Der ukrainische Verteidigungsminister Alexej Resnikow bestätigte am Donnerstag (am 23.6.2022)die Ankunft von HIMARS-Raketenwerfer-Systemen aus den USA. Und er versprach, dass der diesjährige Sommer für viele russischen Militärs zum letzten werde. Dabei hätten sich laut Angaben der Vizeregierungschefin der Ukraine, Irina Werestschuk, rund 2.000 ukrainische Militärs in Gefangenschaft begeben. Ihre Zahl nehme weiterhin durch ausländische Söldner zu, behauptete der Botschafter der Donbass-Republik LVR in der Russischen Föderation, Rodion Miroschnik, gegenüber der „NG“. Nach seinen Worten sollten sie begreifen, dass sie riskieren würden, für immer in der Donbass-Region zu bleiben.
Am Donnerstag hatten die meisten Abgeordneten des Europaparlaments die Resolution über die schnellstmögliche Gewährung eines Kandidatenstatus für die Ukraine und Moldawien in Bezug auf eine Aufnahme in die EU unterstützt. Und noch eine für Kiew erfreuliche Nachricht, die von außen gekommen war, gab am selben Tag der Verteidigungsminister der Ukraine, Alexej Resnikow, bekannt. Auf seinem Twitter-Account bestätigte er das Eintreffen von HIMARS-Raketenwerfer-Systemen aus den USA. Der Verteidigungsminister versprach: „Der Sommer wird für die russischen Okkupanten ein heißer werden. Und der letzte für mehrere von ihnen“. An der Stelle sei daran erinnert, dass Ende März Russland das letzte Mal offiziell eine Zahl von Toten und Verwundeten im Verlauf der militärischen Sonderoperation, die bereits den 121. Tag andauert, bekanntgegeben hatte (1351 Toten und 3825 Verwundete mit Stand vom 25. März).
Derweil haben tausende ukrainische Militärs, die bereits von den verbündeten Kräften der Russischen Föderation, der DVR und LVR, gefangengenommen wurden, zumindest eine Chance erhalten, dass der gegenwärtige Sommer für sie nicht zum letzten wird.
Wie am Vorabend die ukrainische Vizeregierungschefin Irina Werestschuk gegenüber Journalisten mitteilte, seien insgesamt rund 2.000 ukrainische Militärs in Gefangenschaft geraten. „Dies ist ein ständiger Prozess. Wenn wir uns mit Schreiben an das Internationale Rote Kreuz wenden, wenden sie sich an Russland. Und Russland bestätigt dies teilweise. … Also haben wir zum heutigen Tag rund 2.000 unserer Militärs, die sich bestätigt in russischer Gefangenschaft befinden“, sagte Werestschuk.
Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij versicherte am Vorabend, dass Kiew an einer Heimkehr der Verteidiger von Mariupol arbeite. Jedoch wird bisher nichts von Verhandlungen hinsichtlich eines Gefangenenaustauschs in Moskau, Donezk und Lugansk mitgeteilt.
Zuvor hatte der Botschafter der Lugansker Volksrepublik in der Russischen Föderation, Rodion Miroschnik, gegenüber der „NG“ eine andere als in Kiew ausgewiesene Zahl der in Gefangenschaft geratenen ukrainischen Militärs genannt – rund 8.000. Dabei löst natürlich diese Zahl erhebliche Zweifel aus, da sie erstmals von Miroschnik Ende Mai (am 26. Mai in einer Sendung des Kanals „Solowjow Live“ genannt wurde, während am 7. Juni Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu offiziell von 6489 gefangengenommen ukrainischen Militärs sprach.
Der für manche unabhängige Journalisten wenig glaubwürdige LVR-Botschafter betonte, dass sich die Anzahl der ukrainischen Kriegsgefangenen ständig erhöhe. Und gegenwärtig treffen beispielsweise Meldungen ein, wonach sich Kämpfer aus der ukrainischen Gruppierung, die sich in Gorskoje und Solotoje befindet, in Gefangenschaft begeben würden. Allerdings ist es bisher verfrüht zu sagen, wie viele es heute insgesamt sind. Unter den Bedingungen der aktiven Kampfhandlungen ergeben sich ukrainische Militärs sowohl im Verwaltungsgebiet Charkow als auch in den Regionen Donezk und Lugansk. Auf jeden Fall sei deren Gesamtzahl nicht geringer als die früher genannte, versuchte der LVR-Botschafter in der Russischen Föderation bestehende Zweifel zu zerstreuen.
Mit mathematischen Berechnungen hatte man sich am Donnerstag auch im Außenministerium Russlands befasst. Wie die offizielle Sprecherin des russischen Auswärtigen Amtes, Maria Sacharowa, in einem Kommentar mitteilte, der auf der offiziellen Internetseite des Ministeriums veröffentlicht wurde, fordere Moskau von Washington, die Tätigkeit zum Anwerben und zur Verlegung von Bürgern der USA zwecks Teilnahme an Kampfhandlungen auf dem ukrainischen Territorium zu unterbinden. „Es geht um die der Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen von 1961 widersprechenden Tätigkeit der Botschaft der Ukraine in Washington für ein offenes Anwerben von Kämpfern für die sogenannte Ausländische Legion der Einheiten für die Territorialverteidigung der Ukraine“, die gleichfalls zu schweren internationalen Konsequenzen führen könne, warnte Sacharowa. Wie sie präzisierte, „haben allein laut Angaben amerikanischer Medien nach Beginn der russischen Sonderoperation rund 20.000 Amerikaner die Bereitschaft bekundet, Kiew zu helfen. Und die ukrainische diplomatische Vertretung hat offiziell über 6.000 Anträge registriert“.
