In der russischen Regierung hat man erstmals eingeräumt, dass der Zugang zum Meer und zu den Stränden der Verwaltungsregion Krasnodar im Sommer dieses Jahres aufgrund des Austretens von Schweröl untersagt sein wird. Ob Verbote für den Strandurlaub in Anapa und im Verwaltungskreis Temrjuk verhängt werden, wird die Hygieneaufsichtsbehörde Rospotrebnadzor entscheiden. Doch die regionalen Offiziellen und Behörden planen schon heute, die Urlauber durch Winzereien, Swimmingpools und Sportveranstaltungen zu interessieren und anzulocken. Durch Verschmutzungen leiden nicht nur russische Kur- und Badeorte. Mehrere Strände der Vereinigten Arabischen Emirate sind heute aufgrund umfangreicher Öl-Austritte gesperrt worden. Die Entscheidung über die Möglichkeit einer Öffnung der Strände in Anapa und im Verwaltungskreis Temrjuk wird auf der Grundlage eines Gutachtens von Rospotrebnadzor getroffen werden. „Aber unabhängig davon hat man dort alternative Varianten für den Urlaub vorbereitet. Den Touristen bietet man Exkursionen zu Winzereien und Objekten des Agrartourismus, aber auch eine Teilnahme an Sport- und gastronomischen Veranstaltungen an. Man ist bereit, für all Gäste und Einwohner der Verwaltungsregion einen Interessanten und sicheren Urlaub zu gewährleisten“, teilte der Gouverneur der Verwaltungsregion Krasnodar, Weniamin Kondratjew, mit. Im Vorfeld hatten über die Liquidierung des Austritts von Schweröl ins Meereswasser Regierungsbeamte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Bericht erstattet. Nach der Zerstörung der beiden Tanker „Wolgoneft-212“ und „Wolgoneft-239“ im vergangenen Dezember war eine spezielle Regierungskommission gebildet worden, die von Vizepremier Witalij Saweljew geleitet wird. „Durch die Kommission ist beschlossen worden, über den gesunkenen Tankerfragmente spezielle ingenieurtechnische Anlagen zu installieren – Kofferdame (es handelt sich dabei um gummiartige Materialien, die fest an den Fragmenten anliegen werden und ein weiteren Austreten von Schweröl ins Wasser verhindern sollen – Anmerkung „NG Deutschland“), die erlauben werden, dass sich in den Tankern befindliche Schweröl zu isolieren und dessen weitere Verbreitung im Wasser zu unterbinden. Im Weiteren ist geplant, dass Schweröl aus den Tankern über technologische Luken in den Kofferdamen abzupumpen und die Kofferdame an sich zusammen mit den gesunkenen Schiffen zu recyclen“, teilte Saweljew mit. Nach seinen Worten habe die Regierung über eine Milliarde Rubel für die Demontage der Schiffsaufbauten, die sich unter Wasser befinden, aber auch für die Installierung der Schutzkonstruktionen bereitgestellt. Geplant ist, diese Arbeiten bis zum 30. Oktober 2025 abzuschließen. Rosprirodnadzor (Russlands Aufsichtsbehörde für den Naturschutz – Anmerkung der Redaktion) bezifferte den Umweltschaden durch das Sinken der Tanker mit 85 Milliarden Rubel. Forderungen hinsichtlich der Zahlung von Entschädigungen seien den Schiffseignern gestellt worden, teilte Saweljew mit. Auf der Krim, in Sewastopol (gilt lt. russischer Verfassung als eine separate Region – Anmerkung der Redaktion) und in der Verwaltungsregion Krasnodar – mit Ausnahme von Anapa und dem Verwaltungskreis Temrjuk – ist die Eröffnung der Tourismus-Saison im gewohnten Regime geplant. Laut den Ergebnissen der Untersuchung der Luft und des Süßwassers aus Quellen für die Trinkwasserversorgung sind keine Abweichungen von den Normwerten festgestellt worden. Festgestellt wurden gleichfalls keine Abweichungen von den Normativen in Bezug auf Fische und Produkte der Aqua-Kultur-Betriebe, berichtete Witalij Saweljew. Am Freitag informierte Rospotrebnadzor über den Zustand der Strände in Anapa und im Verwaltungskreis Temrjuk, die