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Die dritte Coronavirus-Welle hat Zentralasien erfasst


In Kirgisien stellt das Coronavirus Rekorde auf. Erstmals sind seit dem sogenannten „schwarzen Juli“ – am 17. Juni – fast 800 neue COVID-19-Ansteckungsfälle registriert worden. Und am 19. Juni waren es bereits 870 neue registrierte Fälle. In Bischkek wird ein Mini-Lockdown verhängt. Der Chef des Ministerkabinett Ulukbek Maripow beauftragte die Behörden, keine Wiederholung der Vorjahreskrise zuzulassen.

Im Gesundheitsministerium teilte man mit, dass in Kirgisien die dritte COVID-19-Welle begonnen habe. Und das Bürgermeisteramt von Bischkek verhängte ab Donnerstag Restriktionen für die Arbeit der Freizeiteinrichtungen und der Gastronomie, die bis zur Verbesserung der epidemiologischen Situation gelten werden. In den letzten 24 Stunden sind 870 Fälle einer Ansteckung mit dem Coronavirus unter Berücksichtigung einer nichtstationären Pneumonie (Lungenentzündung) gemeldet worden. Das letzte Mal wurden solch hohen Werte im Juli vergangenen Jahres fixiert worden, den man in dem zentralasiatischen Land als „schwarzen“ bezeichnete. Damals waren 877 neue Fälle einer Ansteckung mit dem Coronavirus ermittelt worden.

Die entsprechenden Strukturen sind beauftragt worden, regelmäßig Kontrollen hinsichtlich der Einhaltung der zeitweiligen sanitär-hygienischen und epidemiologischen Regeln durchzuführen. Dies wurde am 17. Juni im Republikstab zur Bekämpfung der Coronavirus-Infektion mitgeteilt. Insgesamt haben sich in Kirgisien mit Stand vom Samstag 114300 Menschen infiziert. Gestorben sind 1925 Einwohner der Republik (Stand vom 19. Juni).

Nach Aussagen von Ulukbek Maripow sei es für Kirgisien wichtig, das Tempo der Vakzinierung der Bevölkerung zu forcieren. Am 17. Juni traf eine neue Lieferung des russischen Impfstoffs „Sputnik-V“ in Bischkek ein. Im Flughafen Manas nahmen die Fracht Vertreter des kirgisischen Gesundheitsministeriums in Empfang. Weitere 150.000 Einheiten des Sinopharm-Vakzins werden aus China in den nächsten Tagen erwartet. Aber dies ist für die Republik offenkundig unzureichend. Aufgrund der eingeschränkten Menge an Impfstoffen sind sie nur für Personen mit chronischen Erkrankungen, betagten Bürgern und Medizinern zugänglich, meldete die russische Internetseite sputnik.kg.

Die Republik hat jedoch keinen eigenen Impfstoff, obgleich die Variante einer Herstellung des russischen Vakzins „Sputnik-V“ auf ihrem Territorium mehrfach auf der Ebene der Premierminister und sogar der Präsidenten beider Länder erörtert wurde. Unter anderem haben Sadyr Dschaparow und Wladimir Putin in Sotschi Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie erörtert.

Für das Projekt zur Herstellung des Impfstoffs wird Geld gebraucht, das Bischkek nicht hat. Für seine Realisierung hätte man, wie früher der „NG“ der Ex-Berater des kirgisischen Premierministers Kubat Rachimow sagte, einen Vakzinierungsfond schaffen können, damit Kirgisien einen Kredit bei Russland für einen Pool russischer Vakzine aufnimmt. Nach Meinung von Rachimow hätte die Herstellung des russischen Vakzins zu einer vorrangigen Aufgabe des Landes werden können, da das Coronavirus in der ersten Etappe zu einem Trigger der weltweiten Wirtschaftskrise und der Situation in einzelnen Ländern der Welt hätte werden können. Dann aber sei es bereits einfach zu einem Faktor geworden. „Man muss ein Maximum an Anstrengungen aufbieten, um den Großteil der Bevölkerung zu vakzinieren, damit wir uns vollkommen den Transportwegen, der Bewegungsfreiheit der Bürger und der Frachtgüter öffnen können, damit wir operativ und effektiv den Tourismussektor usw. wiederherstellen können“, meint Rachimow. Dies sind jedoch vorerst nur Pläne.

