Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

Die Lieblingsdivision von Präsident Selenskij


Großen Rummel hatte die Veröffentlichung des Fotos eines ukrainischen Militärs mit dem Kragenspiegel der 3. SS-Panzer-Division durch den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij am 9. Mai, am Tag des Sieges über den Nazismus, auf seinem offiziellen Instagram-Account ausgelöst. Das Foto wurde bald entfernt, aber es war bereits unmöglich, die Tatsache seiner Veröffentlichung zu verheimlichen.

Tätowierungen sind für die Gesundheit gefährlich

Aber der gegenwärtige Präsident der Ukraine ist bei Weitem nicht der einzige Verehrer der „Totenkopf“-Division in diesem Land. Als eine anschauliche Bestätigung dafür dienen die Tätowierungen der „Köche und Kraftfahrer“ aus den Nationalistenbataillonen und den ukrainischen Streitkräften, die sich in großen Mengen ergeben. Verziert sind sie von der ganzen Seele her. Auf vielen gibt es wahre Tattoo-Galerien. Materialien für ein Studium der „Körpermalerei“ der Swidomyje (ukrainisch „Bewussten“, Begriff in der ukrainischen politischen Lexik, der im Zusammenhang der stürmischen Zunahme nationalistischer Stimmungen ab Ende der 1980er aufkam – Anmerkung der Redaktion) gibt es da in Hülle und Fülle.

Wahres Anschauungsmaterial für ein Studium solcher „Malerei“ ist beispielsweise David Kasatkin (Rufname – der Chemiker, der nach der Androhung Bekanntheit erlangte, mit der Familie von Ramsan Kadyrow, dem Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, abzurechnen). Dank der Tätowierungen hatte man ihn auch in der Gefangenschaft identifiziert.

Und an solchen mobilen Anschauungsmaterialien mangelt es unter den Gefangenen in keiner Weise. Unter den Hakenkreuzen, Porträts des bekannten österreichischen Autodidakten-Künstlers, den Angehörige der Roten Armee am 30. April 1945 in den Selbstmord getrieben hatten (gemeint ist Adolf Hitler – Anmerkung der Redaktion), Darstellungen des ziegenbockartigen Baphomets sowie anderer nazistischer und satanistischer Symbolik ist oft auch ein Totenkopf mit Knochen, das Emblem der „Totenkopf“-Division, anzutreffen. Während man im Westen gern behauptet: „In der Ukraine gibt es keinen Faschismus“…

Warum steht gerade die SS-Division „Totenkopf“ bei den Nationalisten in Ehren? Verständlich ist die Popularität der SS-Division „Galizien“. Schließlich ist sie die ihrige, die „eigene“. Der maßlose Humanismus von Nikita Chrustschow hatte dazu geführt, dass ihre „Veteranen“ massenhaft aus Straflagern entlassen wurden. Und die heute verbliebenen SS-Leute paradieren munter bei Nazi-Märschen und vermitteln der jungen Ablösung Erfahrungen.

Durch was aber hat die „Totenkopf“-Division bei den Swidomyje Gefallen gefunden? Warum ist sie für die Nationalisten-Bataillone attraktiver als beispielsweise die SS-Panzerdivision „Viking“?

Geburtsort – Dachau

Möglicherweise liegt es an der besonderen Herkunft der SS-Division „Totenkopf“? Schließlich wurde sie am 16. Oktober 1939 auf der Grundlage nicht von irgendetwas aufgestellt, sondern von Truppenteilen für die Bewachung von Konzentrationslagern der „Totenkopf“-Division. Und nicht irgendwo, sondern in Dachau. Später wurde sie zu einer motorisierten SS-Division und danach zur SS-Panzer-Grenadier-Division „Totenkopf“.

Die Angehörigen aus dem Wachpersonal von Konzentrationslagern sind natürlich für die Angehörigen der „Asow“-Einheit und deren Kollegen Idole, ein Vorbild zur Nachahmung (die Nationalisten-Bataillone „Asow“, „Aidar“, „Donbass“, „Charkow“, „Donezk“, „Sarmat“ und eine Vielzahl anderer sind in Russland verboten). Die „Totenkopf“-Division war aber überdies auch eine der ersten deutschen Divisionen gewesen, der das „Glück beschieden war“, bereits im Sommer 1941 unter einen effektiven sowjetischen Gegenschlag zu geraten.

