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Donezk geriet unter „Totschka-U“-Raketenbeschuss


In der Donezker Volksrepublik, die am 21. Februar durch Russland offiziell anerkannt wurde, ist für den Dienstag Trauer um diejenigen ausgerufen worden, die durch den Beschuss des Stadtzentrums von Donezk mit einer ukrainischen taktischen Rakete vom Typ „Totschka-U“ am Vortag ums Leben gekommen waren. Laut letzten Angaben sind am 14. März 21 Zivilisten zu Opfern der Attacke geworden. 37 erlitten schwere Verletzungen, darunter Kinder, teilte das Oberhaupt der Republik Denis Puschilin im russischen Staatsfernsehen am Dienstagmittag mit. Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation meldete, dass der Beschuss von Stellungen ukrainischer Einheiten aus erfolgt sei. Und die Entscheidung über dessen Vornahme sei auf der Ebene der Führung der ukrainischen Armeegruppierung im Donbass getroffen und in Kiew bestätigt worden, wobei keine konkreten Beweise dafür vorgelegt wurden.

„Der Einsatz solch einer Waffe gegen eine Stadt, wo es keinerlei Feuerpositionen der Streitkräfte gibt, das heißt: vorsätzlich gegen die Zivilbevölkerung, ist ein Kriegsverbrechen“, erklärte der offizielle Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow. „Die Ausstattung des Gefechtsteils der taktischen „Totschka-U“-Rakete mit Kassettenmunition belegt, dass das Ziel der Nationalisten in der Stadt die Tötung einer maximal großen Anzahl von Zivilisten war“. (In den sozialen Netzwerken kursieren auch Informationen, dass die ukrainischen Militärs eigentlich ein Militärobjekt der DVR in Donezk vernichten wollten. – Anmerkung der Redaktion)

Laut Mitteilungen aus Donezk sei es den Kräften der Luftverteidigung gelungen, die Rakete abzufangen. Und die Opfer und Zerstörungen seien durch das Herunterstürzen von Bruchstücken und das Funktionieren des Gefechtskopfes ausgelöst worden. Nach Aussagen des Oberhauptes der DVR Denis Puschilin seien bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt über der Republik bereits über 15 „Totschka-U“-Raketen abgeschossen worden. Doch bisher seien sie nicht mit Kassetten-Munition bestückt gewesen. Kurz vor der Tragödie war gemeldet worden, dass im Verlauf der Eskalierung der Kampfhandlungen durch einen Beschuss mindestens 26 Zivilisten der DVR ums Leben gekommen und 174 verletzt worden seien.

Auf der Landkarte der Gefechtshandlungen konzentriert sich weiterhin die Hauptaufmerksamkeit auf Mariupol, dass ukrainische Militärs verteidigen. Das russische Verteidigungsministerium informierte derweil über die Vernichtung von Feuernestern des Gegners in Vororten und am Stadtrand. Wie im Verteidigungsministerium in Moskau behauptet wird, habe dies erlaubt, „humanitäre Korridore einzurichten und eine Massenevakuierung der Bevölkerung zu beginnen“. Freilich wurde am Dienstagvormittag aus Donezk offiziell mitgeteilt, dass am Vortag lediglich 78 Menschen die belagerte Stadt verlassen hätten.

Der Pressesekretär des russischen Präsidenten, Dmitrij Peskow, schloss derweil nicht aus, dass die ukrainischen Großstädte im Verlauf der Moskauer Sonderoperation vollkommen unter Kontrolle genommen werden könnten. Nach seinen Worten hätten sich in den ersten Etappen der Kampfhandlungen die Militärs auf Anweisung von Wladimir Putin einer Erstürmung großer Ortschaften enthalten. Diese Taktik könne jedoch „bei Gewährleistung einer maximalen Sicherheit für die Zivilbevölkerung“ revidiert werden.

Unterdessen entwickeln sich interessante Prozesse auf den von russischen Truppen besetzten Territorien der Ukraine. Die größten von ihnen liegen im Süden der Ukraine – in den Verwaltungsgebieten Cherson und Saporoschje. Scheinbar fassen dort langsam, aber schrittweise bedingt „prorussische“ Herrschende Fuß. Für die Bevölkerung ist die Lieferung von Gegenständen des täglichen Bedarfs und von Lebensmitteln aus der Russischen Föderation organisiert worden. Im AKW Saporoschje arbeiten „Berater“ aus Russland, die das ukrainische Personal zu bevormunden versuchen. Aufgetaucht sind Meldungen über eine Ersetzung von Beamten durch moskau-loyale und den Beginn eines Sendebetriebs des russischen Fernsehens. Einheimische Geschäftsleute versucht man, auf ein Arbeiten mit der Krim zu orientieren. Georgij Muradow, Vizepremier der russischen Krim-Republik, gab bekannt, dass Russland die Kontrolle über die Fernverkehrsstraße, die die Halbinsel mit Mariupol und die Industrieregion des Donbass verbindet, erlangt habe. Nach seiner Meinung müsse man schon jetzt über ein Zusammenwirken beim Transport von Frachtgütern über die Seehäfen der Krim und die entscheidenden Häfen des Asowschen Meers Mariupol (lt. Muradow bereits Teil der DVR) und Berdjansk (Verwaltungsgebiet Saporoschje) nachdenken. Darin bestehe nach seinen Worten ein „Unterpfand für die künftige Entwicklung der gesamten Region“, die somit zumindest von der Krim aus als ein einheitliches (russisches – Anmerkung der Redaktion) Ganzes gesehen wird.