Wenn man sich der Frage nach der Entfaltung eines Informationskrieges annähert, so kann ich als ein Journalist sagen, dass dies meinem Beruf einen zweifellosen Schaden zufügt. Ich spezialisiere mich auf die Vorbereitung von Materialien zu internationalen Fragen und werde mit Einschränkungen bei einem Zugang zu bestimmten Internetseiten konfrontiert, unter anderem zu denen von bekannten, informierten und recht angesehen deutschen Medien. Teilweise sind solche Maßnahmen in Russland als Antworten auf das Verbot – in diesem Fall in Deutschland – von einer Reihe russischer Informationskanäle, die vor allem in deutscher Sprache senden, verhängt worden. Aber in der Hitze des Gefechts sind bei uns unter anderem auch deutschsprachige Medien verboten worden. In diesem Zusammenhang fallen einem die Zeiten der Sowjetunion ein, als man den Empfang mehrerer westlicher Radiosender störte. Insgesamt aber hatte man sich gegenüber der fremdsprachigen Presse toleranter als heutzutage verhalten. Erinnert sei an die Zeiten meiner Arbeit in dem gigantischen Zeitungskomplex in der Moskauer Prawda-Straße. Alle wussten, dass die Zensoren damals im 5. Obergeschoss saßen. Und ihnen brachte man die Druckfahnen von sich in Vorbereitung befindlichen Beiträgen. Computer waren damals noch eine große Rarität, und alle arbeiteten sozusagen mit Papier und dem Bleisatz. Aufgabe der Zensoren war es, keine Preisgabe von Staatsgeheimnissen zuzulassen. Für die Ideologie waren sowohl die Chefredakteure an sich als auch die entsprechenden Abteilungen des ZK der KPdSU verantwortlich. Ja, und da war es noch der Fall, dass man in den Parteiorganen eher post factum reagierte, nach dem Erscheinen eines Artikels. Das Verbot und die Kontrolle von Internetseiten im heutigen Journalistenleben führt zu einer drastischen Verarmung der Informationsmöglichkeiten für russische Journalisten und dementsprechend zu einer Verringerung des Qualitätsniveaus der veröffentlichten Informationen. Der ideologische Kampf sollte nicht so sehr in Verboten bestehen, sondern in einem Wettbewerb und einer Polemik. Eine andere Frage sind die Restriktionen in den sozialen Netzwerken, die jüngst zwei bekannte Messenger-Dienste tangierten. Und scheinbar hatte man sich wieder von hehren Absichten leiten lassen. Die Messenger-Dienste, deren Server sich im Ausland befinden, würden sich ja mit dem Sammeln von Informationen über ihre Nutzer befassen, und diese würden von den ukrainischen Geheimdiensten für ungesetzliche Handlungen gegen unser Land genutzt werden. Natürlich, die ausländischen Geheimdienste lesen die Mitteilungen in solchen Messenger-Diensten und analysieren (wie auch die russischen Geheimdienste – Anmerkung der Redaktion). Aber meine deutschen Bekannten erhalten beispielsweise auch täglich über die Messenger-Dienste Nachrichten, die sie ungefähr genauso bearbeiten, um Geld aus ihren Taschen zu holen. An der Stelle kann man sich auch an die Ende des vergangenen Jahrzehnts recht verbreiteten Bitten arabischer, lateinamerikanischer und türkischer Betrüger mit angeblich großen Erbschaften, die angeblich ohne eine Aufsicht geblieben waren, erinnern. Derartige Bitten hatten praktisch die ganze Welt erfasst. Und es fanden sich natürlich Menschen, die auf derartige Betrügereien hereinfielen. Dies hatte aber zu jener Zeit zu keinen Verboten von Messenger-Diensten geführt. Zur Hauptursache der jüngsten Einschränkungen für Sprachmitteilungen in bekannten Messenger-Diensten wurden die Milliarden-Verluste russischer Bürger, insbesondere hohen Alters, aber auch Minderjährige, die man unter verschiedenen Vorwänden nötigte, sich von den ihnen gehörenden Finanzen zu trennen. Und en passant steuerte man sie mit Hilfe eines Betrugs und verschiedener psychologischer Tricks, damit sie gesetzeswidrige und gar verbrecherische Handlungen begehen. Wobei die Betrüger sowohl mobile als auch stationäre Telefonverbindungen nutzen. Durch die Handlungen der Betrüger leiden auch Berühmtheiten. Zu einem markanten Beispiel wurde die Sängerin Larissa Dolina. Ungefähr ab dem Jahr 2020 begannen sich derartige Betrugshandlungen zu entwickeln. Doch erst in der letzten Zeit ist uns ein Licht aufgegangen, und wir haben den Weg von Restriktionen für die Arbeit der Messenger-Dienste eingeschlagen, da klar ist, dass es unmöglich ist, die Telefonverbindungen gänzlich einzuschränken. Es ergibt sich da die Frage: Kann man durch Restriktionen für populäre Messenger-Dienste die Anzahl der Betrugshandlungen verringern? In der ersten kann man dies sicherlich. Doch die Menschen werden wohl kaum auf kostenlose Telefonanrufe verzichten und werden dafür sowohl die sozialen Netzwerke als auch andere, ihnen zugängliche Messenger-Dienste nutzen. Allein schon die Tatsache der jüngst bekanntgewordenen Nutzung des neuen russischen Messenger-Dienstes Max durch Betrüger zeigt, dass sich die Betrüger umorientieren und beginnen, auch in andere soziale Netzwerke und Messenger-Dienste einzudringen. Von daher kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass durch Verbote nicht so sehr den Betrügern als vielmehr den eigenen Bürgern ein Schaden zugefügt wird. Der Kampf gegen Betrüger muss eher mit Methoden einer Propaganda und Aufklärung geführt werden. Die beispielsweise jüngst vorgeschlagene Selbsteinschränkung hinsichtlich des Erhalts von Krediten engt für die Betrüger drastisch den Kreis ihrer potenziellen Opfer ein. Genau solch einen Nutzen bringen die Kontrolle von Überweisungen großer Geldsummen seitens einer Reihe von Banken und die Einführung von Obergrenzen für die Höhe der zu überweisenden Geldsummen. In dieser Hinsicht hat mich stets der Umfang der aufdringlichen Werbung auf unseren Fernsehkanälen in Erstaunen versetzt. Ist es nicht besser, diese Zeit für die Durchführung erklärender Gespräche über die Betrüger und die von ihnen genutzten Handlungsschemas zu nutzen? Da gibt es für die Vertreter der Staatsduma ein weites Arbeitsfeld, sprich: noch allerhand zu tun.
Allein mit Verboten und Restriktionen wird man Cyberverbrechen nicht Herr
09:08 22.09.2025