Am 29. April dieses Jahres brachte China das Hauptmodul seiner künftigen Raumstation „Tianhe“ (andere Schreibweise: „Tiangong“) auf eine Erdumlaufbahn. Vorgesehen ist, dass die aus mehreren Modulen bestehende chinesische Station eine Länge von 16,6 Meter, einen maximalen Durchmesser von 4,2 Meter, eine Masse von rund 66 Tonnen und eine T-förmige Gestalt haben wird. Die Station wird aus den folgenden Modulen bestehen: aus dem Basismodul „Tianhe“ (deutsch: „Himmlische Harmonie“ bzw. „Himmelspalast“) sowie aus den zwei Labormodulen „Wentian“ und „Mengtian“. Danach, am 17. Juni startete mit Hilfe der Rakete „Changzheng 2F“ (deutsch: „Langer Marsch 2F“) das bemannte Raumschiff „Shenzhou 12“ mit drei Kosmonauten (Taikonauten) ins Weltall. Seine Ankopplung an „Tianhe“ machte die Station zu einer bemannten.
Der Bau der Station soll bereits bis zum Jahr 2022 abgeschlossen werden. Dafür sollen insgesamt elf Flüge zu ihr absolviert werden. Somit wird China zum zweiten Land nach Russland, das eine eigene orbitale Kosmos-Station besitzt. Es stellt sich die Frage – wozu?
„Mir“, „Freedom“, ISS
Die Priorität hinsichtlich der Schaffung kosmischer Stationen gehörte der Sowjetunion. Der Basisblock der Station „Mir“ („Frieden“) wurde mit einer „Proton“-Trägerrakete am 20. Februar 1986 auf eine Erdumlaufbahn gebracht. Dies war die erste multimodale bemannte orbitale Weltraumstation. Projektiert wurde sie in der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung „Energia“. Sie verbrachte 5511 Tage auf einer Erdumlaufbahn, wovon 4594 Tage als eine bemannte, und vollbrachte 86.331 Umkreisungen um den Planeten.
In der Zeit des Existierens der Station wurden in ihr über 23.000 Experimente durchgeführt, markiert wurden zwei Langzeitaufenthaltsrekorde im Kosmos – durch Valerij Poljakow und Shannon Lucid. In der Station weilten 104 Kosmonauten aus zwölf Ländern im Bestand von 28 Expeditionen. In den offenen Weltraum waren 29 Kosmonauten und sechs Astronauten ausgestiegen. „Mir“ wurde jedoch am 23. März 2001 im Pazifik aufgrund dessen versenkt, dass die Einsatzdauer der Station abgelaufen war, in der Station es mehrfach Störfälle und Havarien gegeben hatte. Und dazu kam der kostspielige Betrieb (rund 200 Millionen Dollar im Jahr).
In den USA hatte man sich gleichfalls über die Schaffung einer Weltraumstation Gedanken gemacht und sogar deren Entwurf als Antwort auf das Auftauchen der sowjetischen „Mir“-Station geschaffen. Das Projekt erhielt den Namen „Freedom“. Die Amerikaner konnten jedoch stets Geld zählen und haben die Station nicht gebaut, wobei sie dies mit ihrer „Kostspieligkeit“ erklärten. Ab 1993 wurde das Projekt in einer modernisierten und verkleinerten Gestalt in einen Teil der Internationalen Raumstation (ISS) umgewandelt.
Am 20. November 1998 brachte Russland das erste Element der ISS in den Weltraum – den Funktions- und Frachtgutblock „Sarja“ („Morgenröte“). Am 7. Dezember 1998 dockte das Shuttle „Endeavour“ das amerikanische Modul „Unity“ an das russische Modul „Sarja“ an.
Am 10. Dezember 1998 wurde die Luke zum Modul „Unity“ geöffnet, und die Kosmonauten Robert D. Cabana und Sergej Krikaljow kamen als Vertreter der USA und Russlands ins Innere der Station.
