Etwa jeder dritte erwachsene Einwohner des Landes ist ein Raucher. Dabei raucht jeder zweite Anhänger dieser schädlichen Angewohnheit über zehn Zigaretten am Tag. Dies ermittelten Spezialisten der Forschungsholding „Romir“. Im Vergleich zu den vergangenen Umfrageergebnissen hat sich die Situation offenkundig verschlechtert. Wie Vertreter der Tabak-Branche gegenüber der „NG“ mitteilten, rauchen die Bürger Russlands immer mehr Zigaretten zweifelhafter Herkunft. Laut Expertenschätzungen erreiche die Verringerung des legalen Zigarettenmarktes im Land sieben bis acht Prozent im Jahr.
Über ein Drittel der Bürger Russlands (36 Prozent) rechneten sich zu den Rauchern. Dies zeigte eine Befragung, die durch die Forschungsholding „Romir“ unter fast 1.100 Bürgern im Alter ab 18 Jahre und älter durchgeführt worden war. „Die durchschnittliche Dauer des Rauchens machte unter allen Befragten beinahe 15 Jahre aus. Im Durchschnitt rauchen die Russen 10,8 Zigaretten am Tag“, präzisierten die Forscher.
Bis zu zehn Zigaretten am Tag rauchen 48 Prozent der Raucher, die an der Befragung teilgenommen haben. 49 Prozent konsumieren zehn und mehr Zigaretten täglich. Und noch weitere Befragte informierte über ihre Entscheidung zugunsten spezieller Systeme zum Erhitzen von Tabak.
Früher hatte „Romir“ ermutigendere Zahlen vorgelegt: Im Frühjahr des Jahres 2018 hatte die Holding beispielsweise mitgeteilt, dass „laut den Angaben, die auf der Grundlage der Scan-Panels von Haushalten gewonnen worden waren, die Anzahl der Raucher unter den Russen allmählich abnimmt“: „Der Anteil der Raucher verringerte sich von 40 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2013 bis auf 31 Prozent Anfang 2018“.
Über positive Tendenzen hatten früher auch andere Forschungseinrichtungen berichtet. „Während im Jahr 2009 41 Prozent der Bürger im Alter von 18 Jahren und älter sagten: „Ja, ich rauche“, so hat sich heute, zehn Jahre später, dieser Anteil um mehr als ein Viertel verringert und macht 30 Prozent von der gesamten Bevölkerungszahl aus. Wobei der Rückgang konsequent und ständig erfolgt“, versicherte im Frühjahr vergangenen Jahres Valerij Fjodorow, Generaldirektor des Allrussischen Meinungsforschungszentrums VTsIOM, wobei er auf die Ergebnisse einer Befragung verwies, die in 80 Regionen Russlands unter 1600 Menschen durchgeführt worden war.
Und im Frühjahr dieses Jahres gab das Media-Office für die Allrussische Bevölkerungszählung-2020 unter Berufung auf Angaben von Rosstat bekannt, dass „laut Angaben einer selektiven Untersuchung des Gesundheitszustands der Bevölkerung, die im Jahr 2019 durchgeführt worden war, 24,2 Prozent der Russen Tabak konsumierten“. Die Anzahl der Raucher in Russland verringerte sich von 2009 bis 2019 um 17 Millionen Menschen, präzisierte die Nachrichtenagentur RIA Novosti.
Vertreter der Tabak-Branche warnen jedoch: Immer mehr Zweifel lösen die Qualität und die Sicherheit der Erzeugnisse aus, die die Russen erwerben. Wobei es aufgrund der Zunahme des illegalen Marktes problematisch ist, darüber zu sprechen, wieviel Zigaretten die Russen tatsächlich erwerben.
„Der legale Zigarettenmarkt verringert sich ständig. Von 2015 bis 2019 ist er um 25 Prozent auf 218,9 Milliarden Stück zusammengeschrumpft. Und diese Tendenz dauert nach Expertenschätzungen auch im Jahr 2020 an“, sagte gegenüber der „NG“ Wassilij Grusdew, Direktor von JTI Russia für die Arbeit mit den Staatsorganen. „Es ist schwierig, den Gesamtkonsum aufgrund des drastischen Wachstums des illegalen Marktes zu schätzen.“
„Die durchschnittliche Verringerung des legalen Tabakmarktes macht sieben bis acht Prozent im Jahr aus“, teilte seinerseits der Leiter von BAT Russia für Frage des Kampfes gegen den illegalen Handel, Igor Tscherkasskij, gegenüber der „NG“ mit. „Gefälschte Produkte und Schmuggelgut haben rekordverdächtige 15,6 Prozent des russischen Marktes Ende letzten Jahres ausgemacht.“
Wie Grusdew erinnerte, „sind die legalen Zigaretten im Preis um mehr als das 4fache in den letzten zehn Jahren – bis auf 110 Rubel im Durchschnitt pro Packung – teurer geworden, was durch die spürbare Anhebung der Verbrauchssteuersätze in den letzten bedingt wurde“. Illegale Zigaretten sind laut seiner Präzisierung erheblich billiger, da für sie keine Verbrauchssteuer und andere Steuern gezahlt worden sind. Dabei sind sie bisher noch breit zugänglich, da laut Aussagen von Grusdew „die Gesetzgebung bisher nicht geändert und die Rechtsanwendungspraxis für die Bekämpfung dieses Übels nicht verschärft worden sind“.
„Die Verbraucher steigen auf ein billiges illegales Produkt um, im Versuch zu sparen. Ihre Einkommen steigen nicht so schnell wie die Tabak-Genusssteuer“, pflichtet Tscherkasskij bei. Der Experte präzisierte jedoch, dass auch eine Verschiebung der Nachfrage in Richtung „nikotinhaltiger Produkte mit einem potenziell verringerten Risiko“ zu beobachten sei.