- Die Probleme der geschlechterbedingten Ungleichheit werden ungeachtet der gewaltigen Leistungen, die durch die Herrschenden vieler Länder erreicht wurden, überall diskutiert. Besonders oft wird diese Frage hinsichtlich unterschiedlicher Gewalt gegen Frauen tangiert. Die UNO hat sogar die Gendergleichheit in die „Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030“ aufgenommen. Russland steht in dieser Frage den entwickelten Ländern nicht nach. Im Land bekleiden Frauen 40 Prozent der Führungsposten. Dieser Wert war im vergangenen Jahr um ein Prozent höher als in den USA. Mehr noch, Frauen in den Funktionen von Führungskräften der Unternehmen, die durch den S&P-Index erfasst werden, haben im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 800.000 Dollar im Jahr (16,4 Millionen Dollar) mehr als die Männer (15,6 Millionen Dollar) verdient. Diese Veränderung in den Gehältern belegt positive Gender-Prozesse, die sich in der Welt vollziehen. Bemerkenswert ist, dass dies schon nicht mehr als etwas merkwürdiges und paradoxes wahrgenommen wird. Viele sowohl in den USA als auch in Russland stehen dem gelassen gegenüber. Laut einer jüngsten Umfrage des Allrussischen Meinungsforschungszentrums VTsIOM stehen 78 Prozent der befragten Bürger Russlands selbst einer Teilnahme von Frauen an der Politik positiv gegenüber. Sowohl in der Politik als auch im Business sind die Frauen jedoch in einem unzureichenden Maße vertreten. Bekannte Politikerinnen in Russland kann man beinahe nur an einer Hand abzählen, während der in Dänemark der Anteil der Frauen unter den Parlamentsmitgliedern 45,3 Prozent ausmacht, in Belgien 42,7 Prozent, in Belarus – 40 Prozent usw. Während aber auf hoher Ebene irgendwelche Bewegungen und Veränderungen erfolgen, so ist auf der Ebene der einfachen Bevölkerung alles weitaus schwieriger und interessanter. Hinsichtlich des Geschlechts und der Altersgruppen bestehen in Russland geringe Unterschiede im Bereich der Berufstätigen. Beinahe die Hälfte der berufstätigen Bevölkerung des Landes machen Frauen aus. In der Berufstätigkeit nach dem 50. Lebensjahr nimmt der zahlenmäßige Überhang der Frauen über die Männer zu. Im Ergebnis dessen ist das Durchschnittsalter der berufstätigen Frau höher. Und dies alles dank solchen Bereichen wie das Bildungs- und Gesundheitswesen sowie die sozialen Dienstleistungen, wo Frauen eine dominierende zahlenmäßige Stellung einnehmen. Im Bildungswesen liegt die Zahl der Männer unter 18 Prozent der Gesamtzahl der Berufstätigen, und im Gesundheitswesen und im Bereich der sozialen Leistungen – etwas über 20 Prozent. In der Wissenschaft besteht noch eine geringere zahlenmäßige Überlegenheit der Männer gegenüber den Frauen. Aber hinsichtlich der Professoren und Hochschullehrer führen die Frauen. Schlägt sich diese Tatsache in den Löhnen und Gehältern nieder, die in den aus dem Staatshaushalt finanzierten Bereich gezahlt werden? Die Löhne und Gehälter haben im Zeitraum vom Januar bis einschließlich September 2024 von 75.034 Rubel bis auf 86.951 Rubel zugenommen. Ungeachtet der generelle Zunahme der Löhne und Gehälter im vergangenen Jahr im Land, haben sich die Wachstumswerte im Bereich, der aus dem Staatshaushalt finanziert wird, als unwesentliche erwiesen. Das Durchschnittsgehalt der Beschäftigten des Bildungswesens lag beispielsweise im Zeitraum Januar-Juni 2024 bei 71.444 Rubel. Die Differenz von 18 Prozent zu den Durchschnittsgehältern und -löhnen im gesamten Land beeinflusst die wirtschaftlichen Möglichkeiten dieser sozialen Kategorie. Die Differenzierung in der Zunahme der Löhne und Gehälter ist nicht nur mit dem beschleunigten Wachstum der Rüstungsindustrie und der IT-Branche zu erklären, wo einen großen Teil der Mitarbeiter Männer jungen und mittleren Alters ausmachen. Die Ursache führt zu einer Entwicklung der Korruption im aus dem Staatshaushalt finanzierten Bereich aufgrund der Gender- und Altersbesonderheiten. Sie