Am 26. Juli 2000 wurde an den Funktions- und Frachtgutblock „Sarja“ das Dienst- bzw. Arbeitsmodul „Swjesda“ („Stern“) angekoppelt.
Am 2. November brachte das bemannte Transportraumschiff „Sojus TM-31“ eine Besatzung der ersten Langzeitexpedition an Bord der ISS.
Die Masse der internationalen Raumstation beträgt über 417 Tonnen, und ihr Innenvolumen – rund 1000 Kubikmeter. Die Geschwindigkeit, mit der sich die ISS auf der Erdumlaufbahn bewegt, beträgt ca. 27.700 Kilometer in der Stunde. Die Kosmonauten an Bord der ISS können alle 45 Minuten Sonnenauf- und -untergänge beobachten. An der Schaffung und Nutzung der ISS beteiligten bzw. beteiligen sich 15 Länder. Die ISS ist das teuerste Objekt, das je durch den Menschen geschaffen worden ist.
Für den Bau der ISS sind etwa 157 Milliarden Dollar aufgewandt worden. Und jedes Jahr werden für ihren Betrieb rund 1,5 Milliarden Dollar ausgegeben. Interessant ist, dass zu Beginn des Baus der ISS die USA das russische Segment der Station bezahlten, indem sie Kredite bereitstellten, deren Tilgung erst mit Abschluss des Baus vorgesehen worden ist.
Die Nutzung der ISS hat also ab 1998 begonnen. Und während in der ersten Zeit keine gefährlichen Schäden und Ausfälle in ihr fixiert wurden, so ereigneten sie sich nach zehn Jahren einer nach dem anderen. Oder auch alles auf einmal.
Eine alte, gefährliche und von keinem gebrauchte?
Im Dezember 2018 wurde in der Aufenthaltssektion, genauer gesagt an der Verkleidung des Raumschiffs „Sojus MS-09“ ein kleines Loch entdeckt, das man mit Epoxidharz abdichtete.
Im September des Jahres 2019 wurde in der ISS festgestellt, dass Luft über die Norm hinaus austritt. Eine etappenweise Abdichtung der Stationssektionen – sowohl der russischen als auch der amerikanischen – erlaubte zu ermitteln, dass der Sauerstoff aus der Zwischenkammer des russischen Moduls „Swjesda“ entweicht.
Am 11. März dieses Jahres dichtete russische Kosmonauten im Modul „Swjesda“ zwei Risse ab, doch dies half nichts. In der isolierten Übergangskammer sackte der Luftdruck innerhalb von 11,5 Stunden um 52 Millimeter bis auf 678 Millimeter entsprechend der Quecksilbersäule ab, während in der Station der Druck bei 730 Millimeter gemäß der Quecksilbersäule liegt. Aber etwas später hat man diesen Schaden behoben.
Außerdem befindet sich ein erheblicher Teil der an Bord der ISS installierten elektronischen Ausrüstungen weit über die Garantiefristen oder über die zusätzlichen Garantiefristen hinaus im Einsatz. Spezialisten betonen, dass die zertifizierte Einsatzdauer des Funktions- und Frachtgutblocks „Sarja“ bereits im November 2013 abgelaufen sei. Man hat sie jedoch dann bis auf das Jahr 2024 verlängert.
Und am 21. April 2021 teilte der Flugleiter des russischen Segments der Station, Wladimir Solowjow, mit, dass bis zu 80 Prozent der Anlagen und Ausrüstungen der Dienst- und Bordsysteme des russischen Segments ihre Betriebsdauer vollkommen abgearbeitet hätten. Er erklärte gleichfalls, dass nach 2025 ein lawinenartiger Ausfall der ISS-Systeme möglich sei.
