verteidigungsministerium würdigte die Handlungen der Angehörigen der 810. Separaten Garde-Marineinfanterie-Brigade der Schwarzmeerflotte aus der Truppen-Gruppierung „Norden“, die die Bewegung eines Konvois der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Kursk gestoppt hätten. Dabei seien zehn gepanzerte Fahrzeuge vernichtet und mehrere Militärs gefangengenommen worden (was mit anderen Quellen freilich nicht überprüft werden kann – Anmerkung der Redaktion).
Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation meldete am Dienstag, dass insgesamt im Gebiet Kursk in den vergangenen 24 Stunden die Versuche von Attacken durch Sturmgruppen in Richtung der Ortschaften Borki, Korenewo, Kremjanoje und Russkaja Kanapelka zum Scheitern gebracht worden seien. Schläge gegen Stellungen von vier Brigaden der ukrainischen Streitkräfte seien in den Gebieten der Ortschaften Apanassowka, Borki, Viktorowka, Kosiza, Ljubimowka, Plechowo, Tolstoi Lug sowie westlich von Bogdanowka geführt worden. Bombardiert wurden die ukrainischen Streitkräfte auch im ukrainischen Verwaltungsgebiet Sumy – konkret in den Bereichen der Ortschaften Alexandria, Belopolje, Wolnaja Swoboda, Woroschba, Loknja, Mogriza und Choten. Die Gesamtverluste der ukrainischen Militärs hätten damit in den vergangenen 24 Stunden in der Region Kursk bis zu 350 Militärs ausgemacht. Unter der vernichteten Gefechtstechnik sollen vier Panzer, ein gepanzertes Infanteriefahrzeug, zwei gepanzerter Transporter, 18 Schützenpanzerwagen, zwei Minenwerfer und eine Station für den funkelektronischen gewesen sein. Am Mittwochnachmittag meldete das Verteidigungsministerium bereits die folgenden Zahlen: In den vergangenen 24 Stunden hätte der Gegner bis zu 300 Militärs und 26 gepanzerte Fahrzeuge, darunter sechs Panzer und 17 Schützenpanzerwagen verloren. Insgesamt hätten damit seit Beginn der Kursk-Kämpfe die ukrainischen Truppen über 4400 Militärs, 65 Panzer, 316 Schützenpanzerwagen, 31 Artilleriegeschütze u. a. Gefechtstechnik verloren.
Nach Einschätzungen von Beobachtern würden die ukrainischen Streitkräfte verstärkte Aktivitäten in der Saporoschje-Richtung an den Tag legen, wobei Reserven in den Gebieten Orechowo und Kamenskoje konzentriert werden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die ukrainischen Truppen versuchen werden, für eine Einnahme des AKW Saporoschje vorzurücken.
Meldungen über eine erfolgreiche Offensive der russischen Truppen in den Richtungen Torezk und Pokrowsk tauchten gleichfalls auf. Das russische Verteidigungsministerium informierte, dass dort Einheiten der Truppengruppierung „Zentrum“ Kampfhandlungen führen würden. Am Dienstag meldete das Ministerium, dass auch im Ergebnis aktiver Handlungen dieser Gruppierungen in der Donezker Volksrepublik „eine große Gruppierung von Truppen des Gegners zerschlagen sowie eine der größten Ortschaften im Ballungsgebiet Torezk und der strategisch wichtige logistische Knotenpunkt Nowgorodskoje befreit wurden“. Dieser Tage wurde durch Russland auch eine der größten Ortschaften des Ballungsgebietes Dserschinsk in der Donezker Volksrepublik – Artjomowo – unter Kontrolle genommen.
Diese Erfolge unterstrich die „Washington Post“: „Es gibt Beweise dafür, dass die Russen faktisch gegen die letzte Verteidigungslinie bei Pokrowsk vorrücken“. Das Blatt zieht die Schlussfolgerung, dass „das unablässige Vorrücken Russlands im Donbass auf eine mögliche Schwäche der Strategie der Ukraine hinweist, da die Hoffnungen Kiews auf eine Einschränkung der russischen Erfolge im Osten aufgrund der Verlegung von Reserven in das Kursker Gebiet bisher nicht aufgegangen sind“.
Wie aus Medienberichten zu ersehen ist, unterstützen eine Reihe Länder des Westens bereits offiziell den Einmarsch ukrainischer Truppe in das Gebiet Kursk und den Einsatz ihrer Waffen in der Russischen Föderation. Gerade unter solch einem Blickwinkel kann man die Erklärung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz betrachten, wonach „Deutschland der stärkste Anhänger der Ukraine in Europa war und bleibt“. Am 20. August hatte er ebenfalls erklärt, dass Deutschland zusammen mit den anderen G-7-Staaten der Ukraine einen 50-Milliarden-Euro-Kredit für eine Unterstützung der Verteidigung und Wirtschaft des Landes bereitstellen werde. Gemeldet wird, dass Kopenhagen der Ukraine erlaubt habe, dänische Waffen gegen das Territorium Russlands einzusetzen. Dabei werde Dänemark im Rahmen eines neuen Pakets an Militärhilfe für Kiew von ausländischen und ukrainischen Herstellern Waffen im Wert von 116 Millionen Dollar erwerben, teilte die Regierung des Königreichs mit. Wie der Londoner „The Telegraph“ schreibt, werde Großbritanniens Premier Keir Starmer mit neuen Appellen, die Restriktionen für den Einsatz von Storm-Shadow-Raketen auf dem Territorium der Russischen Föderation durch die Ukraine aufzuheben, konfrontiert. Laut Angaben des Blattes bitte darum der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij. Und „vier einstige Verteidigungsminister aus der Konservativen Partei haben die Regierung aufgerufen, die Unterstützung für die Ukraine zu forcieren, wobei einige von ihnen forderten, dass Kiew britische Storm-Shadow-Raketen gegen das Territorium Russlands einsetzen kann“.
Ein Vertreter der Administration des amerikanischen Präsidenten Joseph Biden erklärte gegenüber der Zeitung „The Telegraph“, dass keine offizielle Bitte für einen Einsatz dieser Raketen gegen russisches Territorium eingegangen sei. Derweil ist in den sozialen Netzwerken ein Video aufgetaucht, das den Einsatz amerikanischer hochpräziser Bomben des Typs GBU-39B SDB im Verwaltungsgebiet Kursk zeigen sollte. Diese Waffensysteme würden angeblich durch ukrainische Jagdflugzeuge des Typs MiG-29 und Su-27 eingesetzt werden.