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Coronakrise in Russland: Deutsche verlieren Hunderte Millionen


Laut einer Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) sind die deutschen Unternehmen mit Putins Krisenmanagement zufrieden, nicht aber mit den Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft in Russland erleidet wegen der Corona-Krise Verluste in dreistelliger Euro-Millionenhöhe, ist mit dem Krisenmanagement von Präsident Wladimir Putin insgesamt zufrieden, nicht aber mit den Stützungsmaßnahmen des Kreml für die russische Wirtschaft. Das geht aus einer Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer unter ihren mehr als 900 Mitgliedsunternehmen hervor. Von der Krise sind praktisch alle deutsche Unternehmen getroffen. Dabei behaupten 24%,dass sie sehr stark  getroffen sind 38%-stark und 31% — mittelmäßig. Nur 8% sind von der Krise nicht getroffen.

Die Anti-Corona-Maßnahmen Russlands haben bei zwei Drittel der Firmen zum teilweisen (48 Prozent) oder vollständigen Produktionsstopp (18 Prozent) geführt. Das große Volkswagen-Werk in Kaluga beispielsweise, eines der deutschen Leuchtturmprojekte in Russland, steht seit dem 30. März still. Kein Stillstand haben zirka 40% der deutschen Firmen in Russland angeordnet.

Finanzverluste bis zu 1 Mio Euros haben 28% der befragten Firme getragen, bis zu 10 Mio-12%, bis zu 100 Mio-1%. Gar keine Verluste haben nur 8% der Firmen.   

 „Hochgerechnet auf die über 4200 in Russland tätigen deutschen Unternehmen sind bereits jetzt Verluste im hohen dreistelligen Euro-Millionenbereich zu verzeichnen“, erklärte AHK-Vorstandschef Matthias Schepp. Trotz dieser Einbußen hält eine klare Mehrheit der deutschen Firmen die Quarantänemaßnahmen sowohl in Deutschland als auch in Russland für angemessen.

Als wichtigste Folge der Krise ist die Unterbrechung der Produktionsketten in der Zukunft. Damit rechnen 34% schon in einem Monat, 5%-in 3 Monaten, 6%-in 2 Monaten .30% erwarten solche Unterbrechung schon in 2 Wochen und für 25% stehen solche Unterbrechungen überhaupt nicht statt. 

Die Reaktion auf die Krise findet die überwiegende Mehrheit der deutschen Firmen als angemessen.

Präsident Putin hat wegen des Virus die Landesgrenzen geschlossen und den gesamten April zum arbeitsfreien Monat erklärt, zahlreiche Unternehmen mussten ihren Betrieb einstellen. 68 Prozent vertrauen dem Krisenmanagement der russischen Regierung. 85 Prozent der Firmen allerdings halten die Maßnahmen zur Stützung der russischen Wirtschaft für unzureichend.  68 Prozent wünschen sich eine Vereinfachung des Steuerrechts in Bezug auf Abgabefristen von Steuererklärungen und Haftungsregelungen, 58 Prozent hoffen auf mehr Subventionen und Kredite insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), 41 Prozent wollen eine Aufhebung der Einreisebeschränkungen für hochqualifizierte Ausländer. Weitere Vorschläge sind u. a. Steuerentlastungen, Senkung von Sozialabgaben oder Kompensationen für Gehaltszahlungen. 

Sieben Prozent der befragten Firmen haben bereits Coronavirus-Erkrankte. 59 Prozent der Top-Manager halten das Virus für „sehr gefährlich“, 41 Prozent für „nicht gefährlicher als eine Grippe“. Kammerchef Matthias Schepp sagte: „Die Regierungen stehen vor der schwierigen Herausforderung, dafür zu sorgen, dass die Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen nicht schlimmer sind als das Virus selbst. Sie müssen die Wirtschaft stützen, den sozialen Zusammenhalt gewährleisten und Exit-Strategien entwickeln, um einer tiefen und langen Wirtschaftskrise mit Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.“