Daher ist nicht ausgeschlossen, dass man die Nutzung der ISS einstellen und die Station wie auch andere kosmische Objekte im Pazifik versenken kann, wobei man dafür ein Gebiet auswählt, das von der Schifffahrt nicht genutzt wird. Laut vorläufigen Schätzungen werden rund 120 Tonnen Trümmer bei einer Gesamtmasse der Weltraumstation von über 400 Tonnen unverbrannt bleiben und in den Fluten des Ozeans versinken.
Für die USA ist die ISS jedoch äußerst wichtig. Die Amerikaner führen in ihr alle möglichen Forschungsarbeiten hinsichtlich einer Anpassung des menschlichen Organismus für Flüge zum Mars und Mond durch. Gerade aus diesem Grunde können die Vereinigten Staaten gegen ein Einfrieren der Station auftreten und werden alles Mögliche tun, um sie so lange wie möglich nutzen zu können.
Dennoch ist geplant, als Ablösung für die ISS eine rein russische Station zu schaffen, obgleich dieses Projekt nicht real ist, denn es wird nicht gebraucht. Und eben deswegen.
Ein Nebenprodukt des Weltraums der Militärs
Die bemannte Raumfahrt war bekanntlich zu einem Nebenprodukt der Entwicklung und Erschließung des Kosmos durch die Militärs in der Zeit des Wettrüstens geworden. Die legendäre sowjetische Rakete R-7, mit der sowohl der erste künstliche Erdtrabant als auch erste Mensch ins Weltall startete, war in erster Linie für den Transport von Kernwaffen bestimmt.
Die ersten orbitalen Stationen „Saljut“ waren auf der Basis der militärischen Beobachtungsstationen-Plattformen „Almaz“ projektiert worden. Gerade für deren Transport ins Weltall war die starke zweistufige Rakete „Proton“ geschaffen worden, die sich nach wie vor im Einsatz befindet.
Und heute ist die militärische Raumfahrt ein dominierender Faktor bei der Zügelung des Einsatzes von Kernwaffen. Schließlich arbeiten weltweit 30 Länder an der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen. Etwa genauso viele befassen sich mit der Schaffung einer „Atombombe für Arme“, mit chemischen Waffen. Über 40 Staaten besitzen Trägerraketen für Massenvernichtungswaffen. Heute nähern sich dem Klub der fünf Nuklearmächte weitere sechs Länder.
Deshalb erhöhen die kosmischen Verteidigungsmittel die Effektivität des Handelns der Streitkräfte um das 1,5- bis 2fache. Und um das gleiche verringern sie auch die Verteidigungsausgaben. Ohne den Einsatz kosmischer Mittel ist es unmöglich, solche Aufgaben wie die Warnung vor einem Raketenangriff sowie die Verbindung und Lenkung der strategischen Nuklearkräfte zu lösen.
Die bemannte Raumfahrt aber die zu Beginn ihrer Geburt vor allem propagandistischen Zielen der UdSSR. Doch das zügellose Weltraum-Wettrennen führte dazu, dass die reicheren und praktischeren Amerikaner in ihm den Sieg errangen. Dies wurde nach deren Landung auf dem Mond und der Entwicklung des mehrfach einsetzbaren Weltraumschiffs „Space Shuttle“ klar. Nachdem die UdSSR begriffen hatte, dass wir die Amerikaner bei der Erschließung des Mondes und der entfernten Planeten nicht einholen können, beschloss sie, all ihre Anstrengungen und Mittel in die bemannte Raumfahrt und in Experimente in orbitalen Stationen, zu deren letzten die Station „Mir“ geworden war, zu stecken.
Bald stellte sich jedoch heraus, dass sich die bemannte Raumfahrt materiell nicht rechtfertigt. Sie brachte nur einen indirekten Gewinn durch die Nutzung des wissenschaftlich-technischen Wissens, das im Ergebnis der Weltraumtätigkeit gewonnen wurde, und durch die Experimente auf den Gebieten der Medizin, Mikroelektronik und neuen Materialien.