Das russische Vakzin „Sputnik-V“ wird erfolgreich im benachbarten Kasachstan hergestellt. Außerdem ist in dem Land das Vakzin aus eigener Produktion QazVac auf den Markt gekommen. Daneben gibt es Vakzine, die durch die chinesischen Unternehmen Sinopharm und Sinovac hergestellt werden. Somit ist es gelungen, in der Republik die COVID-19-Erkrankungsrate zu halbieren. Dies teilte am 16. Juni der Gesundheitsminister Alexej Tsoi bei einem Treffen mit Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew mit. Nach seinen Informationen sei die Situation im Land insgesamt eine stabile (am 19. Juni wurden 1215 neue COVID-19-Fälle gemeldet – Anmerkung der Redaktion), die Anzahl der Todesfälle sei im Verlauf der letzten zwei Wochen in der Republik um mehr als 30 Prozent zurückgegangen. Mit der ersten Komponente eines der Vakzine seien 2,587 Millionen Menschen geimpft worden, mit der zweiten – 1,480 Millionen. Täglich werden im Durchschnitt 80.000 bis 100.000 Menschen vakziniert. In den Regionen gebe es keinen Mangel an Impfstoffen. Die Lieferungen würden entsprechend den Zeitplänen erfolgen, teilte Tsoi mit.

In Usbekistan sind laut der offiziellen Statistik in den letzten 24 Stunden 391 neue Fälle gemeldet. Für das Land mit einer Bevölkerung von mehr als 32 Millionen Menschen ist dies vorerst wenig. Doch selbst diese Anzahl halten die Offiziellen für eine katastrophale, da man im Land nach wie vor strenge Sicherheitsmaßnahmen einhält. Am 1. April hat eine Massenvakzinierung begonnen. Über 1,3 Millionen Menschen sind bisher geimpft worden. Bis zum Jahresende kann diese Anzahl bis auf sieben Millionen ansteigen.

Laut einer Mitteilung von Tadschikistans Gesundheitsministerium sind vorerst keine neuen COVID-19-Fälle registriert worden. Und dies ist bereits seit Wochen so. Derweil betrage laut Informationen privater Labors die tägliche Zunahme an neuen Fällen um die einhundert Personen. Das tadschikische Gesundheitsministerium dementiert aber diese Daten, wobei behauptet wird, dass die neuen Patienten mit COVID-19-Symptomen tatsächlich an Tuberkulose erkrankt seien. Diese Menschen hätten bereits eine Coronavirus-Infektion überstanden und die Empfehlungen der Ärzte ignoriert.

Zur gleichen Zeit wird Duschanbe aber einen Zuschuss der Asiatischen Entwicklungsbank (Asian Development Bank — ADB) im Umfang von 25 Millionen Dollar für den Erwerb von Vakzinen gegen das Coronavirus erhalten. Dies erklärte ADB-Präsident Masatsugu Asakawa, teilte man im Pressedienst der Bank mit. Nach dessen Worten sei eine Vakzinierung der Bevölkerung für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Republik nötig. Mit den bereitgestellten Mitteln sollen rund drei Millionen Einheiten von Impfstoffen mit Containern für eine Abfallbeseitigung und mit Spritzen erworben werden.

Quellen von Radio „Ozodi“ sind der Auffassung, dass die Offiziellen Tadschikistans keine erneute Schließung der Grenzen und Einstellung des Flugverkehrs mit anderen Ländern wollen und würden deshalb jegliche Meldungen über eine neue Pandemiewelle dementieren. Und nur in Turkmenistan ist alles gut. „In Turkmenistan sind bisher keine Fälle einer COVID-19-Erkrankung festgestellt worden“, erklärte Präsident Gurbanguly Berdymuchamedow in einem Interview für den TV- und Rundfunksender „Mir“. „Ab den ersten Tagen des Auftretens der Bedrohung durch COVID-19 haben die Behörden des Landes eine einheitliche nationale Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus entwickelt und vorbereitet“, erläuterte Berdymuchamedow.