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Deutsche Unternehmer suchen neue Wege der Zusammenarbeit mit Russland


In Berlin laufen die Tagungen  des Arbeitskreises Russland beim Ostausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft unter Führung von Mario Mehren. Zu den Gesprächspartnern der Herbst-Sitzung zählen rund 50 Unternehmen und  auch Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums und des Auswärtigen Amtes.

Der Vorstandsvorsitzende des Erdgas- und Erdölunternehmens Wintershall DEA Mario Mehren ist neuer Sprecher des Arbeitskreises Russland beim Ostausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft( OAOEV). Am 1. November leitet Mehren in dieser Position erstmals die Sitzung des Arbeitskreises in Berlin und engagiert sich damit verstärkt für die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit mit Russland: „Wir müssen Themen identifizieren, in denen wir Fortschritte erreichen können. Dort, wo die jeweiligen Positionen nicht so weit auseinander liegen, sollten wir aufeinander zugehen. Hier kann die Energiekooperation ein gutes Beispiel sein.“ Mit einem Gesamthandelsvolumen in Höhe von rund 62 Milliarden Euro im Jahr 2018 zählt Russland weiterhin zu den großen Handelspartnern Deutschlands. Die aktuellen Zahlen bleiben aber deutlich hinter dem Spitzenwert von 80 Milliarden Euro aus dem Jahr 2012 zurück. 2019 ist mit einem weiteren Rückgang des Handelsvolumens zu rechnen: In den ersten acht Monaten lagen die deutschen Importe aus Russland rund zehn Prozent im Minus, die deutschen Exporten stiegen leicht um 2,2 Prozent. Zu den Gründen für das schwache Wachstum gehören eine aktuell fehlende Modernisierungsdynamik in Russland, der schwach ausgeprägte Mittelstand, der weiterhin bestehende Nachholbedarf bei der Bekämpfung von Korruption und nicht zuletzt die Belastungen durch die gegenseitigen Wirtschaftssanktionen. Die angespannten Beziehungen zwischen Moskau und Brüssel sind für Mehren ein Ansporn, mit dem Arbeitskreis neue Anstöße für einen Dialog zu geben. So schlägt er die Wiederaufnahme des seit 2014 von der EU ausgesetzten Energiedialogs mit Russland vor: „Es liegt in unserem Interesse als Deutsche und als Europäer, den Energiedialog wieder aufzunehmen. Die Energiekooperation ist ein bewährter Wegbereiter für eine Annäherung mit Moskau“, so Mehren. Der Energiedialog fand 2001 erstmalig statt und bot einen vertrauensvollen Rahmen für Fragen der Energieversorgungssicherheit der EU, des Energietransports und möglicher Umweltfolgen. Im Frühjahr 2019 hatte der ein umfassendes Positionspapier vorgelegt, das 15 Arbeitsfelder definiert, auf denen trotz bestehender Sanktionen intensivere Kooperationen zwischen deutschen und russischen Unternehmen möglich sind. „Es geht uns um eine positive Vision, denn es gibt viele Felder, in denen wir mit Russland bereits äußerst erfolgreich kooperieren und noch viel mehr erreichen können“, betont Oliver Hermes, Vorsitzender des. Dazu gehörten die Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung, die Digitalisierung der Wirtschaft, Kooperationen zur Steigerung der Erträge in der Landwirtschaft oder gemeinsame Raumfahrtprojekte. „Wir müssen den Herausforderungen der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen ganzheitlich begegnen“, so Hermes. „Dazu zählt ganz wesentlich die Arbeit an einer richtungsweisenden Vision: dem gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok, und damit der Zusammenarbeit zwischen EU und Eurasischer Wirtschaftsunion.“ Zu den weiteren Themen, die der Arbeitskreis in seiner Herbst-Sitzung diskutiert, gehört die Lokalisierungspolitik der russischen Regierung, die unter dem Eindruck der Wirtschaftssanktionen stark forciert worden ist. Dadurch sind deutsche Unternehmen verstärkt gezwungen, Produktion im Land zu lokalisieren, um mit einheimischen Unternehmen etwa bei Ausschreibungen noch konkurrieren zu können.