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Eine indische Falle für die russische Wirtschaft


Der erzwungene Übergang Russlands im Handel mit Indien von US-Dollar zu Rupien birgt wesentliche Risiken in sich. Die indische Währung hat in den letzten zwei Jahren im Wert mehr als zehn Prozent gegenüber dem Dollar und 25 Prozent zum russischen Rubel verloren. Überdies übersteigt auch der russische Export nach Indien den Import aus diesem Land um ein Mehrfaches. Dies bedeutet, dass die Russische Föderation einen Großteil der indischen Rupien, die sie für ihre Energieträger erhalten wird, nirgendwohin ausgeben kann. Die Experten der „NG“ erklären, welche Waren und wann von den Küsten des Indischen Ozeans nach Russland kommen könnten, warnen aber, dass es unmöglich sei, den Handel zwischen beiden Ländern vollkommen auszubalancieren.

Indien wird ab der kommenden Woche beginnen, Rupien in den Handelsverrechnungen mit Russland zu nutzen, teilte am Montag der Vorsitzende der Föderation der indischen Exportorganisationen (Federation of Indian Export Organisations, FIEO), Ajay Sahai, mit. Indiens Regierung hatte bereits Anfang November die Nutzung der nationalen Währung in den internationalen Handelsverrechnungen erlaubt. Die Zentralbank Indiens hatte bereits im Sommer ein Rundschreiben hinsichtlich solcher Zahlungen veröffentlicht.

Es ist offensichtlich, dass all diese Bewegungen unter dem Einfluss des russischen Faktors nach der Festsetzung russischer Dollar- und Euro-Vermögen in der ganzen Welt möglich geworden sind. Außerdem kann jegliche Währung sogenannter „unfreundlicher“ Länder auf russischen Konten mit einem Schlag blockiert werden. Einige russische Banken haben bereits eine Erlaubnis für die Eröffnung von Rupien-Konten in Banken Indiens erhalten. In russischen Banken sind bereits zehn solcher Sonderkonten eröffnet worden, meldet das Medium „Mint“.

Russland und Indien sind langjährige, seit den Zeiten der UdSSR Partner, doch die Situation des Jahres 2022 hat vieles in ihren Beziehungen verändert. Die Russische Föderation hat unter anderem drastisch die Öllieferung nach Indien aufgestockt, wobei sie anormale Diskonts hinsichtlich der internationalen Ölpreise anbietet.

Indien ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Das zweitgrößte hinsichtlich der Bevölkerungszahl und das dritte in Bezug auf den Verbrauch von Erdöl und Erdgas. Und bereits den zweiten Monat in Folge ist Russland er größte Erdöllieferant für Indien, wobei es die Lieferungen aus Saudi-Arabien, dem Irak und den USA hinter sich gelassen hat, erklärten am Montag Analytiker des analytischen Branchen-Unternehmens Vortexa. Im November hat die Russische Föderation 909.400 Barrel Rohöl am Tag nach Indien geliefert (die Lieferungen aus dem Irak macht 861.400 Barrel/Tag aus, aus Saudi-Arabien – 570.900 und aus den USA – 405.500 Barrel/Tag).

Im November kaufte Indien rund 40 Prozent aller Exportmengen an russischem Erdöl der Sorte Urals auf, die auf dem Seeweg befördert werden, meldete Reuters. Für die europäischen Länder blieben 25 Prozent des gesamten Umfangs, auf den Anteil der Türkei entfielen 15 Prozent, und den von China – fünf Prozent.

Diese Situation birgt jedoch auch erhebliche Risiken in sich, da im Handel der beiden Länder eine Dysbalance zu beobachten ist. Und die Zunahme der Lieferungen aus der Russischen Föderation vergrößert nur das Plus zugunsten Russlands. Dank dem Übergang zu einem Handel auf der Basis von Rupien werde es gelingen, ein Handelsdefizit mit Russland zu vermeiden, hofft man aus irgendeinem Grunde in der Föderation der indischen Exportorganisationen. Dort erklärt man, dass der Import für Indien aus der Russischen Föderation den Export um beinahe mehr als das 10fache übersteige.