In einer Mitteilung des Sowjetischen Informationsbüros (wurde zwei Tage nach dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges – am 24. Juni 1941 – gegründet – Anmerkung der Redaktion) vom 6. August 1941 wurde gemeldet:

„Die Kämpfer und Kommandeure des Verbands von Oberst Tischinskij habe eine der deutschen SS-Divisionen zerschlagen, die den Namen „Totenkopf“-Division trägt. Wir übermitteln einige Details… Über das Eintreffen der neuen deutschen Division an der Ostfront hatte das Kommando des sowjetischen Truppenteils am selben Tag erfahren. In den frühen Morgenstunden hatte Leutnant Saweljew, der eine Gruppe von Aufklärern der Roten Armee anführte, den deutschen Gefreiten Ludwig Stimmler gefangengenommen… Beim Verhör hatte der Gefangene berichtet, dass ihre Division aus Wacheinheiten der SS aufgestellt worden war. Die Division hatte an Gefechten in Frankreich und Griechenland teilgenommen und war für einen „entscheidenden Schlag“ in einer der Hauptrichtungen der Ostfront bestimmt gewesen. Weiter hatte de Gefreite mitgeteilt, dass ihre sehr kriegerisch eingestellte Division aus zwei Infanterie- und einem Artillerieregiment bestehe und sich auf eine Offensive vorbereite.

Die faschistische Division war bald wirklich zu einer Attacke übergegangen. Oberst Tischinskij befahl, das Artilleriefeuer gegen die angreifenden deutschen Kolonnen zu eröffnen… In die Luft flogen zerstörte Panzer, Motorräder, Maschinengewehre, Minenwerfer, zerfetzte Körper faschistischer Soldaten. Die Faschisten waren aber alle, wie sich danach herausstellte, durchweg besoffene und gingen erneut in dichten Reihen gegen unsere Befestigungen vor. Unsere Kämpfer ließen kaltblütig die Faschisten näher herankommen und eröffneten ein orkanartiges Feuer… Zum Höhepunkt der Attacke tauchten sowjetische schnelle Bombenflugzeuge auf, die die feindlichen Reihen mit Bomben überschütteten. Als die „Totenkopf“-Angehörigen zu schwanken begannen, stürzten sich die Angehörigen der Roten Armee mit Bajonetten in einen Gegenangriff und vollendeten die Zerschlagung… Die kläglichen Überreste der arroganten „Totenkopf“-Angehörigen versuchte das deutsche Kommando mit Autos ins Hinterland zu bringen. Die Artilleristen des Truppenteils von Genossen Tischinskij hatten aber schnell die fliehende Kolonne aufgespürt und viele Fahrzeuge vernichtet…

So ruhmlos endete die „psychische Attacke“ der faschistischen Elite-Division… Die „Totenkopf“-Division verloren bis zu 2500 Soldaten und Offiziere als Tote und Verwundete. Durch das Feuer unserer Artillerie und der Minenwerfen wurden 30 deutsche leichte Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, 80 Motorräder, rund 500 Maschinenpistolen, 90 leichte und schwere Maschinengewehre und 45 Minenwerfer vernichtet“.

Ein Totenkopf als Prophezeiung

Beim Lesen dieser Mitteilung muss man verständlicherweise die Zeit und die propagandistischen Aufgaben ins Kalkül ziehen. Aber die „Totenkopf“-Division hatte es wirklich ganz ordentlich erwischt, ihre Verluste waren recht ernsthafte. In der zeitgenössischen Arbeit „Die Zerschlagung der „Totenkopf“-Division. Die Demjansk-Katastrophe der SS-Angehörigen“ schreibt Alexander Simakow:

„Eine Gruppe von Aufklärern der 237. Schützendivision hatte einen deutschen Gefreiten gefangengenommen, auf dessen Kragenspiegeln ein Totenkopf mit überkreuzten Knochen dargestellt war. Beim Verhör hatte der Gefreite mitgeteilt, dass die „Totenkopf“-Division aus zwei Infanterie- und einem Artillerieregimenter bestehe und sich auf eine Offensive vorbereite. Nach Erhalt von Angaben über ihre Route des Vorrückens und Stärke entschied der Kommandeur des 237. Schützendivision, Oberst Vaclav Tischinskij, einen Hinterhalt zu organisieren. Dies erfolgte im Bereich der Ortschaften der Utorgosch-Siedlung Turskaja Gorka und Dobrynja sowie der Bahnstation Ktschera.

