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Die Ukraine wird versuchen, die Abhaltung der Referenda mit Raketen- und Artillerieschlägen zu stören


In Russland nimmt die Teilmobilmachung an Tempo zu. Zur gleichen Zeit dauern im Bereich der Durchführung der militärischen Sonderoperation die Positionsgefechte an. Am Donnerstag führten die Streitkräfte der Ukraine einen Schlag gegen das Stadtzentrum von Donezk, beschossen aber auch Cherson. Es wird erwartet, dass der Beschuss von Objekten im Donbass sowie in den Verwaltungsgebieten Cherson und Saporoschje mit Beginn der Abhaltung der Referenda hinsichtlich eines Beitritts dieser Territorien zur Russischen Föderation zunehmen wird.

Der Schlag mit großkalibrigen Artilleriegeschossen traf den zentralen Markt von Donezk. Und ein Geschoss traf direkt einen Bus des öffentlichen Nahverkehrs. Im Ergebnis dessen kamen mindestens sechs Zivilisten ums Leben, unter ihnen ein Mädchen, Jahrgang 2008. Sechs Personen erlitten Verletzungen. Die ukrainischen Streitkräfte hatten aus Richtung Orlowka den Angriff geführt, dies sind bis zum Stadtzentrum von Donezk etwas mehr als zwanzig Kilometer. Gegen Cherson wurden ein Schlag mit HIMARS-Mehrfachraketenwerfern geführt. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation seien im Raum von Tschernobajewka des Verwaltungsgebietes Cherson allein am Mittwoch und Donnerstag sieben US-amerikanische Funkabwehrraketen vom Typ AGM-88 HARM abgefangen worden.

In den sozialen Netzwerken schreibt man über ernsthafte Gefechte in Kupjansk des Verwaltungsgebietes Charkow, wo Einheiten der ukrainischen Streitkräfte vorzurücken versuchen. Faktisch ist Kupjansk gegenwärtig in zwei Teile durch den Fluss Oskol geteilt. Den größeren westlichen Teil halten die ukrainischen Streitkräfte. Der östliche Teil befindet sich in einer Grauzone, um die toben Gefechte. Die Situation wird dort dadurch erschwert, dass es der ukrainischen Seite gelungen ist, eine Überfahrt über den Fluss Oskol anzulegen. Neben Kupjansk befinden sich die umliegenden Dörfer Kowscharowka, Kurilowka, Podoly, Petropawlowka, Dwuretschnaja, Nowosinowo und Netschwolodowka gleichfalls unter einem ständigen Beschuss von Einheiten der ukrainischen Streitkräfte. Für eine Abschirmung der Gruppierung ukrainischer Truppen sind entlang des rechten Oskol-Ufers mobile Gruppen der ukrainischen Seite entfaltet worden, die mit mobilen Luftabwehr-Komplexen ausgerüstet sind. Hinsichtlich der Positionen der russischen Streitkräfte östlich von Kupjansk wird ein massives Artilleriefeuer geführt. Einheiten der berüchtigten privaten Militär- bzw. Söldnerfirma „Wagner“ und die prorussische Bürgerwehr führen in Bachmut (Artjomowsk) Offensivgefechte, wobei sie sich im Osten der Stadt festgesetzt haben sollen. An den übrigen Abschnitten der Fronten dauern die Positionsgefechte an.

Derweil das das russische Verwaltungsgebiet Belgorod die sogenannte „gelbe“ Stufe für eine terroristische Gefahr bis zum 7. Oktober, dem 70. Geburtstag von Kremlchef Putin, verlängert. Laut einer Mitteilung des Gouverneurs des Verwaltungsgebietes Kursk, Roman Starowoit, sei in den Morgenstunden des 22. Septembers „vermutlich aus der Luft ein nichtidentifizierter Sprengsatz auf das Umspannwerk Sudscha abgeworfen worden, wodurch ein Transformator ausfiel. Der ausgebrochene Brand wurde operativ liquidiert, Ausfälle mit der Bereitstellung von Elektroenergie sind nicht zugelassen worden“.

„Die ukrainischen Streitkräfte beschießen weiterhin das russische Territorium und Gebiete, in denen russische und verbündete Truppen disloziert sind“, betonte gegenüber der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. „Die ukrainischen Truppen haben bisher eine zahlenmäßige Überlegenheit an Militärs. Und sie sind mit westlichen Waffen ausgerüstet. Sie bereiten sich auf weitere Angriffshandlungen vor. Sie werden natürlich die neuen Truppenteile und Verbände stoppen können, die im Verlauf der Teilmobilmachung aufgestellt werden“.

Westliche Medien berichten unter Berufung auf russische soziale Netzwerke, dass junge Männer eiligst Russland zu verlassen suchen, wobei sie sich nach Kasachstan, in die Türkei, nach Armenien und in andere Länder begeben. Obgleich am Freitagnachmittag die Chancen für entsprechende Flugtickets vollkommen gleich Null sind. Bisher gibt es keine besonderen rechtlichen Behinderungen für deren Ausreise ins Ausland. Dabei dementierten gar „Aeroflot“ und die russische Staatsbahn Meldungen, dass man beim Ticketerwerb von den Männern Bescheide aus dem Militärkommissariaten verlangen würde. Wie die Vertreterin der Europäischen Kommission Anitta Hipper mitteilte, wird in der „EU derzeit die Frage nach der Gewährung humanitärer Visa für die Bürger Russlands erörtert, die vor der Mobilmachung fliehen“. Mitgeteilt wird gleichfalls, dass Israels Premierminister Jair Lapid und Vertreter der israelischen Airline El Al Konsultationen hinsichtlich einer möglichen Erhöhung der Zahl von Flügen aus Russland nach Israel durchgeführt hätten. „Das Ziel ist, die Bürger Russlands aus dem Land zu bringen, die ein Recht auf Repatriierung nach Israel haben und einer Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine entgehen wollen“.

Meldungen aus den Regionen nach zu urteilen, sind keine besonderen Probleme bei der Umsetzung der Aufgaben zur Einberufung von Reservisten in die Armee zu beobachten. In den sozialen Netzwerken publiziert man Bilder von Warteschlangen an den Sammelpunkten in den Militärkommissariaten. „Die einberufenen Reservisten werden in der Regel als Gruppen in die Truppen entsandt. Vor allem in Ausbildungszentren und auf Übungsgelände, wo sie im Verlauf mehrerer Wochen ihre Gefechtsfertigkeiten vervollkommnen werden. Von solchen militärischen Ausbildungszentren gibt es in Russland in den Militärbezirken und in der Nordmehrflotte genug“, berichtete Netkatschjow der „NG“.