Mehr noch, die Anwesenheit des Menschen an Bord eines Raumschiffs während der Durchführung von Experimenten zur Mikrogravitation sowie Schaffung besonders reiner Stoffe und Präparate ist überhaupt unzulässig, da die Masse des Kosmonauten eine bestimmte Fehlerrate hinsichtlich der Reinheit der Versuche verursacht.
Die UdSSR konnte jedoch den USA nicht mehr entgegenhalten und setzte die Experimente mit Pflanzen, Tieren und sogar dem Menschen in der Schwerelosigkeit fort, die von niemandem gebraucht werden – zuerst in der „Mir“-Station und danach in der ISS.
Der Kampf um den „dritten Sessel“
Heute nimmt Russland in der ISS scheinbar eine dominierende Stellung aufgrund einer Reihe von Ursachen ein. Erstens wurde noch einmal bestätigt, dass die Kosmos-Politik unseres Landes, die auf der Nutzung von Einweg- und im Vergleich zu den Shuttle-Raumschiffen kostengünstigeren Raketen basiert, eine richtigere als die amerikanische, die auf dem Einsatz von mehrfach einsetzbaren Shuttles beruhte, war.
Zweitens haben die Shuttle-Katastrophen noch einmal bestätigt, dass dieses Schema nicht die Sicherheit der Crews in allen Phasen des Fluges vom Start bis zur Landung gewährleistete und gewährleisten wird, während das russische diese Sicherheit garantiert.
Drittens bleibt Russland vorerst das einzige Bindeglied zwischen der ISS und der Erde (was jedoch nur eine Frage der Zeit ist, da die wiederverwendbaren Raumschiffe Crew Dragon 2 des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX im Kommen sind – Anmerkung der Redaktion). Und ohne unsere „Progress“- und „Sojus“-Raumschiffe ist die Existenz der ISS unmöglich. Seit 2011 hat die NASA, nachdem sie das Space-Shuttle-Programm einstellte, für die Beförderung von Astronauten zur ISS an Roskosmos über 2,6 Milliarden Dollar überwiesen. Dieses Geld war durchaus ausreichend, damit der Raketen- und Raumfahrtkonzern „Energia“ die Entwicklung des bemannten Raumschiffs „Föderation“ abschließt und das Raketen- und Raumfahrtzentrum „Progress“ die Arbeiten an der perspektivreichen Trägerrakete „Phönix“ (heute – „Sojus-5“) schneller als geplant voranbringt. Dies wird aber bald mit dem Einsatz der Raumschiffe von Elon Musk enden.
Auch haben sich in der ISS die russischen Skaphander ausgezeichnet bewährt. Sie sind im Unterschied zu den amerikanischen universelle. Jeder ankommende Kosmonaut oder Astronaut kann einen Skaphander an seine Körpergröße anpassen, ihn in einen Arbeitszustand versetzen und nach einer halben Stunde in den offenen Kosmos aussteigen. Die Skaphander sind für eine Einsatzdauer von zwei bis vier Jahren ausgelegt.
Diese aus der Sicht des Ansehens vorteilhafte Situation ist für Russland jedoch aus materieller Sicht eine unvorteilhafte. Die hauptsächliche Finanzierung der Arbeiten, die durch Roskosmos durchgeführt werden, erfolgt vorrangig durch Mittel, die nicht aus dem Haushalt stammen. In den meisten Unternehmen übersteigen die Staatsaufträge keine fünf bis fünfzehn Prozent. Und lediglich im Konzern „Energia“ als Leitorganisation hinsichtlich des Baus der ISS machen die staatlichen Aufträge 30 Prozent von der Gesamtsumme der finanziellen Einnahmen aus.
Außerdem hat die NASA auf die Entwicklung eines Rettungsraumschiffs, das für sieben Personen vorgesehen war, und auf den Bau eines Wohnmoduls für ihr Segment verzichtet. Laut NASA-Plänen werden sich im Verlauf der nächsten drei bis vier Jahre maximal drei bis vier Personen im Rahmen einer Langzeitexpedition in der ISS befinden.
