In den 1990er Jahren hatte Russland auf dem Markt der kommerziellen Starts in den Kosmos dominiert und sogar die USA, China und Europa hinsichtlich der Anzahl von Satellitenstarts deutlich hinter sich gelassen. Auf den Anteil der Russischen Föderation entfielen damals weltweit über 60 Prozent der Starts in den Weltraum. Heute hat sich aber das Bild der Aufteilung des wachsenden internationalen Markts für kosmische Dienstleistungen prinzipiell verändert. Der Anteil der Russischen Föderation auf dem Markt der kommerziellen Raketenstarts ist fast bis auf den Nullpunkt eingebrochen. Obgleich der eigentliche Markt der kommerziellen Starts seit den 1990er Jahren fast um das 10fache gewachsen ist. Und dieser Verlust des perspektivreichen Markts der kosmischen Starts ereignete sich lange vor Beginn des Sanktionskrieges mit dem Westen. Und er hängt nicht direkt mit den Technologie-Verboten zusammen, obgleich sie auch ihre Rolle spielten.
Sogar im ersten und im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts bewahrte Russland ein großes Potenzial auf dem Markt der Leistungen für Satellitenstarts, wobei es Apparate aus den USA, aus Kanada, der Europäischen Union, aus Algerien, Argentinien und aus anderen Ländern auf Erdumlaufbahnen brachte. Die große Nachfrage nach russischen Kosmos-Dienstleistungen erlaubte unserem Land, an der Entfaltung modernste kosmischer Fernmeldesysteme teilzunehmen. Aber nach dem Jahr 2020 fiel der Anteil der Russischen Föderation an der Gesamtzahl der Starts (inklusive staatlicher und militärischer Auftraggeber) unter die 10-Prozent-Marke. Dabei entstanden in den USA erstmals in der Welt gewinnbringende private Unternehmen, die Einnahmen aus dem Verkauf von Leistungen für Weltraumstarts oder den Verkauf von Fernmeldeleistungen erzielen.
Hätten die russischen Privatunternehmen ein gewinnträchtiges Business auf dem Gebiet des Verkaufs analoger kosmischer Dienstleistungen aufbauen können? Theoretisch hätten sie dies gekonnt, da es in der Russischen Föderation ein großes Industriepotenzial für die Fertigung von Trägerraketen gab, aber auch einen Zugang zur Entwicklung von modernen Fernmeldesatelliten. In der Praxis wurde aber dieses Business-Potenzial nicht realisiert, wobei aufgrund unterschiedlichster Ursachen. Angefangen bei Barrieren der staatlichen Bürokratie bis hin zum Fehlen eines Erkennens und Bestimmens von Perspektiven und einer falschen Einschätzung der Garantien aufgrund der früheren Erfolge. Jetzt hatte es den Anschein gehabt, dass man die Beamten, Bürokraten und vom Budget abhängigen Direktoren und korrupten „effektiven Manager“ des Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit unseres einst perspektivreichsten Industriezweiges bezichtigen könnte.
Jedoch gibt es auch außerhalb Russlands Beispiele für den Verlust perspektivreicher internationaler Märkte, unter den Privat- und innovativsten Unternehmen an sich. In den Wirtschaftslehrbüchern wird oft der Präzedenzfall eines Unternehmens, des weltweiten Marktführers KODAK, angeführt. Es hatte die digitale Transformation seiner Märkte verschlafen. Und dies ist bei weitem nicht das einzige Beispiel, wo die Führung von Innovationsunternehmen faktisch die Herausforderungen der Konkurrenz nicht sehen, die Perspektiven einer künftigen Transformation der Märkte nicht ausmachen. Und dem entsprechend nicht zu radikalen Veränderungen und zu einer Optimierung des eigenen Business bereit ist. Als nicht zu Veränderungen bereite haben sich heute viele bekannte Autokonzerne, Hersteller traditioneller Prozessoren und Entwickler von Software erwiesen.
Die Erfahrungen unserer staatlichen Raketen- und Raumfahrtindustrie oder privater Innovationsunternehmen im Westen zeigen, dass eine Bewahrung der Spitzenpositionen in dem einen oder anderen Business spezielle und sehr unkonventionelle Anstrengungen verlangt. Russland ist beispielsweise heute immer noch ein bedeutender Akteur auf dem Ölmarkt oder dem Markt der Erdölprodukte, des Marktes für Waffen oder Nukleartechnologien. Einige russische Universitäten oder medizinische Zentren bewahren ebenfalls eine relative Wettbewerbsfähigkeit. Aber was muss getan werden, um nicht auch diese Märkte zu verlieren und nicht den Weg jener Unternehmen zu wiederholen, die heute in den Lehrbüchern als Negativbeispiele ausgewiesen werden? Für den Anfang müssen unsere Beamten und Direktoren begreifen, dass ihnen in der morgigen Wirtschaft überhaupt kein Erfolg und das Interesse der Verbraucher garantiert sind.