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Die Arbeitsproduktivität im Land will man mit Hilfe der Bürokratie steigern


«Die Arbeitsproduktivität in Russland bleibt auf dem Niveau, das in den achtziger Jahren, d.h. vor 30 bis 40 Jahren, in den Industrieländern erreicht wurde», gab der Leiter des Rechnungshofes und der ehemalige Finanzminister Alexei Kudrin zu. „Die Arbeitsleistung von einem  Arbeiter macht etwa 23 US-Dollar pro Stunde aus. Selbst in der Türkei macht diese bereits 1,5 Mal mehr, bei Amerikanern etwa dreimal so viel aus “, meint er. Ausländische Experten hatten schon früher den Rückstand der Russischen Föderation beim Produktivitätswachstum im Vergleich zu  den wichtigsten Ländern festgestellt. In den Ländern der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Arbeitsleistung in den letzten sechs Jahren mehr als 2% und in der Russischen Föderation weniger als 0,5%. Und um die OECD-Länder einzuholen, muss Russland die Rate jährlich um durchschnittlich 20% erhöhen (siehe „UZ“ vom 02.05.1919).

Um die  Steigerung der  Arbeitsproduktivität in Russland anzukurbeln, wird ein entsprechendes nationales Projekt vorgeschlagen.

Das nationale Projekt zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und zur Förderung der Beschäftigung ist eines der billigsten für den Haushalt. Für sechs Jahre sollen rund 52 Milliarden Rubel dafür ausgegeben werden. Der Löwenanteil dieser Mittel wird gezielt zur Steigerung der Arbeitsproduktivität in einzelnen Unternehmen — Teilnehmern des Programms — eingesetzt. Nach dem Plan der Behörden sollten diese Mittel ausreichen, um die Arbeitsproduktivität in Russland schon ab dem Jahr  2024 um 5% jährlich zu steigern. Die Berechnungen des Betreibers des nationalen Projekts des Föderalen Zentrums von Kompetenzen (FZK) sprechen jedoch davon, dass sowohl die Arbeitsproduktivität selbst , als auch ihr Beitrag zum Wirtschaftswachstum möglicherweise nicht den Erwartungen entsprechen.

Wenn man die Struktur der Finanzierungsquellen des nationalen Projekts betrachtet, wird der Löwenanteil (45,7 Milliarden Rubel) aus dem Bundeshaushalt bereitgestellt, 0,8 Milliarden Rubel sollen von den Regionen der Russischen Föderation investiert werden, und weitere 5,6 Milliarden kommen aus außerplanmäßigen Quellen.

Das nationale Projekt umfasst drei Bundesprojekte, von denen das erste  «Systemische Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität» sind. Dafür wird geplant 5,5 Milliarden Rubel bereitzustellen. Dazu müssen  insbesondere der Abbau administrativer Hindernisse, die Verbesserung des Zugangs der Unternehmen zur Finanzierung und die Genehmigung besonderer Maßnahmen zur Unterstützung der Exporte gehören.

Für das zweite Projekt — «Förderung der Beschäftigung und Verbesserung der Effizienz des Arbeitsmarktes zur Sicherung der Arbeitsproduktivität» — soll 12,7 Milliarden Rubel bereitgestellt werden. Die Behörden hoffen, die Effizienz des russischen Arbeitsmarktes durch «Planung der Nachfrage nach Arbeitskräften, Sicherstellung der Umschulung des freigewordenen Personals und Unterstützung der Bürger bei der Arbeitssuche» zu steigern.

Das dritte Projekt erfordert die solidste Finanzierung. Für eine gezielte Unterstützung der Steigerung der Arbeitsproduktivität  werden Unternehmen fast 34 Milliarden Rubel. für die gesamte Dauer des Programms ausgeben. Diese Unterstützung wird direkt im Unternehmen geleistet, wo «individuelle Lösungen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität durch die Beseitigung verschiedener Arten von Verlusten geschaffen werden», erklärt der Betreiber des föderalen Programms «Föderales Zentrums von Kompetenzen».

Zur Teilnahme am Projekt müssen Unternehmen eine Reihe von Kriterien erfüllen. Insbesondere sollte das jährliche Umsatzvolumen 400 Millionen bis 30 Milliarden Rubel betragen; Das Wachstumspotenzial der Arbeitsproduktivität im Unternehmen muss mindestens 10% betragen. Sie sollten zu den vier grundlegenden  Nicht- Rohstoffbranchen gehören (verarbeitende Betriebe, Landwirtschaft, Verkehr und Bauwesen); Der Anteil des ausländischen Kapitals darin sollte 25% nicht überschreiten.

Doch die Hauptaufgabe des nationalen Projekts besteht darin, die Produktivitätszuwachsrate in mittleren und großen Unternehmen der grundlegenden Nicht- Rohstoffbranchen  von 1,4% im Jahr 2018 auf mindestens 5% pro Jahr bis 2024 zu steigern. Insgesamt sollten in sechs Jahren mindestens 10.000 mittlere und große Unternehmen an dem Programm zur gezielten Unterstützung teilnehmen.

Wenn aber in der gesamten Russischen Föderation nach den Plänen der Behörden die Arbeitsproduktivität um 5% pro Jahr steigen sollte, sind die Kriterien für 10 000 Teilnehmer gezielter Unterstützung strenger. Für das erste Jahr des Programmeintritts sollten sie diese Kennzahl um 10%, für das zweite Jahr um 15% für das dritte Jahr um 30% ( kumulierte Gesamtsumme) erhöhen. Überdies sollten 95% der Teilnehmer die gesetzten Ziele erreichen, hoft man in dem FZK.. Der Anhaltspunkt für Betreiber ist die Steigerung  der Arbeitsproduktivität der teilnehmenden Unternehmen i bis zum Jahr 2024 durchschnittlich um 22,4% .

Das FZK erkennt an, dass die Kennzahlen im Ergebnis  deutlich niedriger sein können. Die Streuung der Schätzungen  des Wachstums bis 2024 reicht von 7 bis 34%. Bei geringem Produktivitätswachstum (30% der Teilnehmer) wird der Gesamtbeitrag zum Produktivitätswachstum in der Russischen Föderation bereits bei etwa 0,2% liegen.

Tatsächlich wird dies auch von der Betreiber-Firma des Nationalprojekts selbst erkannt. . «Das Wachstum der Arbeitsproduktivität um durchschnittlich 5% pro Jahr reicht nicht aus, um in die Top-5-Länder (nach der Wirtschaftsvolumen und  der Kaufkraftparität. — UZ)» zu gelangen, meint Nikolay Solomon. Dabei betont er, dass bei den derzeitigen Raten selbst die Steigerung der Arbeitsproduktivität um 5% eine ambitiöse Idee ist.

Original 30.3.2019 http://www.ng.ru/economics/2019-03-28/4_7543_trud.html