Die jungen Bürger Russlands demonstrieren Verbrauchergewohnheiten, die sich von denen der erwachsenen Generation unterscheiden, teilten Forscher mit, die die Verbrauchergewohnheiten der Bürger der Russischen Föderation untersuchen. Jugendliche geben unter anderem weitaus häufiger Gemüse und Obst gegenüber Fleisch den Vorrang, wobei sie auch auf Tabakerzeugnisse verzichten. Einerseits propagieren die russischen Zoomer (das heißt diejenigen, die nach 1996 geboren wurden) wirklich in einem größeren Maße als die erwachsene Generation eine gesunde Lebensweise (GLW). Dieses Deklarieren kann jedoch auch ein erzwungenes sein. Die Einkommen der jungen Russen sind oft bei weitem geringer als die ihrer älteren Kollegen, konstatieren Experten.
Die Vertreter der Generation Z, das heißt die, die nach 1996 geboren wurden, kaufen um 29 Prozent häufiger Gemüse und Früchte und um 27 Prozent seltener Fleisch und Geflügel. Diese Schlussfolgerungen basieren auf eine Analyse der Einkäufe von Bankkunden und Kunden von Mikrofinanzorganisationen im Zeitraum vom Juni bis August dieses Jahres. Dabei machen in der Struktur der Ausgaben der jungen Leute Gemüse und Früchte 22 Prozent des gesamten Budgets für Waren des täglichen Bedarfs aus, Fleisch und Geflügel – 15 Prozent. Im Vergleich dazu gibt die Generation Y (diejenigen die von 1981 bis 1996 geboren wurden) für Fleischerzeugnisse 17 Prozent ihres Budgets aus. Und die Generation X (diejenigen, die von 1965 bis 1980 geboren wurden) – 19 Prozent.
Verschiedene Generationen demonstrieren unterschiedliche Verbrauchereinstellungen nicht nur bei der Ernährung. Wie eine Untersuchung des Zahlungsservices „Skrepka“ („Büroklammer“) zeigt, unterschieden sich die Ausgaben der Bürger Russlands unterschiedlichen Alters für Waren des täglichen Bedarfs insgesamt auf wesentliche Art und Weise. Beispielsweise geben die Russen im Durchschnitt für den Erwerb von Waren des täglichen Bedarfs, zu denen Lebensmittel, Haushaltchemie, persönliche Hygienemittel, Zooartikel, Kindernahrung und Medikamente gehören, rund 17.500 Rubel (rund 197,2 Euro) im Monat in den Großstädten und 11.500 Rubel (etwa 129,6 Euro) im Monat in den anderen Regionen aus. Die Ausgaben der Zoomer für solche Waren fallen geringer aus. So geben die in Großstädten lebenden jungen Russen im Monat rund 16.500 Rubel (rund 185,9 Euro) aus, die in den Regionen lebenden – 10.400 Rubel (etwa 117,2 Euro).
Die Zoomer, die beim Essen und der Haushaltchemie sparen, kaufen weitaus weniger alkoholische Getränke und Zigaretten als die ältere Generation. „Auf den Kassenzetteln der Zoomer sind 1,6mal weniger Alkohol und 2,1mal seltener Tabakerzeugnisse anzutreffen“, teilen die Forscher mit. Insgesamt sei unter den jungen Verbrauchern ein genereller Trend in Richtung gesunder Lebensweise zu beobachten, sind sich die Forscher gewiss.
Die Unterschiede der verschiedenen Generationen im Verbrauch hängen mit deren altersbedingten und Verhaltensbesonderheiten zusammen, meinen die Experten der „NG“. „Die Theorie der Generationen X, Y und Z gibt eine klare Charakterisierung für die Menschen unterschiedlichen Alters. Die Prioritäten der Generation X sind recht traditionell – Familie, Arbeit und Kinder. Von daher auch das Festhalten am traditionellen Konsum“, erläutert Pawel Sigal, 1. Vizepräsident der Unternehmervereinigung „Stütze Russlands“. Ihrerseits strebe die Generation Y in größerem Maße an, Karriere zu machen, und sei weniger zur Bildung von Familien und zum Kinderkriegen geneigt. „Das Streben nach dem Erhalt von Vergnügen und Komfort macht diese Generation zu einem idealen Konsumenten, der alles Neue liebt, aktiv viele Waren kauft und dabei nicht zu sparen bestrebt ist“, meint er. Der Konsum der Generation Z basiert darauf, was zum gegenwärtigen Moment modern sei“, meint Sigal. „Die Zoomer orientieren sich mehr an den Führungsfiguren, die die Meinungen beeinflussen, an Bloggern und Berühmtheiten, die schon viele Jahre eine GLW propagieren“, pflichtet Alexej Schumilin, Generaldirektor des Service „Skrepka“ bei.
