Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

Die afrikanischen Staaten sehen eine Vielzahl von Vorzügen der „Wagner“-Firma


Die Ereignisse, die sich am 23. und 24. Juni in Russland ereignet hatten (die Meuterei unter Führung von Jewgenij Prigoschin – „NG“), brachten die afrikanischen Staaten in Verlegenheit. Sie hatten schließlich klar verstanden, dass die „Wagner“-Firma ein Instrument zur Realisierung der russischen Politik für eine Zusammenarbeit mit Afrika war. Der Tod von Prigoschin verzögert die Entwicklung der Tätigkeit und der Projekte der „Wagner“-Firma in Afrika, da es wie auch in jeglichem anderen Business gegenseitiges Vertrauen geben muss. Die Situation, die in Russland im Zusammenhang mit der Söldnerfirma „Wagner“ herrscht, ist für die Afrikaner sehr schwer zu verstehen.

Die „Wagner“-Firma verfügt jedoch offenkundig über ein starkes Entwicklungspotenzial in Afrika, das vor allem auf den Misserfolgen Frankreichs beruht, selbst wenn sie sich (die Firma – „NG“) nicht an den Quellen dieser Misserfolge befindet. Russland hat es offenkundig nicht vor, diese gute Möglichkeit, auf dem Kontinent Fuß zu fassen, zu versäumen. Dies ist natürlich. Die Afrikaner verlangen gegenwärtig eine Vereinfachung der Situation und wollen keine internen Kämpfe, wie die Ereignisse vor dem Tod von Prigoschin zeigten.

Die afrikanischen Staaten sehen eine Vielzahl von Vorzügen der „Wagner“-Firma. Der erste ist das Bestehen einer gewissen Form von Aggressivität und Hartnäckigkeit, die in Konflikten notwendig sind. Das europäische Modell, das die Fragen der Terrorismus-Bekämpfung lösen möchte, ohne alle Mittel einzusetzen, suggeriert kein Vertrauen mehr. Die „Wagner“-Firma ist eine gute Alternative, obgleich sie zum gegenwärtigen Moment in Mali keinen Sieg errungen hat, dafür aber in der Zentralafrikanischen Republik erfolgreich ist. Der zweite Vorzug besteht darin, dass die „Wagner“-Firma als eine nichtstaatliche Kraft auftritt. Eine derartige Struktur entspricht den Kriterien der sogenannten „leichten Spur“ (auf Englisch: „light footprint“). Und schließlich drittens: Die „Wagner“-Firma respektiert scheinbar die Souveränität der Staaten, in denen sie arbeitet.

Die Haltung von „Wagner“ zu den Menschenrechten, die in Europa Fragen auslöst, wird in Afrika zu einem Marketing-Vorteil.

Das gesamte Umfeld, der ganze Biotop um „Wagner“ sind für die afrikanischen Länder attraktiv: die Unterstützung eines Verkaufs von Waffen, die Schulung hinsichtlich einer Verwendung dieser Waffen, die kollektive Ausbildung operativer Einheiten und eine Patenschaft im Gefecht… Der Enderfolg besteht im Vorhandensein eines Mechanismus für die Verteidigung der Regimes, mit denen die Söldnerfirma zusammenarbeitet.

Es ist offensichtlich, dass die „Wagner“-Firma eine große Rolle spielt, indem sie einen wesentlichen Einfluss auf die Interessen anderer ausländischer Akteure in Afrika ausübt, da man sie als einen Agenten der russischen Einflussnahme ansieht. Der Einsatz von „Wagner“, der auf Abkommen beruht, ist ein sehr flexibler. Dies ist eine Leistung Russlands, dem es gelungen ist, ein flexibles Modell zu modulieren, das als ein effizientes anerkannt wird. Vom Wesen her ist dies das US-amerikanische Modell, das die Russen kreativ für ihre Interessen ausnutzten. Vom Prinzip her kann die „Wagner“-Firma alle Misserfolge der übrigen in Afrika anwesenden Staaten (USA, Frankreich, die Türkei, China usw.) wettmachen. Andere Staaten – neben den afrikanischen – positionieren sich gegenwärtig in Bezug auf die Söldnerfirma von dem Standpunkt aus, „den Russen keinen Marktanteil zu überlassen“.

„Wagner“ wird von den westlichen Ländern als ein effektives Instrument wahrgenommen, das sich aber oft mit ihnen in einer Konfrontation befindet. Dies bestimmt die Risiken für die übrigen geopolitischen Akteure auf dem Kontinent.

Spricht man über den Charakter der Beziehungen Russlands und Chinas unter den Bedingungen Afrikas, müssen deren zwei Ebenen bestimmt werden. Auf der politischen Ebene sind Russland und China gleichwertige Verbündete. „Vor Ort“ aber ist es um die Angelegenheiten etwas schwieriger bestellt. Konkret gibt es in Afrika recht wenig chinesische private Militärfirmen. Dies ist vor allem die Frontier Services Group. Und sie konzentrieren sich im Sudan. Dabei sind sie im Vergleich mit den „Wagner“-Strukturen nicht sehr effizient. „Vor Ort“ verfügt die Söldnerfirma „Wagner“ über offensichtliche Vorteile und übertrifft sehr deutlich die chinesischen Unternehmen hinsichtlich der Personalstärke, der Erfahrungen aus Gefechtsoperationen sowie der etablierten Kontakte mit staatlichen und kommerziellen Strukturen einiger afrikanischer Länder.

Heutzutage kann man konstatieren, dass Russland ernsthaft und für lange nach Afrika zurückkehrt. Und der Kampf um einen Einfluss auf den Kontinent zwischen den hauptsächlichen geopolitischen Akteuren wird nur weitergehen.