Am Donnerstag inspizierte Weißrusslands Präsident das erneuerte Stadion „Traktor“ und den Park des 50. Jahrestages des Großen Oktobers in Minsk, wobei er unterstrich, dass dies alles „für das Volk“ sei. Und das Volk antwortet mit Gegenseitigkeit. Laut den Angaben einer letzten soziologischen Meinungserhebung vertrauen über 80 Prozent der Befragten Lukaschenko. Außerdem sind die meisten der Auffassung, dass die Wirtschaftssituation im Land in einem Jahr noch besser werde, und sie sind sich ihrer Zukunft gewiss. Diese Zahlen veranlassten Moderatoren populärer TV-Sendungen zu erklären, dass der amtierende Präsident bei den Wahlen mindestens 90 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen werde. Derweil haben zwei Kandidaten, die Lukaschenko Konkurrenz machen wollten, bereits erklärt, dass sie ihre Ambitionen aufgeben werden.
Weißrusslands Präsident besuchte am Donnerstag den hauptstädtischen Kultur- und Freizeitpark „50 Jahrestag des Großen Oktobers“. Er beurteilte, wie dessen Infrastruktur vervollkommnet wird, inspizierte aber auch das erneute „Traktor“-Stadion, das sich auf dessen Territorium befindet. „Ein Volkspark, ein guter Park“, äußerte sich sachlich der Präsident. Das Fußballstadion „Traktor“ hatte ihm insgesamt ebenfalls gefallen. Ja aber hinsichtlich der Fußballer an sich hatte er Beanstandungen. „Das ganze Problem ist bei uns der physische Zustand der Sportler. Sie können nicht von der ersten bis zur letzten Minute laufen. Sie können nicht 90 Minuten lang mit einem hohen Tempo laufen“, betonte Alexander Lukaschenko.
Aber selbst in der Sportstätte hatte der Präsident natürlich nicht die globalen Fragen vergessen. Er teilte unter anderem den Journalisten mit, was Europa in der nahen Perspektive erwarte. „Heute haben die Amerikaner begonnen, auf Scholz die Füße abzutreten. Alle befassen sich mit PR, es gibt aber keinen, um eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Werden de Gaulles auftauchen. Sie werden auftauchen“, ist Alexander Lukaschenko überzeugt. „Heutzutage gibt es keine solchen, alle zittern herum“.
Alexander Lukaschenko selbst hat mehrfach nachgewiesen, dass er nicht erzittert und ins Wanken gerät. Und nur solch ein Präsident sei auch Weißrussland nötig, angesichts dessen Spezifik. „Gebe Gott, dass man in Belarus keine Frau wählt. Der Präsident der USA hat keine solchen Vollmachten. Hier aber muss man in alles eindringen. In Belarus ist der Präsident der Oberkommandierende. Und dann ist dies eine überaus schwere Arbeit. Man darf eine Frau nicht so belasten. Dies ist keine zeremonielle Funktion. Vielleicht werden wir mit der Zeit zu solch einem Stil kommen. Vorerst aber ist er ein anderer. Ich verneige mich vor den Frauen und schmälere in keiner Weise ihre Rolle. Sie müssen aber nebenan sein“, erläuterte Lukaschenko.
Derweil schätzt das Volk letzten soziologischen Untersuchungen des analytischen Zentrums EcooM, das in Weißrussland tätig ist, nach zu urteilen sowohl die Fürsorge des Präsidenten als auch seine vielseitigen Kompetenzen. Die Befragten sollten auf die Frage antworten „In welchem Maße vertrauen Sie dem Präsidenten der Republik Belarus?“. „Ich vertraue ihm“ antworteten 80,4 Prozent der Befragten, „ich vertraue ihm eher nicht“/„ich vertraue ihm nicht“ – 13,6 Prozent. Sechs Prozent der Befragten taten sich mit einer Antwort schwer oder gaben keine Antwort.
Und die absolute Mehrheit ist der Meinung, dass sich ihr Leben in der Perspektive nur verbessern werde. Den Befragten wurde die Frage gestellt „Wie wird sich Ihrer Meinung die wirtschaftliche Situation im Land in einem Jahr verändern?. „Sie wird solch eine bleiben oder sich verbessern“ erklärten 75 Prozent der Befragten, „sie wird schlechter werden“ meinten 7,9 Prozent, „sie wird sich wesentlich verschlechtern“ sagten 4,1 Prozent. Und 12,2 Prozent der Befragten taten sich mit einer Antwort schwer.