am meisten gelitten hatten. Nach Durchführung von über 60.000 Untersuchungen wurde mitgeteilt, dass 141 Strände von Anapa und neun Strände von Temrjuk derzeit nicht den Normwerten entsprechen würden. Sie könnten daher nicht in der Sommersaison genutzt werden. Man könne aber dennoch ohne Nutzung der Strände und ohne ein Baden im Meer die Erholungszonen nutzen. Die am Dienstag angekündigte Aufstockung der Mittel zur Finanzierung der Arbeiten zur Liquidierung der Folgen des Austretens des Schweröls von 1,8 bis auf 2,2 Milliarden Rubel durch die Behörden des Krasnodarer Gebiet wird da wohl auch nichts ändern. Ein Anschwemmen von Schweröl fixiert man aber auch auf der Krim. Neue Flecken von Schwerölstellte man an mehreren Tagen an der Küste vor Kertsch fest. Der Bürgermeister von Kertsch, Oleg Katorgin, berichtete von Verschmutzungen an mehreren Stellen, zum Beispiel im Bereich des Viertels Arschinzewo. Vor diesem Hintergrund hat man in der Stadt die Gruppierung zur Beseitigung der Folgen des Anschwemmens von Schweröl verstärkt, zu der gegenwärtig 138 Personen und 14 Fahrzeuge und andere Technik aus der Stadtverwaltung, dem russischen Katastrophenschutzministerium und des Unternehmens „Krim-Spas“ gehören. „Auch haben sich 110 Freiwillige der Arbeit angeschlossen“, präzisierte Katorgin. Regelmäßig werden neue Verschmutzungen auch im Gebiet von Anapa festgestellt. Dabei können neue Portionen von Schweröl aus den zerstörten Tankern, die austreten, nicht ausgeschlossen werden. „Da gibt es insgesamt recht viel Schweröl, 3919 Tonnen“, konstatierte Witalij Saweljew. Die Regionalpresse berichtet über einen signifikanten Rückgang der Buchungen in den Hotels für die Sommersaison in Anapa. Der Umfang der Buchungen für Reisen nach Anapa ist um etwa 40 bis 45 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres eingebrochen. Die Auslastung im Sommer 2025 wird etwa 50 Prozent ausmachen, und der Anteil von Anapa am Gesamtumfang der Buchungen ist von 20 bis auf vier Prozent zusammengeschrumpft, meldete das Internetmedium KubanPress. Die meisten Buchungen für die Sommersaison erfolgten in den vergangenen Jahren im März und April. Gewöhnlich waren zu dieser Zeit bereits rund 80 Prozent der Zimmer ausgebucht gewesen. Indikator für den Rückgang der Nachfrage ist auch das Vorhandensein von Bahntickets nach Anapa und Sotschi, die früher stets sehr knapp gewesen waren. Freilich, laut Angaben von Reiseveranstaltern sei in den kommenden Mai-Feiertagen eine Zunahme des Touristenstroms, darunter auch nach Anapa, möglich. Die Vereinigung der Reiseveranstalter Russlands (ATOR) informierte, dass die Buchung von Reisen an den Mai-Feiertagen eine geringe Zunahme im Vergleich zum Vorjahr demonstriere. Laut ATOR-Prognosen werden sich an den Mai-Feiertagen (01. bis 12. Mai) in Russland etwa 3,1 Millionen Touristen erholen, was um zehn Prozent mehr ist als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Das Interesse für einen Urlaub im Gebiet von Anapa würde auch anhalten. Freilich, der Großteil der Hotelbuchungen entfällt auf Einwohner der Gebiete Krasnodar, Rostow und Stawropol. Die Einwohner der nahen Regionen bevorzugen üblicherweise Hotels mit Pools. Unter Verschmutzungen leiden nicht nur russische Strände. An der Küste des Golfs von Oman ist es in den Vereinigten Arabischen Emiraten unmöglich geworden, aufgrund des Austretens von Erdöl und Verunreinigungen der Ufer zu baden. Einige russische Touristen bitten gar, dass man sie aus dem Emirat Fujeira (Fudschaira) aufgrund des Austretens von Erdölprodukten ausfliegt, meldete der Pressedienst des Russischen Verbands der Reiseindustrie.
Erdöl und Schweröl sind zu den Hauptfeinden des Strandurlaubs geworden
18:27 18.04.2025