Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

Die neuen Subjekte der Russischen Föderation brauchen Positives aus dem Alltag


Die offiziellen Informationsressourcen der Donbass-Republiken DVR und LVR sowie der Verwaltungsgebiete Saporoschje und Cherson verfolgen einen Kurs zur Darstellung des Lebens in diesen Subjekten der Russischen Föderation mit einem positiven Vorzeichen. Das Gemeinsame für alle ist eine Beschleunigung der Integration mit Russland. Aber in den Details ist die (offizielle) Medienpolitik in jeder der vier Regionen eine eigene. Die Offiziellen von Cherson haben sich beispielsweise einer Bekämpfung von Selbstgebranntem hingegeben. Und die von Saporoschje verlangen, für jedes Straßenfahrzeug einen speziellen Passierschein zu erhalten. Und ihre Senior-Kollegen aus den Donbass-Republiken haben sich bereits die gesamtföderalen Methoden für PR-Aktionen im Interesse der Beamten angeeignet.

Die Offiziellen der vier Territorien sind im Internet gut vertreten. Es gibt die für die staatlichen Organe obligatorischen offiziellen Internetseiten, es gibt auch Accounts in den sozialen Netzwerken des Volkes und in den von der Bevölkerung gefragten operativen Telegram-Kanälen.

Das Dominieren des Positiven in letzteren wurde während der Neujahrsferien spürbar. Aber auch nach den Feiertagen ist dies nicht weniger geworden. Natürlich geht es nicht ohne eine Erwähnung der laufenden Kampfhandlungen. Jedoch ist es beispielsweise auf der entsprechenden Internetressource der Verwaltung von Cherson ganz und gar auf ein Minimum reduziert worden. Daher bleiben für die offiziellen Medien der neuen Subjekte der Russischen Föderation die Mitteilungen das wichtigste generelle Thema, das allem nach zu urteilen auch von oben empfohlen wurde, die von einer Zunahme des Tempos der Integration dieser Territorien zeugen. Beispielsweise sind die Ereignisse gesamtföderalen Maßstabs wie die Beratungen des Präsidenten mit der Regierung über eine soziale Unterstützung der zu neuen russischen Staatsbürgern gewordenen Menschen ausführlich gecovert worden.

Was aber die Besuche hochrangiger Staatsbeamter vom „Festland“ angeht, so erscheinen darüber auch ständig Publikationen, wahrscheinlich aber bereits ohne irgendwelche Anweisungen. Im Gegenteil, in diesem Fall beeilt sich jeder der Führungskräfte, die ihm entgegengebrachte Aufmerksamkeit zu demonstrieren. Folglich ist es, wenn es in diesem Kontext irgendwem von den vier an Fotografien mangelt, sagen wir einmal mit dem 1. Stellvertreter des Leiters der Administration des Präsidenten der Russischen Föderation, Sergej Kirijenko, oder mit dem für Bauwesen zuständigen Vizepremier Marat Chusnullin mangelt, im Großen und Ganzen auch kein Unglück. Für diesen Fall eignet sich durchaus – wie beispielsweise für das Oberhaupt des Gebietes Saporoschje, Jewgenij Balizkij — auch eine Fixierung der Tatsache von Kontakten mit dem Chef der Partei „Gerechtes Russland – Für die Wahrheit“, Sergej Mironow, der gekommen war, um eine Regionalorganisation seiner Partei zu etablieren.

Ja, aber die Medienpolitik mit Blick auf PR-Aktionen für, wie es unter den Fans von Computer-Spielen heißt, eigene „Achievki“ (von Errungenschaften entsprechend dem englischsprachigen Wort „Achievements“ – Anmerkung der Redaktion) unterscheidet sich in den vier Regionen durch eine erhebliche Vielfalt. Hier ist im Übrigen eine klare Aufteilung der neuen Subjekte der Russischen Föderation in zwei Teile entsprechend der Kategorie „Ähnlichkeit mit dem großen Russland“ auszumachen. Die Senior-Kameraden aus den Donbass-Republiken – das Oberhaupt der DVR, Denis Puschilin, und das Oberhaupt der LVR, Leonid Pasetschnik, haben bereits bestimmt den allgemeinen föderalen Stil sowohl bei der Leitung des unterstehenden Territoriums als auch bei der Darstellung der Probleme und der Erfolge erlernt. Bekanntlich ist das Rezept recht simpel: Die letzteren muss man auf maximale Weise propagieren, erstere aber auf maximale Weise mit allgemeinen Phrasen einhüllen. So geht beispielsweise Puschilin vor, wenn er erneut das Thema der Wasserversorgung der Städte seiner Region tangiert.

Balizkij nähert sich recht schnell diesem Standard. Ja aber der Leiter der Administration des Gebietes Cherson, Wladimir Saldo – vorerst nicht. Dem offiziellen Telegram-Kanal nach zu urteilen, gibt es in dieser Region keine Probleme als solche, zumindest keine globalen. Tatsächlich aber dauert die Evakuierung von Einwohnern bereits vom linken Dnepr-Ufer an, untergebracht werden sie sowohl im Verwaltungsgebiet als auch in ganz Russland. Und zur gleichen Zeit werden sie auch noch mit Pässen ausgestattet (laut einigen Meldungen auch zwangsweise – Anmerkung der Redaktion). Die Hauptstadt der Region, die zwangsweise endlich aus Cherson nach Genitschesk verlegt worden ist, wird eingerichtet und ausgebaut. Dort werden Filialen föderaler Institutionen eröffnet und funktionieren aktiv. Ja, und die einheimischen Beamten arbeiten fast ohne freie Tage, besonders die Mitarbeiter der Rechtsschutzorgane. Die Sache ist die, dass im Gebiet Cherson unter Berufung auf den Kriegszustand jeglicher Handel mit Alkohol vollkommen verboten ist. Daher werden fast jeden Tag Berichte entweder über die Entlarvung von Schnapsbrenner oder über die Unterbindung eines „ungesetzlichen Verkaufs von falschem Cognac“ veröffentlicht.

Im Gebiet Saporoschje betreffen im Übrigen die Alkohol-Einschränkungen inklusive Bier nur die Militärs. Dafür hat man sich da aber – auch im Zusammenhang mit dem Kriegszustand – mit einer totalen Einführung von Passierscheinen für Kraftfahrzeuge befasst. Bisher gilt eine Übergangszeit. Aber ab März wird man ohne eine entsprechende Genehmigung nicht mehr durch die Region fahren können. Und schließlich entfernt man entsprechend „nachdrücklicher Bitten der werktätigen Massen“ aus dem Stadtzentrum von Melitopol — vom Siegesplatz – das Denkmal für Taras Schewtschenko. Man verspricht, für dieses später einen neuen Platz ausfindig zu machen. Und an dem bisherigen Platz wird die Stele „Stadt militärischen Ruhms“ im Zusammenhang mit der Entscheidung des russischen Präsidenten über die Verleihung dieses Status in den Himmel ragen.

Post Scriptum:

Auch in Moskau gibt es ein Taras-Schewtschenko-Denkmal, gegenüber dem Sitz der russischen Regierung und unmittelbar vor dem hauptstädtischen Luxus-Hotel „Ukraine“. Freilich gibt es in der Millionen-Metropole bisher keine Aufrufe, das Denkmal für diesen ukrainischen Schriftsteller zu entfernen. Angesichts der politischen Entwicklungen im Land ist dies aber nicht auszuschließen. Vor allem seitens jener, die nicht nur politisch Kurzsichtigkeit an den Tag legen.