Die Präsidentin der Republik Moldowa, Maia Sandu, hat eine Reformierung des Landes nach europäischem Vorbild mit den Hochschulen begonnen, die es nun in der Republik weniger werden sollen. Der erste Präsident der Republik Moldowa, Mircea Snegur, hat sich für einen Schutz der Staatsuniversität von Tiraspol ausgesprochen, die ebenfalls für unnötig erklärt worden ist. Snegur betonte, dass unter den Bedingungen des ungelösten Konflikts am linken Dnestr-Ufer der politische Preis für die Liquidierung der Hochschule ein höherer als der wirtschaftliche sein werde. Der Abgeordnete des Obersten Sowjets von Transnistrien, Andrej Safonow, sagte der „NG“, dass Sandu nicht nur Hochschulen, sondern auch russische Schulen schließen werde, wie sie dies als Bildungsministerin getan hatte.
Der Transnistrien-Parlamentarier und Politologe erinnerte daran, dass, als Maia Sandu das Bildungsministerium geleitet hatte, sie die meisten russischen Schulen geschlossen hätte.
Nunmehr werde sie, meint Andrej Safonow, dies weiterhin tun, aber bereits im Rahmen der Bedingungen, die Moldawien als Kandidat für eine EU-Mitgliedschaft zu erfüllen hat. „Es darf nicht vergessen werden, dass Sandu eine eifrige Vollstreckerin westlicher Rezepte ist. Daher wird sie die Bildungseinrichtungen verringern, wobei sie für die Moldawien jene von ihnen belassen wird, die ihnen eine Ausbildung geben, die für eine Realisierung der Arbeiten notwendig ist, die kein hohes professionelles Niveau verlangen“, erläuterte Safonow der „NG“.
Er berichtete ebenfalls, dass die Staatsuniversität von Tiraspol in Kischinjow 1992 (nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts) durch einen Teil der Pädagogen des Pädagogischen Instituts von Tiraspol, die das Verwaltungszentrum von Transnistrien verlassen hatten, geschaffen worden war. In Transnistrien ist an dessen Stelle (des Pädagogischen Instituts) eine neue Staatsuniversität von Tiraspol entstanden. Sie funktioniert weiterhin. Und der „Namensvetter“ in Kischinjow wird gemäß der Bildungsreform der Republik Moldowa in das Moldawischen pädagogische Ion-Creangă-Institut integriert werden. Es sei daran erinnert, dass das Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Republik Moldowa die Liquidierung von fünf Hochschulen und 18 Forschungsinstituten bekanntgegeben hat.
Somit haben die derzeitigen Herrschenden den Prozess der Liquidierung des Forschungssystems beendet, der 2017 unter dem prorussischen Präsidenten Igor Dodon durch die Regierung von Pavel Filip initiiert worden war. Die Filip-Regierung habe die Akademie der Wissenschaften Moldawiens aus dem wissenschaftlichen Hauptforum des Landes und einem Symbol der Staatlichkeit zu einer Phantom-Einrichtung, aber auch in einen Interessensklub verwandelt, erklärte der einstige Bildungsminister Corneliu Popovici.
Ex-Präsident Mircea Snegur hat sich mit einem offenen Brief an Präsidentin Maia Sandu gewandt, wobei er Besorgnis über „die Absicht, die Staatsuniversität von Tiraspol zu liquidieren“, bekundet. Dabei schreibt der erste Präsident der Republik Moldowa, dass „die Vernichtung der ersten Hochschuleinrichtung im Land eine Missachtung gegenüber der Geschichte unseres Volkes ist“. Und er bittet Maia Sandu, die Entscheidung des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums zu überprüfen, durch das die Entscheidung über einen Anschluss der Tiraspoler Staatsuniversität an die Staatliche pädagogische Ion-Creangă-Universität getroffen worden war.
„Das Kollektiv dieser Universität, das die Familien und Kinder in Tiraspol zurückgelassen, sich in einem Wohnheim niedergelassen hatte und die Universität „aus der Asche“ wiederauferstehen ließ, demonstrierte Treue und Würde in der Politik der Republik Moldowa“, schreibt Snegur. Er betont, dass „unter den Bedingungen des ungeregelten Konflikts am linken Dnestr-Ufer der politische Preis der Entscheidung über die Liquidierung der Hochschule höher als der wirtschaftliche sein wird“.
Bemerkenswert ist, dass der Absolvent des Frunse-Landwirtschaftsinstituts Mircea Snegur keine Besorgnis über das Schicksal der Agrar-Universität bekundete, die der Technischen angegliedert werden soll. Zur Verteidigung der Agrar-Universität trat die Assoziation „Kraft der Landwirte“ auf. Den Versuch der Liquidierung der ältesten Bildungseinrichtung der Republik Moldowa werten die Landwirte als Missachtung gegenüber dem strategischen Sektor des Landes. Dies folgt aus einer von der Assoziation veröffentlichten Erklärung.
Zur gleichen Zeit verweist das Bildungs- und Wissenschaftsministerium auf die Erfahrungen solcher Länder wie Dänemark, die Niederlande, Frankreich und die Länder des Baltikums, die „erfolgreiche Beispiele für die Durchführung von Prozessen zur Konzentrierung von Ressourcen sind“. „Wir sind ein zu kleines Land, um zu behaupten, dass wir eine Qualitätsausbildung entsprechend ein und demselben Programm in sechs, sieben und mehr Universitäten gewährleisten können“.
