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Der Proxy-Krieg der NATO gegen Russland


Man kann annehmen, dass der Beginn der militärischen Sonderoperation der russischen Truppen in der Ukraine vor 146 Tagen zu einer Konsolidierung der NATO führte und sozusagen dieser Organisation, die im vergangenen Jahrhundert für eine Zügelung des weltweiten Kommunismus geschaffen worden war, einen frischen Atem an Lebenskraft eingehaucht hat. Dafür spricht zumindest die Tatsache der geplanten Erweiterung dieser Organisation durch Finnland und Schweden, was für Russland zusätzliche Bedrohungen bereits an der Nordflanke verursacht. Die Zunahme des Einflusses der NATO belegen auch Ergebnisse öffentlicher Meinungsumfragen. Während sich im Jahr 2019 30 Prozent der Deutschen positiv gegenüber der NATO verhielten, sind es nunmehr bereits über 70 Prozent. In der NATO sehen die Deutschen heute laut Angaben des deutschen Nachrichten-TV-Senders n-tv einen realen Schutz vor dem aggressiven Russland. Diese Haltung teilt in der einen oder anderen Weise auch die Bevölkerung der anderen 29 Länder, die bisher dieser Organisation angehören.

Solch eine breite öffentliche Unterstützung hat der NATO auch erlaubt, faktisch in die Kampfhandlungen auf der Seite der Ukraine einzutreten. Es geht nicht nur um massive Lieferungen neuester Waffensysteme an die Streitkräfte der Ukraine, die sich als recht effektive im Kampf gegen die verbündeten Truppen erweisen, wie unter anderem die Erfahrungen aus dem Einsatz der US-amerikanischen Systeme zeigen. Der Nordatlantikpakt realisiert gleichfalls eine logistische Unterstützung für die Handlungen der ukrainischen Streitkräfte und übergibt faktisch alle ihr vorliegenden Aufklärungsdaten an die Militärs der Ukraine. Mehr noch, eine Analyse der in der letzten Zeit abgeschossenen ukrainischen Hubschrauber demonstriert, dass sie oft Personen steuerten, die in Uniformen nach NATO-Vorbild gekleidet waren. In diesem Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden, dass ukrainische Hubschrauber (und möglicherweise auch andere Militärflugzeuge) von Bürgern aus NATO-Ländern geflogen werden. Wahrscheinlich ist ebenfalls die Annahme, dass auch M777-Haubitzen, Systeme von Harpoon-Schiffsabwehrraketen sowie die Mehrfach-Raketenwerfer-Systeme HIMARS von Militärs aus NATO-Ländern gesteuert werden.

In dieser Hinsicht stellen die Ereignisse in der Ukraine einen mittelbaren Krieg oder einen Stellvertreterkrieg (proxy war) dar. Solche Kriege waren auch der Korea-, der Vietnam-, der Angola- und der Afghanistan-Krieg.

Unter Berücksichtigung der von Präsident Wladimir Putin gestellten Ziele für die von ihm verfolgten Sonderoperation – der Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine – erlangen die Kampfhandlungen einen langwierigen Charakter und gehen in das Stadium eines Kampfes bis zur Erschöpfung über. Unter den sich ergebenden Bedingungen kann man diese Ziele unter der Voraussetzung des Erreichens eines vollkommenen militärischen Sieges oder der Schaffung von Bedingungen einer mächtigen Antikriegsbewegung in den Ländern, die den Proxy-Krieg führen, erreichen. Nicht vergebens ist, sich daran zu erinnern, dass beispielsweise in Vietnam die militärischen Erfolge der Nationalen Befreiungsfront von Südvietnam in Verbindung mit der Antikriegsbewegung in den USA die Amerikaner nötigten, Vietnam zu verlassen.

In diesem Zusammenhang verdient die Analyse der Situation in der Ukraine Beachtung, die durch das deutsche Nachrichtenportal „The Pioneer Briefing“ vorgenommen wurde. Darin wird unter anderem betont, dass neben „den mittleren militärischen Erfolgen Putin in einem Bereich die erheblich besseren Karten (als der Westen) besitzt“. Gerade auf dem Gasmarkt sei Russland eine Weltmacht, erklärt das Portal. „Heute sind wir seine Kunden“ fährt es fort. „Und morgen sind wir seine Opfer“. „The Pioneer Briefing“ verweist darauf, dass „ein Verbraucher nicht seinem Lieferanten von Energieressourcen drohen kann. Da, wenn der Verbraucher ärgert, wird man ihm einfach den Hahn zudrehen. Und für den Verbraucher gehen das heiße Wasser, die Stromversorgung und die Heizung und wahrscheinlich bald die Arbeitsplätze aus“. Der Westen beabsichtigte, Putin wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, schreibt das Portal weiter. Plötzlich habe er aber die Gaspistole an seiner Schläfe zu spüren bekommen. Daher „werden wir bei Fortsetzung solch einer antirussischen Politik wohl kaum gewinnen, sondern eher verlieren“.

Wann der Westen Moskau nötigen wird, die Energiewaffen einzusetzen, wird die Zeit zeigen. Dann aber werden eine Reihe europäischer Staaten und wahrscheinlich Deutschland einer sozialen Explosion nicht aus dem Wege gehen können.