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Die Staatspropaganda fährt die Kampfhandlungen zurück


Die Stiftung „Öffentliche Meinung“ hat gewohnheitsgemäß das Interesse der Bürger Russlands in Bezug auf die Informationsereignisse der vergangenen Woche ermittelt und ist zu dem Fazit gelangt, dass die militärische Sonderoperation Russlands in der Ukraine ihre erste Position eingebüßt hat. Zum Hauptergebnis wurde, wie die letzte Befragung zeigte, die Annäherung Russlands und der USA im Rahmen unterschiedlicher Verhandlungsformate. Als vorrangige für sich nannten sie 32 Prozent der Befragten. Die Kampfhandlungen insgesamt verfolgen lediglich 15 Prozent, obgleich die Woche zuvor sowohl die einen als auch die anderen jeweils 20 Prozent ausmachten. Bis auf was für ein Niveau die staatliche Propaganda den Verhandlungsrummel in der Gesellschaft hochtreiben wird, ist bisher unklar. Doch die Aufmerksamkeit für die Sonderoperation werden die Soziologen – allem nach zu urteilen – auch weiter reduzieren. Zu den 32 Prozent der Interessenten für die russisch-amerikanischen Konsultationen, die für sie vorrangiger im Vergleich zu den russisch-ukrainischen Auseinandersetzungen sind, sind noch weitere zwei Prozent jener hinzuzufügen, die weiterhin den Statements von US-Präsident Donald Trump zu unterschiedlichen Themen folgen. Es ergibt sich da als ein stabiles Drittel der gesamten Umfangs der Informationsaufmerksamkeit, gibt die Stiftung „Öffentliche Meinung“ zu verstehen. Dabei kann man die 15 Prozent angenommenen „Zuschauer der militärischen Sonderoperation“ in mehrere Untergruppen aufteilen, von denen die größte vom Prinzip her diese Ereignisse verfolgt. Doch der Beschuss der „alten“ russischen Territorien und die konterterroristische Operation im Verwaltungsgebiet Kursk sind schon längst beim Covern heruntergefahren worden. Derweil hatten vor einer Woche die Veränderungen der Außenpolitik der Russischen Föderation im Zusammenhang mit den Erklärungen und Handlungen der neuen amerikanischen Administration 20 Prozent der Befragten interessiert. Und die militärische Sonderoperation hatten ebenfalls 20 Prozent als das Hauptereignis genannt. Ganz zu Beginn des Februars hatten 27 Prozent traditionsgemäß die Sonderoperation verfolgt. Für die Ereignisse in den USA hatten sich nur vier Prozent der Befragten interessiert. Und in der ersten Februarhälfte hatten weitaus mehr als 50 Prozent der Teilnehmer der Umfrage der Stiftung „Öffentliche Meinung“ gesagt, dass sie für sich kein Hauptereignissen bestimmen könnten. Jetzt sind es bereits nur 48 Prozent solcher Befragten. Kurz gesagt: Die Soziologie hat ein weiteres Mal die Effektivität der staatlichen Propaganda und ihre Sinnlosigkeit bestätigt. Natürlich aus der Sicht, dass solche Befragungen kein reales Interesse der Menschen für irgendwelche für sie lebenswichtige Probleme ermitteln. Allerdings kann die Aufgabe derartiger Untersuchungen möglicherweise auch darin bestehen, Mängel in der Informationspolitik der Herrschenden zu ermitteln. Da ist sicherlich alles in Ordnung, obgleich dabei natürlich die Frage bleibt, in wieweit die Einwirkung auf die öffentliche Meinung durch die Medien ausgedehnt werden soll. Die Sache ist die, dass beispielsweise die aktuellste Umfrage der Stiftung „Öffentliche Meinung“, die eine Überhitzung des russisch-amerikanischen Themas demonstrierte, im Zeitraum 21.-23. Februar durchgeführt wurde. Das heißt: bis zu Verschärfung der Diskussionen zwischen den USA, der Europäischen Union und der Ukraine über mögliche Friedensverhandlungen und über einen „Seltene-Erden-Deal“, aber auch dementsprechend bis zu den Äußerungen des Präsidenten der Russischen Föderation zu diesen Problemen. Mehr noch, auch das in diesen Tagen von den Soziologen der Stiftung „Öffentliche Meinung“ durchgeführte Monitoring wird eventuell noch nicht die allerletzten Ereignisse im Oval Office des US-amerikanischen White Houses tangieren. Und dies bedeutet wahrscheinlich, dass sich die Sichtweise der Bürger Russlands ausschließlich auf das internationale Theater noch mehr erweitern wird. Derweil versetzt das Thema der militärischen Sonderoperation schon ganz stark die Offiziellen in eine pessimistische Stimmung. Augenscheinlich werden sie dieses doch als ein politisch unzweckmäßiges bzw. unpassendes ansehen. Obgleich: Wenn in der ersten Märzhälfte eine Roadmap für den Dialog des russischen und des amerikanischen Präsidenten klar wird, werden die routinemäßigen Kampfhandlungen scheinbar auch zu informationsseitig heruntergefahrenen.