Dies ist der russischen Seite nicht recht, da in dem Memorandum, das zu Beginn der Verwirklichung des ISS-Projekts angenommen wurde, ausbedingt worden war, dass nur Russland eine ständige Anwesenheit von drei Kosmonauten haben werde. Die nationalen Raumfahrtagenturen Europas, Japans und Kanadas hatten gleichfalls mit einer ständigen Präsenz ihrer Kosmonauten an Bord der Station und der Realisierung wissenschaftlicher Programme gerechnet.
Russland hat vorgeschlagen, in der ISS das neue Modul „Pier“ zu nutzen, an das man mindestens zwei bemannte Raumschiffe andocken kann. Dies werde erlauben, eine Crew aus sechs Personen in der Station zu haben. Bisher jedoch haben diese Vorschläge keine Billigung seitens der NATO erhalten. Und folglich werden für sie auch keine Mittel bereitgestellt.
Eben daher erweitert unser Land, obgleich die Amerikaner auch dagegen waren, auf exotische Weise – durch den Start professioneller Kosmonauten anderer Länder oder gewöhnlicher Touristen zur ISS – seinen Teil der Einnahmen. Jeder Flug von Astronauten der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) „im dritten Sessel“ eines russischen Raumschiffs vom Typ „Sojus TMA“ bringt Russland zusätzlich zwölf Millionen Dollar ein, jeder Tourist – rund 20 Millionen. Diese Mittel werden für die Unterstützung des Programms zum Bau russischer Raumschiffe für Flüge zur ISS verwendet. Was jedoch tatsächlich diese Gelder angeht, so bleibt nur zu konstatieren: Das macht den Kohl auch nicht fett. Jeder Start solch einer Rakete wie die „Sojus“ kostete mehrere dutzend Millionen Dollar.
Laut Berechnungen des Konstruktionsbüros für Maschinenbau „Raduga“ (Moskau) vernichtet jedes amerikanische Shuttle bei jedem Start rund 300.000 Tonnen Ozon je Tonne Nutzlast, die ins Weltall gebracht wird. In den ersten zwei Minuten der Arbeit seiner auf der Basis von festen Treibstoffen arbeitenden Beschleuniger gelangen 187 Tonnen Chlor und dessen Verbindungen, sieben Tonnen Stickstoffoxid und 180 Tonnen Aluminiumoxid in die Atmosphäre. Unsere einheimischen „Proton“-Raketen zerstören unter den gleichen Bedingungen „nur“ 37.000 Tonnen Ozon.
Doch mit der Ökologie haben die Ausgaben für die Raumfahrttätigkeit kein Ende. Wozu beispielsweise ein ganzes Sternenstädtchen und das gewaltige Flugleitzentrum in Koroljow für die Beobachtung von drei bis vier Kosmonauten, die nicht wissen, womit sich im All befassen, unterhalten?
Es gibt keinen Beruf „Kosmonaut“
Bereits zu Beginn der Raumfahrt hatte das Akademiemitglied Wassilij Mischin, ein Nachfolger von Sergej Koroljow, behauptet: „Den Kosmonauten-Beruf gibt es nicht, denn im Weltall sind nur 20 Prozent der Zeit für seine vollwertige Arbeit da, der Großteil aber ist für die Vorbereitung zum Start und zur Landung, für Sport und Körperkultur sowie für den Schlaf. Folglich werden bemannte Flüge zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gebraucht“.
Mischin unterstützt der amerikanische Professor Robert Park, der der Auffassung ist, dass die meisten der geplanten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten keine erstrangige Wichtigkeit besitzen würden. Er betont, dass das Ziel der meisten wissenschaftlichen Untersuchungen im Weltraumlabor sei, sie unter Bedingungen der Mikrogravitation durchzuführen. Dies könne man aber weitaus billiger unter Bedingungen einer künstlichen Schwerelosigkeit in einem Spezialflugzeug tun, das eine parabolische Flugbahn fliege.
