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Die Krim wird mit Berichten anstatt Wasser versorgt


Die Bevölkerung der Krim bekommt immer weniger Trink- und Brauchwasser, dass in den seltenen Stunden der Inbetriebnahme der Wasserleitungen schon nicht mehr in die oberen Etagen der Wohn- und Verwaltungsgebäude gelangt. Die Offiziellen der Krim und Sewastopols treten mit widersprüchlichen Erklärungen über Pläne für ein Herauskommen aus der kommunalen Krise auf. Sewastopols Gouverneur Michail Razvoshaev hat bereits den Plan für eine Umleitung hiesiger Flüsse verworfen, über die er gerade erst Wladimir Putin erzählte. Und das Oberhaupt der Krim, Sergej Aksjonow, verspricht, für 20 bis 30 Milliarden Rubel industrielle Anlagen zur Entsalzung von Meereswasser zu errichten. Obgleich früher seine Mitarbeiter behaupteten, dass dies aufgrund des Fehlens entsprechender Technologien in Russland nicht möglich sei. Keine der von den Beamten vorgeschlagenen Lösungen hilft, die Situation in der überschaubaren Perspektive zu überwinden. Und die künftige Urlaubssaison auf der Krim kann nur ein Naturwunder in Form von reichlichen Niederschlägen retten.

Auf der Krim verschärft sich die kommunale Krise aufgrund des Wassermangels, der Verschmutzung der Wasserleitungen und der Kanalisation, die nicht vollwertig genutzt werden kann. Das Wasser wird nur entsprechend einem Zeitplan bereitgestellt. Sein Druck reicht bereits nicht aus, um höher als das 2. Obergeschoss zu gelangen. Dabei gelangt in die Wasserleitungen eine durch Fremdstoffe verunreinigte Flüssigkeit. Die Krimbewohner veröffentlichen in den sozialen Netzwerken Fotos von einer trüben braunen Flüssigkeit, die durch die Wasserversorgungssysteme fließt. 

Der kommunale Versorgungsbetrieb „Voda Kryma“ („Krim-Wasser“) erhält regelmäßig Beschwerden aufgrund einer „rostigen Lehmbrühe“ aus den Wasserhähnen. Außerdem gelangt das Wasser einfach nicht mehr in die oberen Etagen“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti. „Zugenommen hat der Umfang der Wasserentnahme aus den unterirdischen Quellen der Wasserentnahmeanlagen Wilinskij und Iwanowskij. Die Erhöhung der Mengen und Geschwindigkeiten der Wasserzufuhr führte zu einer turbulenten Wasserbewegung und zu einer Abtragung der Korrosionsprodukte von den Innenoberflächen der Wasserleitungen, die bis dahin sechs Jahre lang stillgelegt worden waren“, teilte man in dem staatlichen Unternehmen mit.   

Zuvor hatte Wladimir Baschenow, Generaldirektor von „Krim-Wasser“, erläutert, dass zur Ursache für das qualitativ minderwertige Leitungswasser der „zunehmende Trübungsgrad“ in den Stauseen von Simferopol und der Siedlung Partisanskoje geworden sei. Zur Lösung dieses Problems habe man artesisches Wasser aus den Wasserentnahmeanlagen Wilinskij und Iwanowskij in die Siedlung geleitet. Nach einer Woche war die Frage geklärt worden. Zum staatlichen Kraftwerk des Verwaltungskreises wurde die Zufuhr von „farbigem“ Wasser eingestellt, aber auch die von jeglichem anderen. Zu den tausenden Bewohnern der Mehrfamilienhäuser dieser und naheliegender Siedlungen (Komsomolskoje, Aeroflotskaja, Molodjoschnoje und Agrarnoje) gelangt aufgrund des unzureichenden Drucks in den Leitungen kein Wasser. Und es gebe vorerst keine technische Möglichkeit, die Frage zu klären, sagte Baschenow. 

Die Gefahr eines Wassermangels aufgrund der Abriegelung des Nördlichen Krim-Kanals durch die Ukraine war vor sechs Jahren entstanden. Doch in all den vergangenen Jahren haben weder die föderalen noch die lokalen Behörden eine stabile Wasserversorgung organisiert. Und selbst heute haben sie keine realistischen Pläne für die nächsten Jahre. Wenn kein Wunder in Form reichlicher Niederschläge geschieht, wird die Bevölkerung der Krim mit einer weiteren Verschlechterung des Funktionierens der kommunalen Systeme konfrontiert werden. Und den Offiziellen bleibt, auf den Langmut der einheimischen Bewohner zu hoffen. 

Ende letzter Woche erklärte der Gouverneur von Sewastopol Michail Razvoshaev, dass er das Projekt für die Wasserversorgung der Stadt aufgebe, über das er vor gerade einmal drei Wochen Präsident Putin wie über eine durchkonzipierte Variante informiert hatte. Noch Anfang September berichtete das Oberhaupt von Sewastopol über die Notwendigkeit des Baus einer Wasserentnahmeanlage für eine Umleitung von Wasser aus dem Fluss Kokkoska in den Tschernoretschenskoje-Stausee. Die Kosten des Projekts belaufen sich auf 3,8 Milliarden Rubel (ca. 40,86 Millionen Euro). Weitere 3,6 Milliarden Rubel (ca. 38,71 Millionen Euro) sind für eine Generalreparatur der Wasserversorgungsnetze erforderlich. Alle Projekte seien durchgearbeitet worden. Das Programme können innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden, hatte Razvoshaev versichert. 

