Die im nächsten Jahr anstehenden Feierlichkeiten aus Anlass des 80. Jahrestages des Sieges des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg werden zu einem Anlass, zur Frage nach einer Umbenennung von Wolgograd in Stalingrad zurückzukehren. Dies teilten mit der Intrige bekannte Quellen der „NG“ in Wolgograd und Moskau mit, wobei angenommen wird, dass zum 9. Mai 2025 der Name „Stalingrad“ auf die Landkarte Russlands zurückkehren kann. Die regionalen Offiziellen haben für solch eine Rückkehr die erforderliche normative Rechtsbasis vorbereitet. Jetzt liegt alles beim politischen Willen des föderalen Zentrums.
Am vergangenen Freitag, am 23. August, wurde bereits entsprechend einer Tradition Wolgograd für einen Tag in Stalingrad umbenannt – zum Gedenken an die Opfer des barbarischen faschistischen Bombardements der Stadt an der Wolga 1942, wodurch tausende Menschen ums Leben gekommen waren, Alte, Frauen, Kinder, die es nicht geschafft hatten, ins Hinterland evakuiert zu werden. Bereits seit rund zehn Jahren ist der 23. August neben anderen bedeutsamen Daten aus der Geschichte der Stalingrader Schlacht ein Anlass für eine eintägige Umbenennung.
Die Idee für solch eine Änderung des Namens der Stadt für einen Tag – zuerst nur am 2. Februar, am Tag des Sieges vor Stalingrad – war erstmals auf Initiative des Klubs der Wolgograd-Experten – einer informellen Gemeinschaft, die Politologen, Journalisten, mehrere einheimische Politiker und Aktivisten des öffentlichen Lebens vereint – aus der Taufe gehoben worden. Später hatten sie Abgeordnete der Wolgograder Stadtduma aufgegriffen und weiterentwickelt, die vorschlugen, die Stadt bereits mehrmals im Jahr in Stalingrad umzubenennen. Solch ein Schritt sollte helfen, einerseits das sich verstärkende Bedürfnis eines Teils der Wolgograder nach einer Rückgabe des Namens „Stalingrad“ an die Stadt zu fixieren, andererseits aber auch keinen Konflikt zwischen der „Wolgograd“- und der „Stalingrad“-Partei zu provozieren, zumal laut öffentlichen Meinungsumfragen über 50 Prozent der Einwohner der Heldenstadt an der Wolga für eine Beibehaltung des Namens „Wolgograd“ plädieren.
In den letzten drei Jahren hat sich die Haltung der Einwohner von Wolgograd zu einer Umbenennung der Stadt prinzipiell nicht verändert. Laut Angaben einer Umfrage des staatlichen Allrussischen Meinungsforschungszentrums VTsIOM, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, treten 67 Prozent der Einwohner der Stadt für eine Beibehaltung des Namens „Wolgograd“ ein und unterstützen nicht die „Stalingrad“-Partei. Für eine Rückkehr des Namens „Stalingrad“ auf die Landkarte Russlands plädierten sicher rund 20 Prozent der Einwohner von Wolgograd. Die übrigen Umfrageteilnehmer hatten sich entweder nicht festgelegt oder unterstützten die Idee, der Stadt den Namen „Zarizyn“ – den ursprünglichen Namen von Wolgograd – zurückzugeben.
Ungeachtet der soziologischen Erhebungen haben die Anhänger des Namens „Stalingrad“ nicht vor aufzugeben und glauben an ihren Sieg in dem Toponymie-Kampf. Optimismus verleiht ihnen nicht nur der sich verstärkende staatliche Kurs auf die Gestaltung und Festigung einer neuen national-patriotischen Ideologie, die in der Zeit der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine besonders nötig ist. Sondern auch die große Popularität der Idee der Umbenennung der Heldenstadt an der Wolga in Stalingrad außerhalb der Millionen-Metropole. In der Tat, unter den Einwohnern von Wolgograd ist die Idee einer Umbenennung in Stalingrad gegenwärtig nicht sehr populär. Jedoch steht fast der Großteil der Einwohner des Verwaltungsgebietes Wolgograd solch einer Perspektive durchaus positiv gegenüber. Quellen der „NG“, die mit der Situation vertraut sind, erklären, dass auf gesamtrussischer Ebene die Marke „Stalingrad“ im Wettbewerb mit Wolgograd sicher gewinnt. Und wenn die Entscheidung über die Wahl des Stadtnamens bei einem gesamtnationalen Referendum gefällt werden würde, so wäre der Sieg der „Stalingrad“-Partei bei ihm ein unweigerlicher und vernichtender.
