Das russische Statistikamt Rosstat fordert, in den Ausgaben der Haushalte die Bezahlung von Intim-Dienstleistungen und den Erwerb von Drogen zu berücksichtigen. Für diese Ausgaben-Posten der Haushalte sind sogar spezielle Erfassungscodes festgelegt worden. Konkrete Zahlen seiner Erhebungen will Rosstat nicht nennen. Daher schätzen die Beamten den Umsatz von „Wirkstoffen“ (gemeint sind Drogen – Anmerkung der Redaktion) in Russland in einem Bereich, dessen Zahlen sich beinahe um das Zig-Fache unterscheiden. Der Umfang des einheimischen Marktes an intimen Dienstleistungen wird gleichfalls äußerst vage eingeschätzt. Insgesamt würde die Bezahlung von Drogen und Prostituierten in der Struktur der Ausgaben vier bis fünf Prozent ausmachen. Dies entspricht den Ausgaben für Haushaltstechnik.
Die separate Erfassung der Ausgaben von Russlands Bürgern für Drogen und Prostitution ist durch eine Anordnung von Rosstat festgelegt worden. In dem ist die Bezahlung von Prostitution als ein Bestandteil in die Gesamtrubrik „Bezahlung von Dienstleistungen“ unter dem Code 451 neben Bildungsdienstleistungen (Codes 429-433) und Leistungen von Vorschuleinrichtungen (Code 464) aufgenommen worden.
Und der Erwerb von Drogen ist in den Abschnitt „Waren, die keine Lebensmittel sind“ mit dem Code 157 neben den Ausgaben für Oberbekleidung und Unterwäsche (Codes 162-188) oder für den Einkauf von Baumaterialien für Reparaturarbeiten (Codes 225-233) aufgenommen worden.
Die separate Erfassung der Bezahlung von Leistungen durch Prostituierte oder der Ausgaben für verbotene Stoffe durch Rosstat war scheinbar nur dafür eingeführt worden, um den Ausländern zu gefallen und deren Statistik-Standards zu entsprechen. Dabei wird hinsichtlich dieser Ausgaben-Posten im Land scheinbar keine adäquate Statistik geführt.
Die Konsumausgaben für Drogen und Prostitution gehören zu den sogenannten sozial gerügten und werden von Verbrauchern nur selten ausgewiesen, teilte man der „NG“ in Rosstat mit. „Durch uns werden lediglich einmalige Erwähnungen zu einigen dieser Positionen fixiert. Dementsprechend kann von irgendwelchen Tendenzen oder über das Bestehen stabiler Umfänge von Ausgaben zu diesen Positionen keine Rede sein“, teilten Mitarbeiter des russischen Statistikamtes mit. Sie erklärten gleichfalls, dass „die Informationen auf der Grundlage der Daten gesammelt werden, die freiwillig zur Verfügung gestellt werden“. Die eigentlichen Codes für die Ausgaben für Prostituierte und Drogen „sind aber Elemente des internationalen Standards“.
Somit gibt es formal im Land sozusagen eine Erfassung der Ausgaben für Intim-Dienstleistungen oder verbotene Stoffe. Und dies entspricht sogar vollkommen den internationalen Standards. Tatsächlich aber gibt es keine solche Erfassung. Eben daher können die Bürger der Russischen Föderation die unterschiedlichsten Schätzungen sowohl für den Drogenverkehr als auch für Intim-Dienstleistungen hören.
Die Einnahmen der Drogenhändler aus dem illegalen Verkehr verbotener Stoffe in Russland hätte in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres über 400 Millionen Rubel ausgemacht, was fast um das 2fache die Werte des analogen Zeitraums des Jahres zuvor übertreffen würde. Dies teilte Russlands Innenminister Wladimir Kolokolzew im Dezember des Jahres 2021 mit (Zitat laut TASS, wobei der Minister nichts gesagt hatte, woher diese Zahlen stammen – Anmerkung der Redaktion).
Der alljährliche Umfang der Ausgaben für Drogen mache in Russland insgesamt 1,5 Billionen Rubel aus, was mit dem Umfang des Jahreshaushalts des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation vergleichbar wäre, sagte vor fünf Jahren der damalige Chef des Föderalen Dienstes der Russischen Föderation für die Kontrolle des Drogenverkehrs (FSKN), Viktor Iwanow. Laut seinen Angaben würde der Umfang der Mittel aus dem Drogen-Verkauf, die in russischen Banken eine Geldwäsche durchlaufen würden, rund 20 Milliarden Dollar ausmachen. (Der FSKN wurde durch einen Erlass des russischen Präsidenten aufgelöst, und seine Funktionen wurden im Jahr 2016 an das Innenministerium übergeben.)
Es sei angemerkt, dass der FSKN-Chef den Umfang des Umsatzes verbotener Stoffe in den Preisen von fast vor sechs Jahren ausgewiesen hatte. Folglich kann man seine Schätzungen zum heutigen Tag für minimale halten. Zumal im letzten Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (englisch: United Nations Office on Drugs and Crime, UNODC) eine Zunahme der Anzahl der Drogenabhängigen konstatiert wird – darunter auch in der Russischen Föderation.
Laut Angaben des Innenministeriums würden sich in Russland rund eine Million Menschen mit Prostitution befassen. Und die Beschäftigten des Bereichs für intime Dienstleistungen nennen selbst eine dreimal höhere Zahl.
Bereits 2013 hatte der stellvertretende Innenminister der Russischen Föderation, Igor Subow, in der Staatsduma erklärt, dass sich etwa eine Million Menschen in Russland mit Prostitution beschäftigen würden. Seitdem hat sich diese offizielle Schätzung praktisch nicht verändert. „Wir sind drei Millionen Menschen – rechtlose, erniedrigte, vom Staat außerhalb des Gesetzes gestellte. Und von daher ergeben sich alle übrigen Probleme“, hatte die Chefin der in Russland nichtregistrierten Vereinigung der Sex-Arbeiterinnen, Irina Maslowa, behauptet.
Auf der Grundlage derartiger Schätzungen für die Anzahl der „Beschäftigten“ kann der alljährliche Umfang des Bereichs der Intim-Dienstleistungen eine Billion Rubel übersteigen.
Es ergibt sich, dass man laut gröbsten Schätzungen für verbotene Stoffe und Sex-Dienstleistungen über 2,5 Billionen Rubel im Jahr ausgibt. Die aktuellen Daten von Rosstat erlauben die Vermutung, dass die Gesamtausgaben der Haushalte im Jahr 2022 rund 74 Billionen Rubel ausmachen werden. Das heißt: Über drei Prozent ihrer Ausgaben geben die Haushalte für verbotene Stoffe und den Erwerb von Intim-Dienstleistungen aus. Nicht ausgeschlossen ist gleichfalls, dass diese Ausgaben für „sozial anrüchige“ Ausgaben-Posten in der Realität auch vier bis fünf Prozent ausmachen. Und dies entspricht etwa dem Anteil der Ausgaben von Russlands Bürgern für Möbel, Haushaltstechnik und laufende häusliche Unterhaltungskosten.