Dieser fast volksweite Optimismus löste in den Herzen führender Fernsehkommentatoren Begeisterung aus. „Und bei den Wahlen werden es über 90 Prozent sein“, schrieb Igor Tur in den sozialen Netzwerken. „Batka hat über 80 Prozent. Aber bei den Wahlen werden es mehr als 90 sein. Ich wette darauf“, unterstützte der nicht weniger populäre Grigorij Asarenok den Kollegen.
Ungeachtet dessen, dass sich die Wahlkampagne erst in der Startphase des Sammelns von Unterschriften durch die offiziell registrierten Initiativgruppen der sieben nominierten Kandidaten befindet, sind von diesen sieben inzwischen fünf geblieben. Zwei hatten zu Wochenbeginn ihre Kandidaturen zurückgezogen. So erklärte eine der Anwärter, die Vorsitzende der Minsker Stadtorganisation der Vereinigung „Weißrussischer Frauenverband“ und Chefin der Hauptverwaltung für ideologische Arbeit und Jugendfragen im Minsker Stadtexekutivkomitee (die Stadtverwaltung von Minsk – Anmerkung der Redaktion), Olga Tschemodanowa: „Wir verstehen ausgezeichnet, dass keiner außer unser Präsident Alexander Lukaschenko heute jene Sicherheit, in der wir uns befinden, in erster Linie die Sicherheit unseres Landes und natürlich auch die voranschreitende Entwicklung unseres Staates gewährleisten kann“.
Und mit dieser, mit ihrer Entscheidung demonstrierte Tschemodanowa zweifellos nicht nur Solidarität mit den Handlungen Lukaschenkos, sondern auch eine völlige Übereinstimmung mit seinen Ansichten hinsichtlich der Zweckmäßigkeit für eine Frau, anzustreben Präsident zu werden.
Und der Vorsitzende des Republikrates der öffentlichen Vereinigung „Weißrussischer Offiziersverband“, Sergej Bobrikow, erklärte seinen Verzicht auf eine Teilnahme an den Wahlen für das Präsidentenamt damit, dass ihn zahlreiche Bitten von Offizieren erreicht hätten, die den Wunsch bekundet hätten, „sich um unseren Oberkommandierenden zusammenzuschließen“ und „den amtierenden Präsidenten bei den anstehenden Wahlen zu unterstützen“, um „keine Zweideutigkeiten unter den Militärs zuzulassen“.
Was aber das Sammeln von Unterschriften für die Kandidatur von Lukaschenko an sich angeht, so erfolgt dies mit einem einfach enormen Tempo. Ihre Anzahl hat schon längst die erforderliche Marke von 100.000 weit hinter sich gelassen. „Gestern (am 13. November – Anmerkung der Redaktion) hat man mich informiert, dass zum gegenwärtigen Moment über 700.000 Unterschriften gesammelt wurden. So in diesem Bereich“, gab Alexander Lukaschenko im „Traktor“-Stadion zum Besten.
Und im gleichen Atemzug erklärte er die Zurückziehung der Kandidaturen von den zwei genannten Bewerbern. „Ich war Anhänger dessen, dass alle Parteien und große gesellschaftlichen Organisationen ihre Kandidaten aufstellen. Man nominierte sie: Olja Tschemodanowa hatten wir, und Bobrikow. Nun, dies sind normale Leute. Natürlich sind sie Anhänger des Präsidenten. Und sie traten an. „Wir wissen, dass der Präsident gewinnt. Aber wir lassen ihn nicht kränken“. Als ob mich wer kränken könnte. Aber dann haben sie sich umgesehen: Innerhalb der Organisationen begreift man dies nicht sehr. Und sie: „Es ist besser, dass wir aussteigen“. Nun, so hatte man mich informiert. Ich habe erst gestern erfahren, dass sie ausgestiegen sind. Wir werden gemeinsam für jenen Kurs kämpfen, den wir schon lange bestimmt haben“.
Bei den Wahlen sagt man Lukaschenko 90 Prozent der Stimmen voraus
20:47 16.11.2024