Unter den Experten der Raumfahrtindustrie Russlands hat sich überhaupt die Meinung herausgebildet, dass sich der praktische Nutzen der orbitalen Stationen bereits erschöpft habe. In den vergangenen Jahrzehnten seien praktisch alle wichtigen Untersuchungen und Entdeckungen getan worden. Die in der ISS durchzuführenden hochspezialisierten Experimente würden durch das Fehlen der entsprechenden Apparaturen eingeschränkt werden. Kritiker behaupten, dass diese Forschungsarbeiten einen geringen praktischen Wert hätten, da die Realitäten der heutigen Erforschung des nahen Weltraums unbemannte automatische Raumschiffe seien.
Bereits im Jahr 2003 erklärte der damalige Leiter der Russischen Raumfahrtagentur Jurij Koptjew, dass zugunsten der ISS die Weltraumwissenschaft erneut auf der Erde geblieben sei. Der US-amerikanische Journalist Jeff Foust behauptete, dass für die technische Wartung der ISS zu viele teure und gefährliche Ausstiege in den offenen Kosmos nötig seien.
So hatte unter anderem im April 2019 der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Kernforschungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, Wjatscheslaw Dokutschajew, betont, dass die internationale Weltraumstation aus wissenschaftlicher Sicht eine „reine Zeitverschwendung“ sei. Nach seinen Worten würden die letzten wichtigen Entdeckungen von Robotern stammen. Und Menschen würden im Kosmos einfach nicht gebraucht werden. In der ISS würden sich die Kosmonauten hauptsächlich mit der eigenen Lebenssicherung befassen. „Man untersucht, wer von ihnen dort Löcher bohrt. Ausgegeben werden Milliarden, nicht Rubel, sondern Dollar. Doch der wissenschaftliche Output ist gleich Null!“. Nach Aussagen des Wissenschaftlers müsse der Staat das Geld der Steuerzahler für „die wahre Wissenschaft“ ausgeben. Menschen in den Weltraum zu bringen, dürfe man nur für private Gelder, resümierte er.
Der Weltraum für arme
Was aber tun? Alle Weltraumforschungen aufgeben? Nein. Man muss die unbemannte Raumfahrt entwickeln, die einen direkten Vorteil bringt. Dies ist der Start von Fernmeldesatelliten, von Erderkundungssatelliten – für die Suche nach Erdöl und anderen Bodenschätzen, von Funk- und Fernseh-, aber auch meteorologischen Weltraumapparaten. Wenn es nicht die einheimischen kosmischen Apparate geben würde, so müsste Russland allein für das Anmieten von Fernmeldekanälen ausländischer Systeme eine Milliarde Dollar und weitere 250 Millionen Dollar für Fernsehkanäle bezahlen.
Was aber die bemannte Raumfahrt angeht, so ist es nicht korrekt, als Beispiel solche Länder wie Indien oder China anzuführen, die sie entwickeln wollen. Sie bewegt vor allem das Gefühl einer eingebildeten eigenen Minderwertigkeit in dieser Frage und der Wunsch, ihre ehemaligen Kolonisatoren oder „älteren Brüder“ um jeden Preis zu übertrumpfen. Man muss sie nicht daran hindern, obgleich auch die militärische Gefahr auf keinen Fall zu unterschützen ist, die aus dem Weltall kommt.
Das Weltall wird nur dann den Menschen zu dienen beginnen, wenn in ihm globale Probleme gelöst werden. Zum Beispiel die Schaffung von Anlagen für eine Übertragung von Sonnenenergie auf unseren Planeten. Das kosmische Ansehen im Interesse eines Ansehens zu unterstützen und dabei Millionen von Menschen zu haben, die unterhalb der Armutsgrenze leben, dies ist nicht richtig.