Viele junge Menschen halten sich heute wirklich an eine aktive Lebensweise, bestätigt die Leiterin des Lehrstuhls für Marketing und Werbung der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst, Julia Sjaglowa. „Sie widmen der Gesundheit viel Aufmerksamkeit. Und die bedeutet, sie kaufen Gemüse und Früchte und missbrauchen keine alkoholischen Getränke. Der Trend nach einer GLW offenbart sich sowohl im Ernährungsstil der Jugend als auch in der Gestaltung neuer konzeptueller Nischenformate für Unternehmen“, meint sie. Außerdem gebe es unter den jungen Menschen weitaus mehr von denjenigen, die den Modetrends im Bereich der Ernährung folgen würden, erinnert die Expertin, wobei sie irgendwelche spezifischen Produkte erwerben oder einen besonderen Ernährungsstil auswählen würden. „Zum Beispiel die Veganen und Vegetarier und Rohkostesser. Aufgrund ihrer Anschauungen möchten diese Menschen keine Nahrung tierischer Herkunft verzehren. Und daher gehen sie zu pflanzlichem Fleisch, zu Gemüse und Früchten über. Unter den Menschen der älteren Generation ist die Zahl derjenigen, die solch einen Ernährungsstil wählen, geringer“, betont Julia Sjaglowa.
Man muss begreifen, dass die Zoomer bzw. Gen Z-ler eine Generation ist, die unter sterilen Bedingungen einen Großteil ihres Lebens, und einige auch das ganze Leben geprägt wurde und aufgewachsen ist, wo ein deviantes Verhalten und der Genuss von Tabak und Alkohol auf jegliche Art und Weise verurteilt wurden, erinnert Nikolai Perepelkin, Dozent an der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität. „In die Massen waren die Idee und das Bild des erfolgreichen Menschen, der nicht mit Alkohol und Zigaretten in Verbindung gebracht wurde, getragen worden. Muss man da (noch) sagen, dass die vorangegangenen Generationen in einer zugänglicheren Atmosphäre, darunter auch hinsichtlich der für die Gesundheit gefährlichen Vergnügungen und Gewohnheiten, aufgewachsen sind und ihre Weltanschauung ausprägten?! Während noch vor einiger Zeit eine Zigarette und Alkohol die heranwachsende Generation als ein Symbol des „Erwachsenseins“ anziehen konnten, so unterstützen heute das Image „eines erwachsenen und eigenständigen Menschen“ dessen Können und Fähigkeit, eine Karriere zu gestalten, Ergebnisse zu erzielen, sowie das Deklarieren von Gesundheit und Schönheit sowohl des Körpers als auch des Geistes“, konstatiert der Experte.
Bekannt sei ebenfalls das besondere Verhältnis der Zoomer zu komplizierter und schädlicher Nahrung, erinnert er. „Insgesamt sind die Vertreter der Generation Z mehr geneigt, sich an gesunde Diäten oder Diäten zum Gesundwerden zu halten, was in ihren Einkäufen zum Ausdruck kommt. Aber man darf nicht vergessen, dass ein Teil dieser Menschen immer noch mit den Eltern zusammenlebt, das heißt, dass sie Teil eines Haushalts sind, in dem „ungesunde“, aber gewohnte Lebensmittel im Rahmen des gesamten Familien-Lebensmittelkorbs gekauft werden“, weist Perepelkin hin. Das heißt, die Ausgaben der Zoomer für ihren Verbraucherkorb können auch noch geringer ausfallen, weil sie einfach immer noch mit den Eltern leben. Und ihre eigenen Einkünfte sind erheblich geringer als die der höheren Altersgruppen.
Nicht ausgeschlossen ist, dass das Sparen beim Fleisch und bei den Waren des täglichen Bedarfs bei den Zoomern ein erzwungenes ist.
Das banale Fehlen freier Mittel bei der jungen Generation belegen auch jüngste Befragungen von Banken. So zeigte eine Untersuchung der Versicherungsgesellschaft „Rosgosstrakh“ und der Bank „Otkrytiye“, dass die Generation der Zoomer oft viel weniger als ihre älteren Kollegen verdient. Unter anderem haben da rund 62 Prozent der Befragten im Alter von bis zu 23 Jahren angegeben, dass sie monatlich 5.000 bis 25.000 Rubel (umgerechnet 56,3 bis 281,7 Euro) verdienen würden.
Neben geringeren Löhnen zeichnet die Zoomer auch ein geringeres Interesse an Krediten aus. So gibt es in dieser Alterskategorie den höchsten Anteil derjenigen, die keine aktuellen Verbindlichkeiten gegenüber Banken (über 58 Prozent) haben, hieß es in der erwähnten Untersuchung. Zum Vergleich: In der Alterskategorie 24 bis 39 Jahre haben 39 Prozent keine Kredite. In der Kategorie 40 bis 54 Jahre – 42 Prozent und in der Kategorie ab 55 Jahre – 56 Prozent (siehe „NG“ vom 09.04.2020 – https://www.ng.ru/economics/2020-04-09/4_7840_young.html).
Es ist offensichtlich: Dies sind zwei Seiten einer Medaille. Die geringen Einkommen ziehen eine Unzugänglichkeit von Krediten für diese Altersgruppe nach sich. „Junge Leute im Alter von bis zu 23 Jahren haben gewöhnlich keine Kredite, einfach weil sie dafür nicht das erforderliche Einkommensniveau haben. Viele leben in diesem Alter mit den Eltern. Und es besteht einfach kein Bedarf an einer Hypothek“, konstatierten Experten.