Im vergangenen Jahr belief sich der Handelsumsatz Russlands mit Indien auf 13,5 Milliarden Dollar, womit er eine Steigerung von 46,4 Prozent aufwies. Während jedoch Russlands Export 9,1 Milliarden Dollar ausmachte, so konnte Indien nur für 4,4 Milliarden Dollar Waren liefern. Laut Angaben des indischen Ministeriums für Industrie und Handel machte in den ersten fünf Monaten des Finanzjahres, das in Indien im April beginnt, der Handelsumsatz über 18,2 Milliarden Dollar aus. Dank der Zunahme dieses Wertes wurde die Russische Föderation zum siebengrößten Handelspartner Indiens, wobei sie sich vom 25. Platz auf diese Position vorarbeitete.

Und beide Länder schicken sich nicht an, die Zunahme des gegenseitigen Handels zu drosseln. Vizepremier Alexander Novak und der Außerordentliche und Bevollmächtige Botschafter Indiens in Russland, Pavan Kapoor, bekundeten die Bereitschaft, das Zusammenwirken im Handel mit Energieressourcen zu erweitern, darunter mit Erdöl. Russland hat Indien sogar eine Zusammenarbeit beim Mieten und Bau von großtonnagigen Schiffen angeboten, um nicht von den Verboten der EU und Großbritanniens für Leistungen zur Versicherung und für die Fracht von Tankern abzuhängen.

„Wir sind uns sicher, dass das Ziel, das Präsident Wladimir Putin und Indiens Premierminister Narendra Modi – den Handelsumsatz bis auf 30 Milliarden Dollar zu bringen – bald erreicht wird“, sagte Außenminister Sergej Lawrow zu den Ergebnissen seiner Gespräche mit dem indischen Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar Anfang November.

Bei der Begegnung erörterte man die Perspektiven der militärtechnischen Zusammenarbeit inklusive einer gemeinsamen Herstellung moderner Waffen, das Zusammenwirken in der Atom-Energiewirtschaft sowie die Zusammenarbeit im Kosmos-Bereich.

„Wir messen der Erschließung des Kosmos hinsichtlich solcher Richtungen wie eine satellitengestützte Navigation, die Kosmos-Wissenschaften und der bemannten Programme große Bedeutung bei“, sagte Lawrow.

Am Vorabend dieser Begegnung hatte Russland die indische Führung gebeten, bei der Lieferung von fast 500 Warengruppen für unterschiedliche Branchen, die Russland selbst aufgrund der internationalen Sanktionen nicht erwerben kann, zu helfen. Jaishankar teilte mit, dass sein Land bereit sei, Lieferungen von für Russland notwendigen Ersatzteilen für Flugzeuge, Fahrzeuge und Züge aufzunehmen. So plant Delhi, den Export nach Russland zu erweitern und das Handelsdefizit zu verringern.

Für Russland könne sich die Möglichkeit ergeben, die Handelsbilanz mit Indien etwas auszugleichen, wenn Indien als Gegenlieferungen für die russischen Energieträger die Lieferungen der weggefallenen westlichen Technik, Autos und Bauteile forcieren kann; bestätigte Alexander Potawin, Analytiker der Investitionsfirma „Finam“, gegenüber der „NG“. „Die indische Rupie ist eine teilweise konvertierbare Währung. In einigen Fällen kann man sie zu Marktkursen tauschen, für große Summen ist aber eine Genehmigung erforderlich“, erläutert Potawin. „Die indische Bankaufsicht greift von Zeit zu Zeit ein, um die Wechselkurse in den zulässigen Grenzen zu halten, anstatt die indische Rupie als eine Währung mit einem frei fließenden Kurs zu unterstützen. Die Rupie ist für alle Handelsoperationen und Geldüberweisungen eine vollkommen konvertierbare. Sie bleibt jedoch eine nichtkonvertierbare hinsichtlich der Kapitalbewegung. (Beispielsweise wird ausländischen Investoren nicht erlaubt, kurzfristige staatliche oder korporative Schuldscheine zu erwerben.) Daher ist der Besitz von Rupien für große Operationen oft mit Risiken und Unbequemlichkeiten verbunden“.

