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Der Kirchenstreik in Abchasien ist beendet worden


Das Oberhaupt der selbstproklamierten Abchasischen orthodoxen Kirche (AOK), der Geistliche Vissarion Apliaa, hat am 27. Februar mitgeteilt, dass die Kirchen in der Republik die Gottesdienste wiederaufnehmen würden. Der Kirchen-„Streik“ hat drei Tage angedauert. Ja, und er war auch kein kompletter. Die Heilige Metropolie von Abchasien hielt es nicht für notwendig, Apliaa zu unterstützen, denn diese religiöse Organisation befindet sich in keiner geringeren Opposition zur AOK als zum Georgischen und zum Moskauer Patriarchat.

„Das Moskauer Patriarchat wird uns in unserer eigenständigen Haltung unterstützen“, zitiert die russische Nachrichtenagentur „Sputnik-Abchasien“ Vissarion Apliaa. „Die Russische orthodoxe Kirche wird die Herausbildung einer autonomen Kirche in Abchasien unterstützen“. „Von einer Autokephalie zu sprechen, ist noch verfrüht. Zuerst muss die Autonomie wiederhergestellt werden. Bei uns erfolgt eine Wiederherstellung des abchasischen Katholikats. Dies ist ein sehr langwieriger Prozess. Außer Russland hat im Kaukasus keiner das orthodoxe Christentum wiederhergestellt“, versicherte der Geistliche den Menschen. Nach Aussagen von Apliaa sei das Wichtigste, dass man Abchasien nicht mit der Georgischen orthodoxen Kirche (GOK) in Verbindung bringt. „Dies haben wir erreicht. Natürlich, die Georgier werden nicht einverstanden sein, doch wir selbst in Abchasien müssen einig sein. Und dies ist das Wichtigste. Dann wird unsere Frage leicht geklärt werden, denn auch Moskau vermag nicht zu verstehen, wollen wir Konstantinopel oder das orthodoxe Christentum mit ihnen (der Russischen orthodoxen Kirche – Anmerkung der Redaktion) wiederherstellen“, sagte er.

Laut Angaben abchasischer Medien war Apliaa dieser Tage nach Moskau gereist und hatte gewisse Vereinbarungen hinter den Kulissen erzielt. Wahrscheinlich tragen sie einen Kompromisscharakter. Die Russische orthodoxe Kirche kann nicht direkt die AOK unterstützen, weil dann ein Konflikt mit der GOK unausweichlich wäre. Denn in Tbilissi enthält man sich einer Anerkennung der Orthodoxen Kirche der Ukraine. Und für die Russische orthodoxe Kirche ist dies eine weitaus wichtigere Frage als das Schicksal der christlich-orthodoxen Gemeinde in der kleinen Kaukasus-Republik. Bisher sind Maßnahmen missionarischer Art in der Art einer Hilfe Moskaus mit gottesdienstlicher Literatur in abchasischer Sprache bekannt.

In Tbilissi hat man auch die Forderungen von Apliaa vernommen und auf sie geantwortet. Allerdings war die Reaktion der GOK eine erwartungsgemäße. Die georgische Patriarchie veröffentlichte ein Schreiben, in dem Apliaa „als Autor von Erklärungen, die auf einer Lüge basieren“ bezeichnet wird. In dem Dokument werden die Standardbehauptungen wiederholt, dass Abchasien ein Teil Georgiens sowohl aus politischer als auch aus kirchlicher Sicht sei.

Erwartungsgemäß ist es Apliaa auch nicht gelungen, eine Einheit in der christlich-orthodoxen Gemeinschaft der Republik zu erreichen. Die Heilige Metropolie von Abchasien, die im Hauptheiligtum der Republik, im Kloster von Neu-Athos (Nowy Afon) wirkt, hat sich der Aktion der AOK nicht angeschlossen. Als Apliaa auf Konstantinopel anspielte, hatte er wahrscheinlich die Mönche von Neu-Athos im Blick, die sich in Richtung des Ökumenischen Patriarchats orientieren. Das heißt, gerade die Heilige Metropolie von Abchasien behindere Suchumi angeblich in Bezug auf eine Anerkennung der Autonomie durch Moskau.

Es sei daran erinnert, dass am 24. Februar das Oberhaupt der Abchasischen orthodoxen Kirche bekanntgegeben hatte, dass die Gotteshäuser in der Republik so lange geschlossen werden, solang sich Moskau nicht hinsichtlich seiner Haltung zur Unabhängigkeit des abchasischen orthodoxen Christentums festgelegt hat. „Wir hofften und hoffen, dass das Moskauer Patriarchat unsere Kirchensituation, den Status unserer Abchasischen orthodoxen Kirche löst. Wir können kein Teil der Georgischen Kirche sein. Wir waren kein Teil der Georgischen Kirche und werden es nicht sein“, hatte der Geistliche erklärt. „Die Geistlichen, die in ihre bestimmten Diözesen auf dem Territorium Russlands entlassen worden sind, mögen sie dort ihren Hierarchen die Frage stellen, damit die Hierarchen die Frage dem hochheiligen Patriarchen Kirill vorbringen: wie weiter? Sich 30 Jahre lang in irgend solch einer Situation zu befinden, dies ist unmöglich“, so klang das Ultimatum des Oberhauptes der AOK. Aus seinen Worten konnte man verstehen, dass er Kleriker in die russischen Diözesen geschickt hatte, denen sie zugeordnet worden sind. Letztlich aber weilte er selbst in Moskau. Nach drei Tagen wurde der Ton seiner Erklärungen zu einem besänftigten. Und der Grundgedanke läuft darauf hinaus, dass das Schicksal des abchasischen orthodoxen Christentums ausschließlich von Russland und der ROK abhängt.