Jetzt aber verkündete er, dass Sewastopol das Vorhaben zur Umleitung von Wasser aus dem Fluss Kokkoska in den Tschernoretschenskoje-Stausee aufgrund der negativen öffentlichen Meinung der Krimbewohner — insbesondere der Bewohner des Belbek-Tals – nicht realisieren werde. Die Offiziellen der Stadt würden alternative Projekte für eine Vergrößerung der Wasserreserven suchen. Gegen eine Umleitung von Wasser nach Sewastopol hatte sich auch das Oberhaupt der Krim Sergej Aksjonow ausgesprochen, der auf die Beschwerden der Bürger, die eine normale Wasserversorgung verloren haben, antworten muss.

„Wir bringen drei Bohrungen nieder, die jetzt 10.000 Kubikmeter zusätzlich am Tag bringen werden, weitere 40.000 Kubikmeter am Tag wird es aus drei unterirdischen Wasserentnahmeanlagen geben. Dies wird im Januar-Februar des Jahres 2021 der Fall sein. Wir werden eindeutig das Wasserversorgungssystem der Stadt Simferopol gewährleisten. Der Fixpunkt, an dem sich die Situation bei uns entspannen wird, wenn es keinerlei Niederschläge geben wird, ist etwa der März des Jahres 2021“, versichert Aksjonow. Der Wasserbedarf der fast 400.000 Einwohner zählenden Stadt beträgt 160.000 Kubikmeter täglich. Derzeit werden rund 100.000 Kubikmeter bereitgestellt.

Das Problem der Wasserversorgung und Bewässerung von Agrarflächen auf der Krim entstand im Jahr 2014, als die Ukraine die Wasserversorgung aus dem Verwaltungsgebiet Cherson durch eine Abriegelung des Nördlichen Krim-Kanals stoppte. Der deckte bis zu 90 Prozent des Wasserbedarfs der Halbinsel. Jetzt erhalten die Einwohner und Betriebe der Region aus lokalen Quellen Wasser. Dabei erwies sich das laufende Jahr als ein sehr trockenes, was zu einem Wassermangel führte. Im Norden der Krim sind Probleme in den Kreisen Dschankoj und Krasnoperekopsk sowie in der Stadt Armjansk aufgetreten, wo eine Versalzung des Grundwassers und ein Absinken des Wasserpegels in den artesischen Brunnen zu beobachten sind.  

„Eine gewisse Zeit wird es eine angespannte Wassersituation geben. Aber wird werden, ich garantiere es, ehrenvoll aus dieser Situation herauskommen“, sagte Aksjonow. Derzeit sind seine Hoffnungen an die Errichtung einer gewissen Entsalzungsanlage für 30 Milliarden Rubel (ca. 322,6 Millionen Euro) am Ufer des Schwarzen Meeres, 30 Kilometer von Simferopol entfernt geknüpft. Obgleich vor nur wenigen Tagen Mitarbeiter Aksjonows versichert hatten, dass dieses Projekt gegenwärtig wenig real sei.

Die Offiziellen der Krim prüfen Vorschläge führender wissenschaftlicher Einrichtungen zur Errichtung von Entsalzungsanlagen. Doch der Bau von Entsalzungsstationen zur Überwindung des Wassermangels in der Republik Krim sei eine Frage der Perspektive und nicht des heutigen Tages, sagte in der letzten Woche Dmitrij Tschernjajew, Minister für Wohnungs- und Kommunalwirtschaft der Republik. Heute gibt es in Russland keine Erfahrungen hinsichtlich der Errichtung leistungsstarker Entsalzungsanlagen. „Die stärksten Entsalzungsanlagen, die je gebaut wurden, sind in Kasachstan mit einer Leistung von 20.000 Kubikmeter am Tag. Und derzeit nimmt man erst die zweite Ausbaustufe mit einer Leistung von 40.000 Kubikmeter in Angriff. Unsere nächsten Nachbarn haben erst mit der Ausarbeitung der Projektdokumente und der Kostenvoranschläge für eine Anlage mit einer Leistung von 10.000 Kubikmeter am Tag begonnen. Es handelt sich dabei um Gelendschik (Stadt im russischen Verwaltungsgebiet Krasnodar – Anmerkung der Redaktion)“, teilte Tschernjajew mit. Bei einem Wassermangel von 60.000 Kubikmeter lösen prinzipiell derartige Anlagen nicht das Problem. Außerdem sind für die Arbeit der Entsalzungsanlagen erhebliche Stromkapazitäten erforderlich. Kasachstan beispielsweise nutzt für das Entsalzen die Kapazitäten eines Kernrealtors, über den sich die Krim als ein Urlaubsziel wohl kaum freuen wird. 

„Im Verlauf von zwei Wochen werden durch die föderale Regierung (das Ministerium für Industrie und Handel) im Auftrag des Präsidenten Vorschläge im Zusammenhang mit der Errichtung einer Entsalzungsanlage für die Stadt Simferopol vorgelegt. Geplant ist, diese Anlage in der Siedlung Nikolajewka zu bauen. Alles wird am Meeresufer sein, und es wird eine 30 Kilometer lange direkte Linie geben. Im Land hat bisher keiner je solche Projekte realisiert. Vom Wesen her ist die Entscheidung, die hier getroffen wird, eine einmalige. Erstmals wird dies in der Geschichte getan“, versicherte Aksjonow.