Bekanntlich wurden zwei ehemalige amerikanische Militärs — der 39jährige Alexander Dryuke und der 27jährige Andy Hyun – bei Charkow festgenommen. Das hatte in der vergangenen Woche die britische Zeitung „The Daily Telegraph“ berichtet. Und wie dieser Tage der russische Botschafter in den USA, Anatolij Antonow, gegenüber Journalisten mitteilte, habe die russische diplomatische Vertretung bisher keine Anfragen von Washington hinsichtlich der erwähnten amerikanischen Söldner erhalten. Zuvor hatte am gleichen Tag der Pressesprecher des US-Außenministeriums Ned Price berichtet, dass die Vereinigten Staaten „Kontakte mit den russischen Behörden hinsichtlich der amerikanischen Bürger, die in der Ukraine in Gefangenschaft geraten sein könnten“ gehabt hätten. Zur gleichen Zeit erklärte man aber in Washington, dass man von den Worten des Pressesekretärs des Präsidenten der Russischen Föderation, Dmitrij Peskow, über die Möglichkeit einer Todesstrafe für die amerikanischen Bürger erschüttert sei. Zuvor hatte Peskow für die Medien erläutert, dass die festgenommenen Amerikaner einer Söldnertätigkeit bezichtigt werden. Daher „kann auch nicht die Genfer Konvention auf sie angewandt werden“.
Es sei daran erinnert, dass am 9. Juni zwei britische Bürger, der 28jährige Aiden Aslin und der 48jährige Shaun Pinner, zusammen mit dem 21jährigen Bürger Marokkos Ibrahim Saadun vor dem Obersten Gericht der DVR standen. Sie wurden der Teilnahme an Kampfhandlungen im Bestand ukrainischer bewaffneter Formationen als Söldner für schuldig befunden und zur Höchststrafe, zum Tode durch Erschießen verurteilt. Wie am Donnerstag die russische staatliche Nachrichtenagentur TASS von der Pinner-Anwältin Julia Tserkownikowa erfuhr, hätten alle drei Verurteilten begonnen, Begnadigungsgesuche vorzubereiten, die man erst nach Inkrafttreten des Urteils (ab dem 9. Juli) einreichen kann. Gegenwärtig werde eine Berufungsklage vorbereitet.
Am Vortag hatte, wie ukrainische Medien unter Berufung auf das Londoner Blatt „The Telegraph“ meldeten, Aiden Aslin Nächste angerufen und gesagt, dass ihn eine Erschießung erwarte. Dabei hat Großbritannien keinerlei Versuche unternommen, um ihn freizubekommen.
Wie im Zusammenhang damit der Vorsitzende des angeblichen internationalen gesellschaftlichen Tribunals für die Ukraine und Mitglied der Öffentlichen Kammer der Russischen Föderation, Maxim Grigorjew, gegenüber der „NG“ anmerkte, beunruhige augenscheinlich Großbritannien nicht das Schicksal der eigenen Bürger, was recht zynisch sei. Schließlich würden einerseits auf britischem Territorium jene arbeiten, die eine Anwerbung von Söldnern für die ukrainische Armee vornehmen würden, andererseits aber, würde man in London, wenn diese Menschen in Gefangenschaft geraten, keine Anstrengungen unternehmen, um die eigenen Mitbürger herauszuholen. Mehr noch, die aus London erfolgten Appelle an Moskau aus diesem Anlass hätten keine Voraussetzungen geschaffen, damit sich Russland einschaltet und versucht, irgendwie auf eine Verbesserung deren Schicksals einzuwirken, konstatierte der Experte.
Augenscheinlich kann der initiierte Prozess auch als eine Lehre für andere Söldner dienen, die in der Region kämpfen wollen.
Hier sollte eher die generelle Politik der ukrainischen Führung als eine Lehre dienen, die ausländische Söldner als Kanonenfutter nutze und in solche Situation schicke, wo sie eine Perspektive hätten – ums Leben zu kommen, betonte Grigorjew. Im Grunde genommen, fuhr er fort, hätten darüber mehrfach die Söldner selbst erzählt. Man hätte sie wie zum Schlachten im Stich gelassen, versucht, die Pässe wegzunehmen, und nicht das versprochene Geld gezahlt. Wie auch alles, was mit der Ukraine zusammenhänge, hätte dies gleichfalls recht zynisch ausgesehen, resümierte der Vorsitzende des „internationalen gesellschaftlichen Tribunals für die Ukraine“. Nach seinen Worten werde das weitere Schicksal der Verurteilten in Vielem von Großbritannien abhängen. Und davon, ob man in London beginnen werde, irgendwelche Anstrengungen für ein Zusammenwirken mit der von Moskau unterstützten DVR zu unternehmen.
Soweit bekannt sei, betonte Rodion Miroschnik, beabsichtige man in der DVR, im Rahmen der eigenen Gesetzesnormen zu handeln. Und dort seien keinerlei alternative Variante in der Art eines Austauschs vorgesehen. Obgleich vielleicht eine Abschwächung der Bestrafung bis zu einer lebenslänglichen Haft nicht ausgeschlossen sei. Wie aber das Oberhaupt der DVR, Denis Puschilin, gegenüber den russischen Staatsmedien erklärte, gebe es im erörterten Fall vorerst keine Grundlagen für eine Reduzierung der Strafmaße.