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Die Russische orthodoxe Kirche bestreitet die Armut eines Klerikers-Selbstmörders


In der Diözese Rostow und Nowotscherkassk der Russischen orthodoxen Kirche bestreitet man, dass zur Ursache des Selbstmords von Erzpriester Andrej Nemykin Armut und das Ausbleiben materieller Hilfe von der Kirche geworden waren. Zuvor hatte ein Freund des Toten der Diözesen-Hierarchie dessen Suizid angelastet. In einem Abschiedsschreiben hat Nemykin jedoch seine Tat mit der „Unmöglichkeit, die Schmerzen zu ertragen“, erklärt.

„Der Suizid von Erzpriester Andrej Nemykin hängt in keiner Weise mit den Beiträgen für die Diözese zusammen“, erklärte am 6. April Igor Petrowskij, der Pressesekretär der Diözese von Rostow und Nowotscherkassk, gegenüber Journalisten. „Dies ist alles ein Hirngespinst. Ich weiß nicht, was für ein Freund der Autor dieses Textes für den Toten war. Aber zum Gotteshaus von Vater Andrej hatte er eine entfernteste Beziehung. Dort haben ständige Feste, Jahrmärkte und Messen, Wohltätigkeitsaktionen und Konzerte, die stets ein aufwendiger Teil des Haushalts der Kirchengemeinde sind, stattgefunden. Eine arme Kirchengemeinde hätte sich so etwas nicht erlaubt. Die Kirche an sich hat sowohl Veteranen als auch kinderreichen Familien und Betagten Hilfe geleistet. All dies hat Geld gekostet. Und die Kirchengemeinde hat dies gemeistert. Vater Andrej hatte sogar einen Fahrer mit Auto. Jeglicher Urlaub von ihm aufgrund des Gesundheitszustands wurde unverzüglich durch die Diözesen-Leitung abgesegnet, die ihm ebenfalls Hilfe gewährte, im Übrigen sowohl zu Lebzeiten als auch nach dem Tod. Und selbst den monatlichen Beitrag an die Diözese hat die Gemeinde nicht aus der Kirchenkasse bezahlt, sondern durch Mittel von Wohltätern, die auch dieses Gotteshaus errichtet hatten“, versicherte der Vertreter der Russischen orthodoxen Kirche.

Es sei daran erinnert, dass den Leichnam des 55-jährigen Geistlichen, der Leiter der Diözesen-Verwaltung für die Arbeit mit den Streitkräften und Rechtsschutzorganen gewesen war, am 1. April seine Ehefrau im Hof ihres Hauses in Nowotscherkassk gefunden hat. Neben ihm lag eine Pistole, die er als Auszeichnung erhalten hatte. Beigesetzt wurde Nemykin am 5. April. Die Kirche hatte es abgelehnt, dem Geistlichen die Sakramente zu spenden.

In der Kirche behauptet man, dass zur Ursache der Tragödie eine onkologische Erkrankung wurde, gegen die der Erzpriester in den letzten Jahren gekämpft hatte. Diese Version bestätigt auch der Abschiedsbrief, der beim Körper gefunden wurde und in dem Nemykin erklärte, dass er die Schmerzen nicht mehr ertragen könne. Der Vorfall hat ein großes Echo ausgelöst. Blogger diskutierten die übermäßige Kontrolle des Einsatzes von schmerzlindernden Präparaten für Krebskranke. Iwan Kusnez, der sich als ein naher Freund Nemykins bezeichnet, schrieb auf Facebook, dass sich der Erzpriester, den der Autor Batja nannte, aufgrund der Schulden und der Unfähigkeit, den „Kirchzins“ entschlossen hätte, sich das Leben zu nehmen. „Er war nicht krebskrank, er hatte Diabetes. Und er hatte unter Armut gelitten! Der hiesige Metropolit hatte ihn aus der Kirche zu den Apostelgleichen Konstantin und Jelena in Nowotscherkassk, in der er viele Jahre gewirkt hatte, abgezogen und dort seinen Mann eingesetzt. Ihn aber schickte er in die winzige Dmitrij-Donskoi-Kirche, nach Rostow. Im Dezember hatte Batja einen Kredit aufgenommen, um den Mitarbeitern den Lohn auszuzahlen“.