An die Stelle des toxischen Dollars und toxischen Euros trete jetzt in der Russischen Föderation der chinesische Yuan. Die indische Rupie genießen aber fast keine Nachfrage in der Russischen Föderation, da sie nicht an der Moskauer Börse gehandelt werde, sagt der Experte. „Sich jedoch hauptsächlich von politischen Motiven leiten lassend, arbeiten Moskau und Neu Delhi aktiv an einer Erweiterung der Zahlungen in der nationalen Währung. Zumindest wird für Russland solch eine Funktion helfen, teilweise den äußeren Sanktionsdruck abzuschwächen. Das heißt: Die Warenlieferungen aus Russland werden in Rupien bezahlt. Und wenn aus Indien – so in Rubeln. Später aber wird dennoch ein Ausbalancieren der Zahlungen solcher Geschäfte durch die Anbindung an eine dritte Währung erfolgen, zum Beispiel an den Yuan, den Dollar oder Euro. Dies ist nicht sehr bequem, aber die Politiker haben in solchen Operationen ihre Gründe“, sagt Potawin.

In den Jahren 2022-2023 bestehe die Wahrscheinlichkeit einer Zunahme der Dysbalance im Handel. Der russische Export werde wahrscheinlich schneller als der Import zunehmen, sagte der „NG“ Mark Goichman, Chefanalytiker der Investitionsfirma „TeleTrade“. „Dies hängt vor allem mit der Umleitung eines Teils der Lieferungen von Kohlenwasserstoffen von der europäischen und überhaupt der westlichen in die asiatische Richtung zusammen. Neben Erdöl und anderen mineralischen Produkten liefert Russland nach Indien beispielsweise Edelmetalle und Erzeugnisse aus ihnen, Aluminium und andere Buntmetalle, elektrischen Maschinen, Transportmittel sowie Pharma-, chemische und gummitechnischen Erzeugnisse und kann deren Verkäufe erweitern. Gerade hinsichtlich solcher Positionen war im Jahr 2021 die größte Zunahme des Exports zu beobachten“, sagt der Experte.

Seinerseits konzentriere sich der Import aus Indien gleichfalls vor allem auf Waren der Pharmazie, der Chemie und des Maschinenbaus. Kein geringes Potenzial hätten beispielsweise die Lieferungen von Lebensmitteln, Stoffen/Geweben, Bekleidung und Schuhwaren, erläutert er. „Eine Erweiterungen der Zahlungen in den „überschüssigen“ Rupien hat seinen Sinn“, meint Goichman. „Erstens kann man sie nicht wie Dollar- und Eurosummen auf den Korrespondenzkonten vor allem amerikanischer Banken blockieren. Der erzwungene Übergang teilweise zu Rupien ist ein Element der Sicherheit für die Zahlungen. Zweitens kann Indien zu einem sehr bedeutenden „Umschlagsstaat“ für den „parallelen Import“ Russlands werden. Indien ist im Unterschied zu China u die Türkei weniger in die Handels- und politischen Beziehungen mit den USA involviert. Das heißt: Hier gibt es weniger potenzielle Risiken sekundärer Sanktionen für das Land bei einem Handel mit Russland. Somit wird Moskau beginnen, nicht nur indische Waren von New Delhi zu erwerben, sondern auch Erzeugnisse anderer Länder. In diesem Fall werden die Rupien eine zusätzliche Anwendung finden. Jedoch wird auch dabei ihre Nutzung für unseren Import kaum die Einnahmen beim Export überstiegen. Es wird kaum gelingen, die (Geld- und Export-) Ströme auszubalancieren“.

Es wird jedoch auch nicht vorgesehen, vollkommen die Zahlungen nur in Rupien abzuwickeln. „Verwendet werden auch andere Währungen inklusive des Rubels. In solch einem Fall ist, damit sich die Rupien wirklich nicht als außerordentlich überschüssige oder unzureichende hinsichtlich des Umfangs für die Zahlungen erweisen, die Möglichkeit ihres Umtauschs in andere Währungen an der Börse entsprechend einem adäquaten Kurs notwendig“, betont der Experte.

