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Die Griechen erlauben der Russischen orthodoxen Kirche nicht, zu einer ökumenischen Kirche zu werden


Der Heilige Synod des Patriarchats von Alexandria (bzw. Alexandrien) hat die Beziehungen mit der Russischen orthodoxen Kirche (ROK) abgebrochen. Die Griechen antworteten der ROK ein Jahr nach der Etablierung eines Patriarchen-Exarchats in Afrika, indem sie den russischen Exarchen, Metropolit Leonid (Gorbatschow), als einen des Ranges enthobenen anerkannt haben. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I. hat diese Entscheidung gebilligt. Solche Kirchenereignisse erfolgen vor dem Hintergrund einer Erweiterung des Einflusses der Russischen Föderation auf dem afrikanischen Kontinent. Derweil schmelzen die Hoffnungen dahin, dass nach der Wahl der neue Erzbischof von Zypern Abstand von einer Anerkennung der autokephalen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) nimmt und sich mit dem Moskauer Patriarchat versöhnt.

Die Frage nach der „Expansion“ der ROK in Afrika wurde zu einem Hauptthema für die Diskussion bei dem Synod der Orthodoxen Kirche von Alexandria, der am 22. November in Kairo begann und am 25. November zu Ende gehen wird. Zum Ende bereits des ersten Tages der Sitzungen beschlossen die griechischen Bischöfe, auf das Wirken des Patriarchen-Exarchats der ROK zu reagieren. Diese kirchlich-missionarische Einrichtung war vor fast einem Jahr, im Dezember des Jahres 2021, gebildet worden.

Im Endergebnis haben die Vertreter der Kirche von Alexandria den Abbruch der Beziehungen mit dem Moskauer Patriarchat bekanntgegeben. In der christlich-orthodoxen Welt ist dies erstmals geschehen. Ihrerseits hat die Russische orthodoxe Kirche sofort die kanonischen Kontakte mit den Jurisdiktionen eingestellt, die OKU anerkannt hatten. Die „Raskolniki“ an sich (russisch: „Spalter“) hatten keine Antworthandlungen unternommen. Jetzt aber ist dies im Patriarchat von Alexandria geschehen. Als Grund wurde das genannt, dass der Patriarch von Moskau und Ganz Russland Kirill nicht auf die Proteste geantwortet hatte, die ihm durch den Patriarchen von Alexandria und Ganz Afrika Theodoros II. gesandt worden waren.

In den Gotteshäusern der Orthodoxen Kirche von Alexandrien wird nunmehr das Oberhaupt der ROK nicht mehr beim Gottesdienst erwähnt. In den Mitteilungen über die Entscheidung des Synods, die es nur in kirchlichen Medien gibt, während es keine Veröffentlichung auf der offiziellen Internetseite des Patriarchats gibt, ist gesagt worden, dass dies jetzt „für immer und ewig“ sei. Außerdem sind die Vermutungen zu vernehmen, dass die Kirche von Alexandrien beabsichtige, die sogenannte Pentarchie einzuberufen, das heißt eine Beratung der ältesten christlich-orthodoxen Patriarchate, um Patriarch Kirill zu verurteilen.

Bestraft haben die Bischöfe, die in Kairo tagten, auch den russischen Exarchen Leonid (Gorbatschow). Sie erklärte die Aberkennung seines Kirchenranges. Gorbatschow wirft man vor, dass er angeblich Kleriker gekauft hätte, damit sie zur Russischen orthodoxen Kirche übertreten, eine Propagierung der „russischen Welt“ und Unterteilung der Gläubigen entsprechend der nationalen Zugehörigkeit.

Einige Beobachter sagen, dass die Vertreter der Kirche von Alexandrien eine recht ernsthafte Entscheidung mit weitreichenden Folgen getroffen hätten. Für die gesamte christlich-orthodoxe Welt – inklusive der zur ROK stehenden Kirchen, solcher wie die Serbische oder die Georgische – werden die Ordinationen (Priesterweihen) Leonids aus der Sicht der Kanons als illegitime angesehen werden. Schließlich vermeldet selbst Gorbatschow mit Stolz den Wechsel afrikanischer Gläubiger und Geistlicher unter das „Omophorion“ (kirchliche Weisung) des Moskauer Patriarchen. Über eine neue „Portion“ von Afrikaner, die von den „griechischen Raskolniki“ zur ROK übergetreten waren, schrieb er bereits, nachdem ihn die Griechen „abgesetzt hatten“. Gerade in diesen Tagen sind in Moskau für eine Schulung bei Lehrgängen zur Ausbildung künftiger Geistlicher Hörer aus Nigeria, Kamerun, Malawi und der Republik Südafrika eingetroffen. Die Unterrichtsstunden erfolgen in Räumen der Missionarsfakultät der Russischen orthodoxen Universität zum Heiligen Johann, den Theologen, unter Beteiligung der Synodalabteilung für missionarische Arbeit. Für die christlich-orthodoxen Jurisdiktionen außerhalb der Russischen Föderation und Weißrusslands werden aber die „neugebackenen“ Kleriker wie auch Gorbatschow selbst wahrscheinlich als einfache Laien wahrgenommen werden.

Der Exarch an sich verliert – allem nach zu urteilen – nicht die Gewissheit hinsichtlich seiner Rechtmäßigkeit. Er beruft sich auf Patriarch Kirill, der den Bischöfen dieser Tage empfohlen hatte, sich nicht zu schonen. Am Vorabend der Entscheidung des Synods in Kairo hatte Gorbatschow für alle vernehmbar erklärt, wobei er über die Etablierung des afrikanischen Exarchats der ROK vor einem Jahr sprach: „Die Russische orthodoxe Kirche hat sich mit dieser Entscheidung als eine ökumenische orthodoxe Kirche erklärt, als jene Kirche, die unabhängig jeglicher Beziehungen Menschen anführen kann“.

Es muss angenommen werden, dass die Gewissheit Gorbatschows – ja und auch des ganzen Moskauer Patriarchats – dadurch genährt wird, dass der russische Staat eine aktive Tätigkeit zur Annäherung mit den afrikanischen Staaten betreibt. Daher stößt die Russische orthodoxe Kirche auf keine Hindernisse seitens der Offiziellen aus den Staaten der Region. Am Mittwoch erklärte der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, dass Russland die humanitären Lebensmittel- und Düngerlieferungen in die befreundeten Länder des Kontinents forcieren werde. Zuvor hatte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron darüber beklagt, dass Russland sein Land aus der Region verdränge.

Und während die ROK in mehreren Staaten Unterstützung findet, so nimmt diese in der rein kirchlichen Gemeinschaft – wie es scheint — nicht zu, sondern – im Gegenteil – schmilzt dahin. Noch vor kurzem hatte man die Vermutungen geäußert, dass sich das neue Oberhaupt der Kirche von Zypern nach seiner Wahl von den Beziehungen mit der OKU distanzieren könne. Die letzten Erklärungen der Bischöfe dieser Mittelmeerinsel haben jedoch diese Hoffnungen im Winde verwehen lassen.

Somit kann sich die ROK auch direkt in eine neue ökumenische Kirche verwandeln, die ihr Vakuum, das um sie herum entstanden ist, mit ihrer, wie es heißt, kirchlichen Körperfülle ausfüllen muss.