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COVID-Dissidenten vereinigten sich zu einem „Sobor“ und warfen der Hierarchie der ROK Spionage vor


In den sozialen Netzwerken sind Mitteilungen über Versuche der COVID-Dissidenten in der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) aufgetaucht, sich für einen gemeinsamen Widerstand gegen die russischen Behörden und Hierarchie des Moskauer Patriarchats zu organisieren. In einem der Moskauer Hotels hatte eine Versammlung stattgefunden, die die Teilnehmer als „Sobor der kirchlichen Gesamtheit“ bezeichneten. Die Organisatoren zählten 400 Kleriker und Gläubiger bei dieser Veranstaltung. Die „Sobor-Vertreter“ haben sich an die Rechtsschutzorgane mit der Forderung gewandt, zu überprüfen, ob nicht der Vorsitzende der Abteilung für auswärtige Kirchenbeziehungen der ROK, Metropolit Hilarion (Alfejew), für westliche Geheimdienste arbeite. Die Versammlungsteilnehmer fordern gleichfalls, die Moskauer Stadtführung für jene Maßnahmen zu bestrafen, die zur Rettung des Lebens und der Gesundheit der Städter im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie ergriffen werden.   

Der Blogger Konstantin Lugowoi-Dawydow veröffentlichte eine Reportage über diese Veranstaltung, die am 31. Oktober stattgefunden hatte. „Faktisch ist dies die erste Vereinigungskonferenz der kirchlichen Gesamtheit, die nicht mit der COVID-Propaganda, die nichts mit Medizin zu hat, und mit der COVID-Theologie, die zu einem Born der Kirchenspaltung des Jahres 2020 geworden ist, einverstanden ist. Und wenn man sie (die Spaltung – Anmerkung der Redaktion) nicht kuriert, kann dies durch ernsthafte Erschütterungen im Leben der Kirche, der Gesellschaft und des Staates einen Widerhall finden“, schreibt der Blogger auf seiner Seite im Livejournal. „In die Abschlussresolution haben die Vorschläge Eingang gefunden, die durch die freiwilligen gesellschaftlichen Vereinigungen „Moskauer slawische Prozession“ und „Diwejewo-Prozession“ unterbreitet worden waren.“  

Neben den Forderungen, auf jede Weise die Führung Moskaus zu bestrafen, haben die Eiferer der Prä-COVID-Orthodoxie „ein Schreiben an die Rechtsschutzorgane hinsichtlich der Vornahme einer Überprüfung in Bezug auf Metropolit Hilarion (Alfejew) im Zusammenhang mit  seiner mutmaßlichen Arbeit für ausländische Geheimdienste und Agententätigkeit, die gegen Russland und die Kirche gerichtet ist“ gerichtet.  

„Die Geschichte mit „Covid-19“ hat markant einen ganzen Komplex von überaus akuten Problemen in der Russischen orthodoxen Kirche ans Tageslicht gebracht. Die harten Beschränkungen für eine Teilnahme der Gemeindemitglieder an den Gottesdiensten unter dem Vorwand der „Gefahr einer Ansteckung“ auf Verlangen von bei weitem nicht der ersten Personen der föderalen oder zumindest der munizipalen Machtorgane, sondern von Beamten der mittleren Ebene (des stellvertretenden Leiters von Rospotrebnadzor) haben offenbart, dass die ROK im heutigen Russland ganz und gar nicht jene globale und wichtige sowie unabhängige Rolle spielt, auf die ihre höchste Führung Anspruch erhebt. Die blasphemischen Manipulationen mit den Heiligen Sakramenten sind zu einem riesigen Problem für viele aufrichtige und inbrünstige orthodoxe Menschen geworden, die begonnen haben, ernste Zweifel am Glauben ihrer Kirchenhierarchie zu empfinden“, hieß es in einem der früheren Appelle der Organisatoren des Anti-COVID-„Sobor“.

Es muss betont werden, dass nicht einer der Geistlichen der ROK, die angeblich an der Veranstaltung teilgenommen haben, in den Berichten der Organisatoren ausgewiesen worden ist. Über die Organisatoren de an sich, kann man auch nicht sagen, dass sie irgendwelche bedeutsamen Positionen bei den Strukturen des Moskauer Patriarchats einnehmen. 

Es sei daran erinnert, dass bis vor kurzem als Anführer des Widerstands gegen die sanitär-hygienischen Einschränkungen in der Kirche, die im vergangenen Frühjahr im Zusammenhang mit der Pandemie verhängt worden waren, der ehemalige Schemahegumen Sergij Romanow angesehen wurde. Jedoch wurde ihm jüngst das Recht, kirchendienstlich zu wirken, und der Kirchenrang entzogen. Und danach wurde er ganz und gar exkommuniziert. Gegenwärtig ist Romanow in einem Nonnenkloster im Ural untergetaucht und weigert sich, zu Verhören zu erscheinen, wobei er auf eine Angst vor dem Coronavirus verweist, dessen Existenz er selbst aber leugnet.