Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

China – ein neuer Konkurrent für die russischen Militärs in Afrika


Das Oberhaupt der Volksrepublik China, Xi Jinping, hat sich an Staatsbeamte aus 48 Ländern Afrikas mit Appell gewandt, gemeinsam den Frieden auf der Grundlage einer früher verkündeten globalen Sicherheitsinitiative zu bewahren. In der Praxis bedeutet dies, dass die Präsenz der Armee Chinas auf dem Kontinent erweitert wird. Sie bringt immer mehr den Afrikanern moderne Gefechtsmethoden bei, gibt an sie Aufklärungsdaten über Terrorismus und andere Gefahren weiter. Ein chinesischer Stützpunkt funktioniert in Djibouti. Im Westen hält man diese Schritte der Volksrepublik China für eine Bedrohung für sich. Aber auch Russlands Interessen als größter Lieferant von Waffen und Militärausbildern für Afrika, können in Mitleidenschaft gezogen werden.

Chinas Staatspräsident war vor höchsten Vertretern von Armeen und Verteidigungsministerien afrikanischer Staaten bei einem Forum aufgetreten, das online erfolgte. Nach seinen Worten sei es unzulässig, die Sicherheit der einen Staaten zu Lasten anderer zu gewährleisten, genauso wie unkontrolliert seine juristischen Kategorien anderen Staaten aufzuzwingen und Sanktionen gegen sie zu verhängen. Sicherheit und Frieden müssten ein Gut für alle sein.

Eine Rede bei dem Forum hielt Chinas Verteidigungsminister Wei Fenghe. Er sagte, dass China und Afrika die Zusammenarbeit im Bereich von Waffenlieferungen erweitern und häufiger gemeinsame Marine-Manöver durchführen sollten.

Wie John Calabrese, Direktor für Projekte im Mittleren Osten und Asien von der American University in Washington, sagte, sei die Beschleunigung des militärischen Engagements von China auf dem schwarzen Kontinent ein gesetzmäßiges Handeln vor dem Hintergrund der „Gürtel und Straße“-Initiative, die die ganze Welt erfasst habe. In diesem Sinne seien die Idee für Schaffung eines Militärstützpunktes in Djibouti und die Aktivierung der Beteiligung Chinas an UN-Friedensmissionen offensichtlich.

China hatte vor fast zehn Jahren Kampfeinheiten in den Sudan entsandt, im Jahr 2013 schickte es Soldaten zur Hilfe für die UN-Mission in Mali. Chinesische Militärs haben der UNO gleichfalls in Liberia und der Demokratischen Republik Kongo geholfen. Und gemeinsame Manöver haben die Chinesen mit Kamerun, Gabun, Ghana und Nigeria abgehalten.

Benjamin Barton, Dozent der Nottingham-Universität in Malaysia, erklärt, dass Peking in erster Linie anstrebe, sich als ein Land darzustellen, das sich um die afrikanischen Brüder sorge. Die Zunahme der Präsenz chinesischer staatlicher und privater Militärstrukturen sei aber auch damit zu erklären, dass es für sie in Afrika eine Nachfrage gebe. Und Frankreich habe in mehreren Ländern – solchen wie Mali – an Ansehen verloren. Dort hatten sich dessen Einheiten beinahe zehn Jahre aufgehalten. Zu Beginn dieses Jahres hatte Paris aber deren Abzug angekündigt. Ihren Platz nimmt unverzüglich Russland ein, vor allem die private Militärfirma „Wagner“.

Was die USA angeht, so hatte Ex-Präsident Donald Trump die Anzahl der Militärs in Afrika verringert. US-Präsident Joseph Biden versucht, die Rolle Amerikas wiederherzustellen, beispielsweise in solch einem Land wie Somalia. Biden hatte gar verkündet, dass er vom 13. bis einschließlich 15. Dezember ein Gipfeltreffen für afrikanische Staatschefs in Washington organisiere, um „die Pflichten der USA gegenüber Afrika zu demonstrieren“.

In einem Gespräch mit der „NG“ betonte Akademiemitglied Alexej Wassiljew: „Die USA ziehen China in eine Konfrontation. Es muss mit seinen Methoden eine Antwort geben. Dies betrifft vor allem die Wirtschaft. China ist der erste Wirtschaftspartner Afrikas. Hinsichtlich des Handels ist es den USA weit voraus. Die Bedeutung des Kontinents im internationalen Kräfteverhältnis belegt auch der jüngste Afrika-Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow. Dieser Besuch zeigte, dass Afrika keine offenkundig prowestliche Position einnehmen möchte, obgleich man von allen Seiten her Druck auf den Kontinent ausübt. Die Afrikaner leiden aufgrund der Zunahme der Preise und des Mangels an Lebensmitteln. Sie lasten dies den früheren Kolonialmächten und Amerika an. Vor diesem Hintergrund wird man m. E. in Moskau die chinesische Initiative positiv aufnehmen“.

China hat aber schon seit langem Fuß in Afrika gefasst. Dies belegen sowohl der Stützpunkt in Djibouti als auch die Teilnahme an UNO-Operationen. „Was die russischen Interessen angeht, so arbeiten bereits ein Dutzend afrikanischer Länder mit privaten Militärfirmen zusammen. Ich denke, dass es da keine Konfrontation von Interessen der russischen und chinesischen Organisationen geben wird. Die Politik Pekings zeichnet aus, dass es strategisch denkt. Es investiert Mittel, gewährt Anleihen. Viele Länder stecken in Schulden. China aber unternimmt zwei Schritte vorwärts und dann einen zurück. Es hat Sambia die Schulden erlassen, für andere werden sie neustrukturiert. Aber es bewahrt den generellen Kurs“, resümierte das Akademiemitglied.