In den frühen Morgenstunden des 24. Juli, noch in der Dämmerung, nahm die sowjetische Division Positionen auf der Route der SS-Angehörigen ein. Das 835. und das 838. Schützenregiment hatte sich entlang der Straße getarnt… Das 841. Schützenregiment unternahm ein weitreichendes Umgehungsmanöver und gelangte ins Hinterland der motorisierten Division, um die zurückweichenden SS-Leute unter Beschuss zu nehmen. Und hinter einem Hügel hatte eine Division des 221. Haubitzen-Artillerieregiments eine bequeme Feuerstellung bezogen, die den Geschossen erlaubte, entlang der Trasse, über die der Feind handelt, zu „spazieren“.

Gegen 10 Uhr morgens rückte über eine unbefestigte Straße in Richtung der Bahnstation Peredolskaja die deutsche Aufklärung vor – zwei Dutzend Motorradfahrer und zwei leichte Panzer. Etwa nach anderthalb Stunden bewegten sich über die erkundete Strecke die Hauptkräfte der SS-Division. Die Panzerluken waren geöffnet, die Soldaten der motorisierten Infanterie rauchten, unterhielten sich, irgendwer spielte auf einer Mundharmonika. Tischinskij hielt sich zurück, wobei er abwartete, dass die Kolonne in den Wald fährt, wo sich zwei Regimenter versteckt hatten. Und erst dann erteilte er per Telefon das Kommando, das Feuer zu eröffnen. Nach einigen Minuten, und auf der Landstraße standen acht Panzer und drei Stab-Fahrzeuge in Flammen. Das Gefecht verwandelte sich in ein Blutbad. Mit gewaltigen Verlusten konnten die SS-Leute aus dieser Feuerfalle herauskommen“.

Das sowjetische Kommando, das im Sommer 1941 nicht mit Siegesberichten der Unterstellten verwöhnt worden war, hatte nicht sofort dem so beeindruckenden Erfolg Glauben geschenkt:

„Nach Aussagen des Leiters der Politabteilung der 237. Schützendivision F. Ja. Owetschkin hatte die Armeeführung die Meldung über die Zerschlagung der Deutschen mit Misstrauen aufgenommen. Der Kommandierende der Armee äußerte sich einfach: „Lügen Sie nicht! Eine Division kann nicht eine Division des Gegners vernichten, ja und auch noch eine deutsche“. Und er befahl, die Getöteten bis zum Eintreffen einer Kommission nicht zu begraben, die bestätigte, dass die Angaben über die großen Verluste des Gegners der Wirklichkeit entsprechen“. Augenscheinlich hatte gerade aufgrund solch einer Überprüfung das Sowjetische Informationsbüro erst am 6. August über den Juli-Erfolg berichtet.

Damit war das Ungemach für die „Totenkopf“-Division an der Ostfront aber noch nicht zu Ende. 1942 verlor die Division in den Kämpfen in der Kesselschlacht von Demjansk einen großen Teil der Angehörigen (rund 80 Prozent).

„Die Division hatte gewaltige Verluste“

Es gibt einen interessanten Beleg von General-Feldmarschall Erich von Manstein. Unter seinem Kommando hatte sich die „Totenkopf“-Division einige Zeit im Sommer 1941 befunden. So sah aus der Sicht von Manstein die Manier der SS-Leute aus, Gefechte zu führen:

„Erträglichere Bedingungen der Gegend, aber auch eine starke befestigte Linie empfingen die SS-Division „Totenkopf“, die nach Sebesch vorrückte. Hier aber wirkte sich eine Schwäche aus, die den Truppen unweigerlich eigen ist, deren Führungskräfte es an einer gründlichen Ausbildung und an Erfahrungen mangelt. Was die Disziplin und Ausdauer der Soldaten angeht, machte die Division zweifellos einen guten Eindruck. Ich hatte sogar die Gelegenheit, ihre besonders gute Disziplin auf dem Marsch zu würdigen – eine überaus wichtige Voraussetzung für das exakte Vorrücken motorisierter Verbände.

