Mit marktgerechten Bedingungen für Lieferanten zu einer stabilen und sicheren Gasversorgung für Europa – ohne politische Beschränkungen.
Wiesbaden, 09. Oktober 2018
Angesichts eines global immer noch wachsenden Energiebedarfs, ansteigender Treibhausgasemissionen und zunehmender Preisschwankungen bei energetischen Rohstoffen stehen nicht nur nationale Energiesysteme unter einem verstärkten Transformationsdruck. „Energie wird auch mehr und mehr zu einem prominenten Gegenstand internationaler Politik“, stellt nicht nur die Berliner Stiftung „Wissenschaft und Politik“ im Ergebnis umfangreicher Untersuchungen fest, sondern sagen auch Oleg Nikiforov und Gunter-E. Hackemesser. Traditionell stünden dabei Fragen der Versorgungssicherheit im Vordergrund. Zudem fielen Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Energieversorgung zunehmend ins Gewicht. Während die Energiepolitik in der Europäischen Union mit der Verabschiedung des Dritten Energiebinnenmarktpakets schrittweise in einen kohärenten Regulierungsrahmen überführt wurde, sei die institutionelle Landschaft zur Steuerung globaler Energiebeziehungen immer noch hochgradig fragmentiert. Wie Europa daher zum Spielplatz verschiedener Weltkräfte wird, die um die Gaslieferungen nach Europa kämpfen, erklären Nikiforov und Hackemesser in ihrem bei Springer erschienenen Sachbuch Die Schlacht um Europas Gasmarkt.
„Erdgas als wichtigster Energieträger spielt heute für viele Länder der Welt eine herausragende Rolle“, sagen Oleg Nikiforov und Gunter-E. Hackemesser. Einerseits sei es benutzerfreundlich zu handhaben, andererseits biete es eine gute Ergänzung für die Anwendung alternativer Energien. Sowohl eine funktionierende Wirtschaft als auch die Bevölkerung könne auf diesen Energieträger nicht verzichten. Besonders Europa mit seiner hochentwickelten Industrie sei auf Erdgas angewiesen: Nach Angaben der International Energy Agency (IEA) lag in den europäischen OECD-Ländern 2016 der Gasverbrauch bei 51,5 Mrd. Kubikmetern und wuchs damit im Vergleich zu 2015 um 6,8 % an. Doch bei allrn wirtschaftlichen Gesichtspunkten darf ein wichtiger Aspekt nicht vergessen werden, so die Autoren weiter: „Gerade die Fragen der Energieversorgung berühren heute mehr als gestern die Problematik der politischen Sicherheit und der Kräfteverhältnisse in der Welt.“ Jüngste Beispiele im Ukrainekonflikt und Auseinandersetzungen im Nahen Osten stünden immer mehr im Brennpunkt politischer und auch kriegerischer Auseinandersetzungen: „Gewalt und Kriege, aber eben auch wirtschaftliche Sanktionen verschiedenster Art und Weise auf dem Gebiet der Gasversorgung gefährden die allgemeine Sicherheit und den Frieden.“
Der Weg zu einer erfolgreichen Energiewende und die Komplexität ihrer Realisierung spiegeln sich nach Meinung von Nikiforov und Hackemesser in den internationalen Forschungsergebnissen wider, die zu kontroversen Auseinandersetzungen führen. So gebe es gerade in Deutschland zahlreiche Studien, die das Für und Wider von Erdgas in der Energieversorgung im Land selbst und in ganz Europa behandeln. In einem aber gebe es Einvernehmen: „Für eine Energiewende mit dem Gebot, ausschließlich erneuerbare Energiequellen zu verwenden, sind noch viele Hürden zu überwinden.“ Neben des Problems der niedrigen Energiedichte bei alternativen Energiequellen seien gegenwärtig noch unzureichende Energiespeicher, fehlende Kapazitäten und Netzprobleme in einer noch weitgehend zentralisierten Energieversorgung zu lösen. Auch aus diesem Grund biete Erdgas für eine überschaubare Zukunft eine wichtige Alternative in einer sicheren Versorgung.
Im Buch legen die Autoren unterschiedliche Varianten für eine Entwicklung der europäischen Gasversorgung und ihre Perspektiven dar. Dabei standen nicht nur die Quellen und technischen Probleme, die Versorgung mit Pipelinegas aus Russland, der Kaspischen und Mittelmeerregion, dem Nahen Osten und Afrika und der LNG-Lieferungen aus Katar, USA und Russland im Mittelpunkt: „Im Grunde genommen geht es uns um marktgerechte Bedingungen für die zukünftigen Lieferanten, die eine stabile und sichere Gasversorgung für Europa garantieren können – ohne jegliche politische Beschränkungen.“ Denn nur das gemeinsame Miteinander würde viele Probleme des menschlichen Daseins erfolgreich und dauerhaft lösen können.
Diplom-Ingenieur Oleg Nikiforov studierte an der Moskauer Hochschule für Energie, publiziert in diversen Wirtschaftszeitungen und arbeitete für die Gesellschaft für Außenhandelsinformationen (GfAI).
Gunter-E. Hackemesser ist Diplom-Journalist und war lange unter anderem für die Chemie-Industrie und im Verlag Handelsblatt tätig. Er hat bereits mehrere Publikationen zur Petrochemie und dem Chemieanlagenbau veröffentlicht.
Oleg Nikiforov | Gunter-E. Hackemesser
Die Schlacht um Europas Gasmarkt
2018, 309 S.
Softcover € 19,99 (D) | € 20,55 (A) | sFr 21.00 (CH)
ISBN 978-3-658-22154-6
Auch nur als eBook verfügbar