Tatsächlich hänge das „Klemmen“ bei der Realisierung des Vorhabens zur Umbenennung von Wolgograd in Stalingrad, wie Quellen der „NG“, die in die Toponymie-Intrige involviert sind, erklärten, nicht mit dem geringen Rating der „Stalingrad“-Partei in der Heldenstadt an der Wolga zusammen, sondern mit dem Ausbleiben eines politischen Willens seitens des föderalen Zentrums. Die Gegner einer Umbenennung unterstreichen gern, dass Präsident Wladimir Putin sich nirgends nicht einmal direkt für eine Rückgabe des Namens „Stalingrad“ an die Wolgastadt ausgesprochen habe. Im russischen politischen System hat dies eine sehr große Bedeutung. „Wenn ein Vertreter des Kremls sagt, dass die Entscheidung über eine Umbenennung in Stalingrad eine Sache der Einwohner sei, bedeutet dies, dass der Kreml solch eine Entscheidung nicht unterstützt“, erklärte der „NG“ einer der Anhänger der „Wolgograd“-Partei, wobei er daran erinnerte, dass, „wenn der Kreml irgendetwas brauche, er sich nicht allzu sehr für die Meinung der Einheimischen interessiert“. „Die Umbenennung zuerst von Zarizyn in Stalingrad und dann von Stalingrad in Wolgograd erfolgte durch eine willkürliche Entscheidung der zentralen Offiziellen in Moskau. Die Meinung der Einwohner hatte keinen interessiert“.
Die Anhänger der „Stalingrad“-Partei hoffen jedoch, dass sich die Situation jetzt ändern werde, da sich anhand von indirekten Anzeichen nach zu urteilen auch die Linie des föderalen Zentrums zu ändern begonnen hat. Zu einer der Grundlagen für solche Hoffnungen wurde die Tatsache, dass im November vergangenen Jahres durch Abgeordnete der Wolgograder Gebietsduma Änderungen am regionalen Gesetz über die administrative und territoriale Gliederung des Verwaltungsgebietes Wolgograd vorgenommen wurden. Von nun an kann man die Frage über eine Umbenennung von Städten und Ortschaften in der Region nicht bei einem lokalen, sondern bei einem Gebietsreferendum klären. Anders gesagt: Im Falle der Durchführung eines Plebiszites bezüglich einer Umbenennung von Wolgograd in Stalingrad werden alle Einwohner des Verwaltungsgebietes Wolgograd an ihm teilnehmen können, nicht nur die Inhaber einer Registrierung bzw. Anmeldung in der Heldenstadt an der Wolga. Und dies ändert prinzipiell die Sache: In solch einem Fall wird die „Stalingrad“-Partei sicherlich die Mehrheit erhalten.
Unter Berücksichtigung der maximalen Zentralisierung des heutigen russischen politischen Systems und der in ihm aufkommenden Initiativen, kann man nicht daran zweifeln, dass die Vornahme prinzipieller Änderungen am Gebietsgesetz, die erlauben, das Problem des für die „Stalingrad“-Partei unvorteilhaften Stadt-Referendums zu umgehen, mindestens mit dem föderalen Zentrum abgestimmt wurde. Und da dem so ist, könne man, nehmen die Anhänger Stalingrads an, von einem Kurswechsel Moskaus in dem Toponymie-Streit sprechen.
Die Belebung der Aktivitäten der „Stalingrad“-Partei im zu Ende gehenden August erscheint daher als keine zufällige. Vor knapp zwei Wochen hat ein gewisser Verband der Bürgerwehr die Absicht verkündet, die Durchführung eines Referendums über die Umbenennung von Wolgograd in Stalingrad am 2. Februar 2025 zu erreichen. Die entsprechenden Appelle seien bereits an das Sekretariat des Präsidenten der Russischen Föderation und an Mitglieder der Gebietsorganisation der Veteranen gesandt worden. Am 22. August meldete sich Nikolaj Oleinikow, Direktor der Wolgograder Filiale der internationalen Vereinigung der Veteranen der Spezialeinheit „Alpha“, im Auftrag seiner Mitstreiter mit dem Aufruf zu Wort, die Rückkehr von Stalingrad auf die Landkarte der Heimat zu unterstützen. Die Schaffung einer gesellschaftlichen Bewegung zur Unterstützung von Stalingrad gab der bekannte Aktivist Jurij Lomakin, der den Vertretern der Rechtsschutz- und Sicherheitsorgane nahesteht, kund. Es scheint, dass dies nicht die letzten Initiativen im Zusammenhang mit der Stalingrad-Intrige sein werden. Die neue „Stalingrader Schlacht“ um den Namen der Heldenstadt an der Wolga tritt scheinbar in eine neue, in eine möglicherweise entscheidende Phase ein.