„Nach der Fusion der Universitäten gewinnen die Studenten und Hochschullehrer Moldowas durch die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen, da in die Modernisierung der Universitätsinfrastruktur mehr Mittel gesteckt werden“, verspricht Bildungsminister Anatoly Topale.
Die Hochschullehrer der Republik sind aber darüber beunruhigt, dass sie ohne Arbeit bleiben werden. Und die Vertreter der nationalen Minderheiten, unter anderem die russischsprachigen Bürger, befürchten, dass die Offiziellen Moldawiens den Weg der Ukraine gehen und die wenigen verbliebenen russischen Schulen und russischen Gruppen in den Hochschulen schließen würden.
Der Abgeordnete vom Block der Kommunisten und Sozialisten im Landesparlament, Vlad Batrîncea, erklärte: „Wir beobachten eine Übernahme-Attacke auf Made in Moldova. Die Absicht, fünf Universitäten, inklusive Universitäten, die eine symbolische Bedeutung für die Republik Moldowa haben, und 18 Forschungsinstitute zu liquidieren, ist eine gewaltsame Übernahme von Milliarden-Besitz – von prallen Etats, Gebäuden, Böden, Verträgen, Projekten usw. Diese Attacke hat ihre Wurzeln im Jahr 2017, als Betrüger Veränderungen am Bildungskodex und an anderen normativen Akten vornahmen, die Akademie der Wissenschaften auflösten und das ganze Erbe dieses wichtigen wissenschaftlichen Forums unter ihre Kontrolle nahmen“.
In Transnistrien beobachtet man mit Besorgnis die Neuerung in Kischinjow. Zumal neben dem Bildungswesen die moldawischen Offiziellen beschlossen haben, die Armee zu reformieren, wobei sie bei der EU und den USA um Hilfe gebeten haben. Die Europäische Union werde nach Aussagen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die während seines jüngsten Kischinjow-Besuchs erfolgten, der Republik Moldowa 60 Millionen Euro für den Kauf neuer Waffen bereitstellen. Eine Delegation US-amerikanischer Kongressmänner, die auch in diesem Sommer Kischinjow besucht hatten, bestätigte die Tatsache von Gesprächen der moldawischen Seite mit Washington über die Lieferung von Waffen an die Republik Moldowa. Aber nach dem jüngsten Kiew-Besuch von Maia Sandu, wo Wladimir Selenskij ihr sagte, dass im Falle einer Gefahr seitens Transnistriens die Ukraine die erforderlichen Handlungen unternehmen werde, verabschiedete der Oberste Sowjet der nichtanerkannten Republik eine Erklärung. Die Abgeordneten beabsichtigen, sie an alle Teilnehmer der Verhandlungen zur Regulierung des Transnistrien-Konflikts im Format „5 + 2“ (Moldawien, Transnistrien als eine Seite, die Russische Föderation, die Ukraine und die OSZE als Vermittler sowie die EU und die USA als Beobachter) zu senden.
Die Transnistrien-Abgeordneten betonten, dass sie für einen konstruktiven Dialog mit der Ukraine eintreten würden, mit der Transnistrien umfangreiche historische, ethnische, wirtschaftliche und kulturelle Kontakte verbinden.
„Jegliche Erklärungen verantwortlicher Vertreter der Ukraine über die Möglichkeit irgendwelcher aggressiver Handlungen sowohl seitens Transnistriens als auch seitens der russischen Militärs, die sich auf dessen Territorium befinden, sind grundlose. Transnistrien hält sich fest an das Prinzip einer friedlichen Koexistenz und unternimmt keinerlei militärische Vorbereitungen“, wird in der Erklärung betont.
Der Oberste Sowjet Transnistriens rief die „Führung der benachbarten Republik Moldowa auf, jegliche Pläne zu einer Militarisierung ihres Staates aufzugeben“. „Wir sind der Auffassung, dass einseitige Versuche zur Veränderung des sich in der Region herausgebildeten Kräftegleichgewichts vollkommen den Zielen einer Bewahrung und Verstärkung des Vertrauens zwischen den Konfliktparteien widersprechen und nicht helfen werden, Frieden und Stabilität an den Dnestr-Ufern zu gewährleisten“, unterstrichen die Transnistrien-Abgeordneten.
Am Vorabend hatte Maia Sandu erklärt: „Moldowa muss zusammen mit Transnistrien Mitglied der Europäischen Union werden. Der Konflikt sollte bis zum Beitritt zur Union geregelt werden“. Sie betonte: „Ich denke, dass diese Perspektive den Prozess zur Suche nach einer Konfliktlösung leichter machen kann, denn unsere Bürger von jenem Ufer wollen auch eine Zunahme der Löhne und Gehälter, Arbeitsplätze und einen Schutz der Rechte“. Moldawiens Präsidentin bekundete dabei die Zuversicht, dass der Transnistrien-Konflikt das Land auf dem Weg zur europäischen Integration nicht behindere.