„Ein Handel in Rupien ist augenscheinlich für die indische Seite vorteilhafter. Aber ein Handel in Dollar stellt ein Systemrisiko für das russische Finanzsystem dar. Nach allen Sanktionen haben die Kosten für das Processing (Abwicklung) solcher Zahlungen zugenommen, wie auch die Risiken eines Einfrieren der mit der Russischen Föderation verbundenen Dollarzahlungen. Die Rupie ist hier eine gewisse Kompromisslösung“, sagte der „NG“ Maxim Kusnezow, Vorsitzender des Russisch-Asiatischen Geschäftsrates. Nach seiner Meinung bestehe die Möglichkeit eines Ausgleichens der Handelsbilanz mit Indien. Dies erfordere aber Infrastruktur-Investitionen in die Nord-Süd-Route, die die Logistik vereinfache. „Dies wird wiederum zu einem Driver (Triebkraft) für die Zunahme des Imports aus Indien. Derzeit gewinnen indische Waren an Popularität in der Russischen Föderation. Es geht unter anderem um Stärke, Guarbohnen, Guargummi (bzw. Guarkernmehl), Melasse und einige andere Waren“.

„Für Russland ist es äußerst wichtig, Geschäftsabschlüsse mit den Ländern zu tätigen, die die antirussischen Sanktionen nicht unterstützt haben. Daher ist dies für Russland ein Schritt vorwärts zur Überwindung des Sanktionsdrucks auf die Wirtschaft“, meint Julia Geinz vom Lehrstuhl für Industriewirtschaft der Russischen G.-V.-Plechanow-Wirtschaftsuniversität. „Laut einem Bericht des Unternehmens SBI Research wird im internationalen Handel mit Erdöl und anderen Waren eine drastische Zunahme hinsichtlich der Nutzung solcher Währungen wie des chinesische Yuans, des Hongkong-Dollars und Dirhams der Vereinigten Arabischen Emirate beobachtet. Dies erfolgt, da das Einfrieren russischer Vermögen durch die USA viele Länder veranlasst hat, sich über die Sicherheit des Dollars Gedanken zu machen. Gegenwärtig erfolgt eine Neuausrichtung der russischen Wirtschaft auf einen Handel mit Ländern des Ostens. Daher ziehen die asiatischen Länder, darunter Indien, die freigewordenen Nischen auf dem russischen Markt sehr an. Dies wird eventuell in der Perspektive die Handelsbilanz mit Indien beeinflussen“, sagte die Expertin.

Das Problem der Zahlungen sei neben den Schwierigkeiten für die Logistik der Transporte einer der Hauptfaktoren, die die Entwicklung der Handelsbeziehungen Russlands und Indiens ausbremsen, sagte der „NG“ Alexej Sacharow, Experte des „Valdai“-Diskussionsklubs und wissenschaftlicher Mitarbeiter des internationalen Labors für Studien der Weltordnung und des neuen Regionalismus an der Moskauer Hochschule für Wirtschaftswissenschaften.

„Ungeachtet der Versuche, von einer Nutzung des Dollars abzugehen, die seit 2014 unternommen wurden, ist die amerikanische Währung bis Ende des Jahres 2021 in mehr als zwei Dritteln aller Transaktionen zwischen den Ländern genutzt worden. Zu einer Ausnahme wurden nur die Waffenverträge, in deren Hinsicht die Seiten nach den Sanktionen der USA von 2107 gezwungen wurden, zu russischen Rubeln überzugehen (von 2018 bis einschließlich 2021 gab es eine Zunahme des Anteils des Rubels in den indischen Zahlungen mit Russland)“, sagt Sacharow. „Im Handelsumsatz der Länder gab es traditionell eine Dysbalance: Der Export von Waren aus Russland überstieg den Import indischer Produkte. Diese Situation war bei den Zahlungen in Dollar keine kritische. Beim Übergang zu den nationalen Währungen bildete sich jedoch eine Kluft, die man durch irgendwelche Waren aus Indien ausfüllen musste. Jetzt hat sich aber eine Situation ergeben, in der sich einerseits eine Zunahme der Handelsumfänge vollzieht (was die Regierungen beider Länder so angestrebt hatten), andererseits hat sich aber die Dysbalance erheblich vergrößert. Aus jenen Daten, die Indiens Industrie- und Handelsministerium zur Verfügung stellt, ist gut zu sehen, dass von den 18 Milliarden Dollar Handelsumsatz ab April bis einschließlich August des (indischen) Finanzjahres 2022 über 17 Milliarden Dollar auf den russischen Export entfallen“.