Die Division attackierte auch stets mit großer Kühnheit und demonstrierte Hartnäckigkeit in der Verteidigung. Später war diese Division mehrfach im Bestand meiner Truppen. Und ich nehme an, dass sie die beste aller SS-Divisionen gewesen war, mit denen ich zu tun hatte… Aber all diese Qualitäten konnten nicht die fehlende militärische Ausbildung der Kommandeure wettmachen. Die Division hatte kolossale Verluste, da sie und ihre Kommandeure das im Gefecht hätten erlernen müssen, was die Regimenter einer Landarmee schon längst erlernt hatten… Sie hatte günstige Möglichkeiten ausgelassen und musste unweigerlich neue Gefechte führen. Denn es gibt nichts Schwierigeres, als zu erlernen, den Moment auszunutzen, wenn ein Nachlassen der Widerstandskraft des Gegners dem Angreifenden die beste Chance auf einen entscheidenden Erfolg gibt. Im Verlauf der Gefechte musste ich die ganze Zeit der Division Hilfe leisten. Ich konnte aber nicht ihre stark zunehmenden Verluste verhindern. Nach zehn Tagen Gefechten mussten die drei Regimenter der Division zu zwei zusammengefasst werden…

Die Schaffung dieser besonderen militärischen Formationen war ein unverzeihlicher Fehler. Die ausgezeichnete Auffüllung, die in der Armee die Dienststellung von Unteroffizieren hätte einnehmen können, war in den Truppen der SS so schnell ausgefallen, dass man sich damit in keiner Weise hätte abfinden können. Das von ihnen vergossene Blut ist in keiner Weise durch die erreichen Erfolge gerechtfertigt worden… Die Schuld für diese unnötigen Verluste tragen jene, die diese besonderen Verbände aus politischen Erwägungen entgegen den Einwänden aller angesehenen Instanzen der Landarmee formiert hatten“ (Rückübersetzung aus dem Russischen – Anmerkung der Redaktion).

Es ist klar, dass sich die Erfahrungen aus dem Dienst in einem Konzentrationslager nicht für eine Nutzung auf dem Schlachtfeld eigneten. Von daher auch die schweren Verluste der „Totenkopf“-Division in den ersten Kriegsjahren. Lediglich im Zuge des Ausfalls der ursprünglichen Zusammensetzung in den Gefechten und des Sammelns von Erfahrungen erlangte die Division militärische Professionalität.

Entsprechend den Rezepten von Adolf Eichmann

Möglicherweise finden die Vertreter der Nationalisten-Bataillone in den Wachleuten der Konzentrationslager, die aufgrund ihrer taktischen Ungebildetheit schwere Verluste erlitten, etwas Verwandtes und Nahes?

Oder liegt dies an der Persönlichkeit des ersten Kommandeurs der „Totenkopf“-Division, Theodor Eicke? Er war bereits 1933, bald nach dem Machtantritt von Hitler, Kommandant des Konzentrationslagers Dachau geworden. Später wurde er SS-Inspekteur der Konzentrationslager. Unter der Führung von Eicke diente in Dachau Adolf Eichmann und sammelte Erfahrungen, der Mann, der als späterer „Architekt des Holocausts“ in die Geschichte einging und im Weiteren im Dritten Reich für die „Endlösung der Judenfrage“ zuständig gewesen war.

Nun ja, die Erfahrungen dieses berühmten Schufts sind in der Ukraine ebenfalls gefragt.

„Da Sie mich schon als einen Nazi bezeichnen, halte ich mich an die Doktrin von Adolf Eichmann und werde alles tun, was von mir abhängt, damit sowohl Sie als auch Ihre Kinder nie auf diesem Boden leben“, versprach den Russen der ukrainische Fernsehmoderator Fahrudin Scharafmal in einer Livesendung. „Ich erlaube mir, Worte von Adolf Eichmann zu zitieren, der gesagt hatte, dass, um eine Nation zu vernichten, man in erster Linie die Kinder vernichten müsse. Denn, wenn du die Eltern umbringst, werden die Kinder groß werden und unbedingt Vergeltung üben. Bringst du Kinder um, werden sie nie groß werden, und die Nation wird verschwinden“, unterstrich der belesene Fahrudin. Wobei er erneut bestätigte, dass „es in der Ukraine keinen Faschismus gibt“.