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Das Wettrennen der COVID-Vakzine im postsowjetischen Raum geht weiter


Die Verbreitung des Coronavirus in Russland verlangsamt sich scheinbar, was nicht nur mit den ergriffenen Quarantänemaßnahmen, sondern auch mit der aktiven Vakzinierung der Bevölkerung in Verbindung gebracht wird. Derweil konkurrieren die Hersteller der Vakzine im postsowjetischen Raum weiter miteinander, wobei sie sich bemühen, perspektivreiche Märkte einzunehmen. In Kirgisien wurde das russische COVID-19-Präparat Sputnik-V registriert. Derweil ist in der Ukraine zum ersten registrierten Vakzin das Präparat des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca geworden.

Kirgisien wurde zum vierten Land in Zentralasien, in dem das russische Präparat Sputnik-V registriert worden war. Laut Angaben des Russischen Fonds für Direktinvestitionen gehöre Sputnik-V bereits zu den drei weltweit führenden Impfstoffen gegen das Coronavirus hinsichtlich der Anzahl an erhaltenen Bestätigungen durch die staatlichen Aufsichtsbehörden. Die Vakzinierung wird eine freiwillige sein. „Als erste werden das Coronavirus-Vakzin die Mediziner erhalten, danach die Risikogruppen und die anfälligen Bevölkerungsschichten Kirgisiens. In der dritten Etappe werden die Impfungen auf Kosten des Staates und von Gebern allen Interessenten auf freiwilliger Grundlage vorgenommen werden“, erklärte Kirgisiens Gesundheitsminister Alymkadyr Beischenalijew.

Aber mit dem Vordringen auf den perspektivreichen ukrainischen Markt haben die russischen Pharmazeuten objektive Probleme, die mit der großen Politik zusammenhängen. Die Offiziellen des Landes sperren sich gegen die Präparate aus der Russischen Föderation. In der Ukraine nimmt AstraZeneca die Nische ein. Die erste Partie des Vakzins Covishield in einer Menge von 500.000 Dosen, das durch das britisch-schwedische Unternehmen zusammen mit der University of Oxford entwickelt worden war, ist dieser Tage in Kiew eingetroffen. Das Präparat ist entsprechend einer Lizenz in einem Betrieb in der indischen Stadt Pune (im westindischen Bundesstaat Maharashtra – Anmerkung der Redaktion) hergestellt worden. Und die Vakzinierung konnte damit am Donnerstag in allen Landesregionen der Ukraine aufgenommen worden. Laut Plan werden in erster Linie Mitarbeiter des Gesundheitswesens geimpft, aber auch Militärs, die an der Operation im Donbass teilnehmen. Insgesamt ist geplant, in diesem Jahr etwa 14,4 Millionen Bürger der Ukraine zu impfen. Kiew hat gleichfalls über den Abschluss eines Vertrags über 1,9 Millionen Dosen des Vakzins vom chinesischen Unternehmen Sinovac Biotech informiert. Die Lieferungen sollen im April aufgenommen werden.

Derweil ist eine neue Partie des Vakzins Sputnik-V in Serbien eingetroffen, das neben den VAE nunmehr vier Impfstoffe für einen Einsatz hat. Die Vertreter des Gesundheitsministeriums in Belgrad teilten am Sonntag mit, dass die Anzahl der vakzinierten Personen in Serbien 1,2 Millionen bei einer Bevölkerung von sieben Millionen Menschen erreicht hat. Die Vakzinierung hatte am 24. Dezember im Land begonnen. Die Mediziner hatten mit dem Einsatz des Präparates aus der amerikanisch-deutschen Fertigung von Pfizer und BioNTech begonnen. Die erste Lieferung des russischen Impfstoffs traf am 30. Dezember im Land ein, des Impfstoffs von Sinopharm aus der Volksrepublik China – am 16. Januar. Die Anmeldungen zur Impfung in Serbien erfolgen elektronisch, wobei die Bürger das Präparat auswählen können, das eingesetzt wird.

Derweil haben serbische Wissenschaftler erklärt, dass der erste Todesfall durch das Coronavirus am 5. Februar 2020 in Europa gerade in diesem Land eingetreten sei, das heißt zehn Tage früher als bisher gedacht worden war. Zuvor hatte die Spezialisten angenommen, dass der erste Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus in Europa am 24. Januar des Jahres 2020 in Frankreich fixiert worden sei. Dort war es auch zum ersten letalen Ausgang gekommen, am 15. Februar. Serbische Wissenschaftler aus der Belgrader Universität vermuten jedoch, dass der erste Todesfall auf Grund des Coronavirus in der Alten Welt am 5. Februar in Serbien, also früher als in Frankreich, eingetreten sei.

Wie der Kampf gegen das Coronavirus erfolgt und was es für Erklärungen von Beamten im Zusammenhang mit diesem Prozess gibt, verfolgen auch russische gesellschaftspolitische Telegram-Kanäle. „Der Report des operativen Stabs hat ein neues Minimum hinsichtlich der Neuerkrankten innerhalb von 24 Stunden vermeldet“, konstatierten die Autoren des Kanals „Mysli vsluch“ („Gedanken, laut geäußert“). „Heute sind 11.198 Fälle einer Infizierung mit dem Wuhan-Virus festgestellt worden (Stand vom 25. Februar – Anmerkung der Redaktion). Dies ist der geringste Wert seit dem 8. Oktober 2020“.

Der Chefredakteur des hauptstädtischen Hörfunksenders „Echo Moskaus“, Alexej Wenediktow, lenkte in seinem Kanal die Aufmerksamkeit auf die Angaben von Rosstat (Statistikamt Russlands – Anmerkung der Redaktion): „Um 63,1 Prozent hat die Sterblichkeit im Dezember des Jahres 2020 im Vergleich zum Dezember von 2019 zugenommen (im November waren es plus 55,6 Prozent). Die Übersterblichkeit des Jahres 2020 im Vergleich zu 2019: 323802 Menschen (plus 18 Prozent)“.

„Der Vorsitzende der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, hat die Bürger Russlands aufgerufen, in diesem Jahr den Urlaub auf dem Landesterritorium zu verbringen“, registrierte der Telegram-Kanal „Boilernaja“ („Heizhaus“). „Dies ist eine vernünftige Initiative. Da gibt es nichts zu bestreiten. Und sie richtet sich in erster Linie nicht an die 140 Millionen russischen Bürger, sondern konkret an die 450 Abgeordneten des Unterhauses des russischen Parlaments. Auf deren Freizeitaktivitäten wird nach den Worten von Herrn Wolodin unweigerlich eine erhöhte Aufmerksamkeit sowohl der Medien als auch der Öffentlichkeit gelenkt werden“.