offenbart sich in Form einer Nötigung zur Kündigung, einer fiktiven Einstellung, eines Einbehaltens von Teilen der Löhne und Gehälter, einer Ausnutzung der Dienststellung, einer unbegrenzten Wiederwahl für Leitungsfunktionen usw. Während die durchschnittliche Dienstzeit eines Generaldirektors in einer privaten Organisation vier bis sechs Jahre ausmacht, ist sie in einer aus dem Staatshaushalt finanzierten Organisation drei-, viermal und mehr länger. All dies wirkt sich auf die Beschäftigten des jeweiligen Unternehmens aus. Eine Analyse der Überprüfungen von Bildungseinrichtungen durch die Generalstaatsanwaltschaft in Moskau hat gezeigt, dass in durchschnittlich 50 bis 60 Prozent der Fälle Verstöße festgestellt werden. Ein Großteil der Verstöße betrifft die Arbeitsrechte der Beschäftigten und die Arbeitsbedingungen. Die Sensibilität der berufstätigen Bevölkerung gegenüber der Korruption verändert sich aber im Verlauf der gesamten Berufstätigkeit. Im Jugendalter führt sie zu einem häufigen Job-Wechsel und einer Arbeitsmobilität. Mit dem Alter lässt die Empfindlichkeit gegenüber Korruption aufgrund einer Reihe von Faktoren nach. Solche sind das Nachlassen der Leistungsfähigkeit und die Verringerung der Perspektiven in der Berufstätigkeit. Ein Nachlassen der Aktivität auf dem Arbeitsmarkt – insbesondere hinsichtlich der Frauen mittleren und hohen Alters – vollzieht sich als Folge eines Arbeitskonservatismus. Derweil ist die Diskriminierung aufgrund des Alters in Bezug auf betagte Arbeitnehmer sowohl in Russland als auch in der ganzen Welt weit verbreitet. Der Hauptteil der Arbeitnehmer weiß entweder nicht um seine Arbeitsrechte oder ist nicht in der Lage, sie selbständig zu verteidigen. Nicht ohne Grund befindet sich in Russland die soziale Aktivität der Bürger auf einem minimalen Stand. Und es gibt auch keine Streikbewegung von Arbeitnehmern. Laut Angaben des russischen staatlichen Statistikamts Rosstat berichteten im Zeitraum Januar-November 2023 die Organisationen von einem (!) Streik mit 33 Teilnehmern. Dies wirkt sich auf das Niveau der Wahrnehmung von Korruption und die Höhe der Löhne und Gehälter aus. In den Jahren 2023/2024 hat sich insgesamt die geschlechterbedingte Kluft bei der Entlohnung als eine maximale erwiesen, in den Bereichen, die aus dem Staatshaushalt finanziert werden, als eine minimale – 5 bis 15 Prozent. Dies belegt, dass der aus dem Staatshaushalt finanzierte Bereich die generelle Zunahme der Löhne und Gehälter ausbremst und eine Dysbalance verursacht. So etwas vollzieht sich nicht nur aufgrund der geringen Effizienz der Leitungstätigkeit, des längeren zentralisierten Prozesses des Treffens von Entscheidungen und eines geringeren Bildungsgrades des Verwaltungspersonals. Viele Faktoren spielen da eine Rolle: die Unvollkommenheit der Gesetzgebung, des Justizsystems und der Bedingungen für das Wirken der gesellschaftlichen Institute, die eine große Bedeutung für den Kampf gegen informelle Institute haben, aber auch organisatorische Aspekte der Arbeit in den aus dem Staatshaushalt finanzierten Einrichtungen, wo das zahlenmäßige Verhältnis von Männern und Frauen unterschiedlich ist usw. Aber am schlimmsten ist das, dass die Korruption zu einer allmählichen Reduzierung der staatlichen Ausgaben für das Bildungs- und Gesundheitswesen führt. Somit hat bei dem begonnenen Kampf für die Genderrechte die Zahl der Politiker, Unternehmer und Vertreter des öffentlichen Lebens weiblichen Geschlechts zugenommen. Dies hat aber in keiner Weise die Gender-Diskriminierung beeinflusst. Aufgrund all dieser Umstände wird die Frauenarbeit in den aus dem Staatshaushalt finanzierten Organisationen in Russland sehr stark unterbewertet und erfordert eine Revision zwecks Verringerung der Dysbalance bei der Arbeitsvergütung in verschiedenen Bereichen.
In Gehalts- und Lohnfragen nimmt in Russland die Kluft zwischen Männern und Frauen zu
19:15 21.01.2025