Teilweise sei solch eine Lage der Dinge situationsbedingt, meint der Experte. „Das rasante Wachstum des Handels erfolgte aufgrund der Preisnachlässe für Kohlenwasserstoffe und Düngemittel. In Neu-Delhi signalisiert man die Absicht, die Käufe russischen Erdöls fortzusetzen. Wahrscheinlich werden aber die Mengen zurückgehen – aufgrund des Übergangs zu Schemas im sogenannten Schattenbereich, aber auch aufgrund der objektiven Probleme mit der Versicherung und der Fracht der Tanker. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zum Bau (möglicherweise gar eines gemeinsamen mit Indien) von großtonnagigen Schiffen sind eher auf eine langfristige Perspektive ausgerichtet“, fährt Sacharow fort.

Die geringen Umfänge des Exports von Waren aus Indien würden mit einem fehlenden Interesse seitens des indischen Business zusammenhängen, meint er. „Russland war für die indischen Unternehmen nie eine attraktive Richtung gewesen. Entgegen den Erwartungen haben Unternehmer aus Indien keine Warteschlange hinsichtlich einer Ersetzung der westlichen Unternehmen, die den russischen Markt verließen, gebildet. Daneben steht man in Indien sehr ernsthaft der Gefahr sekundärer Sanktionen gegenüber und wird wohl kaum beginnen, in großangelegte Projekte mit Russland einzusteigen. Die Perspektive der Verwandlung Indiens in einen Hub für einen „parallelen Import“ ähneln mehr russischen Träumen. Theoretisch sind Lieferungen von auf dem Territorium Indiens hergestellter (und importierter) Ersatzteile für Autos und Flugtechnik nach Russland möglich. Dies wird aber nicht in großen Umfängen erfolgen. Die Risiken, die Beziehungen mit dem Westen zu verderben, wir Indien nicht auf sich nehmen. Ja, und die Produktionskapazitäten Indiens hinsichtlich dieser Richtungen sind beschränkt. Tatsächlich hat Jaishankar Russland keine Hilfe mit Lieferungen von „Ersatzteilen für Flugzeuge, Autos und Züge“ versprochen, sondern lediglich davon gesprochen, dass Indien ein Verzeichnis von Waren mit Wettbewerbsvorteilen vorbereitet habe und hoffe, dass sie einen Zugang zum russischen Markt erhalten. Dabei hat er mehrfach unterstrichen, dass die Erörterung von Lieferungen dieser Waren lange vor dem Ukraine-Konflikt als ein Versuch begonnen hätte, die Handelszusammenarbeit zwischen den Ländern auszudehnen“, präzisiert Sacharow.

Es werde wohl kaum klappen, die Handelsbilanz Indiens und Russlands in der überschaubaren Perspektive auszugleichen, pflichtet er bei. „Was tun mit dem Überschuss an Rupien?“ fragt der Experte. „Ausgehend von den bestehenden Varianten kann man in die indische Wirtschaft investieren, zum Beispiel in Infrastruktur- und Energieprojekte, oder aber Gemeinschaftsunternehmen auf dem Territorium Russlands oder Indiens etablieren“.

Die „indische Falle“ sei, meint Sacharow, zur gleichen Zeit auch ein „indischer Rettungsring“. „Indem Indien die Einkäufe russischer Kohlenwasserstoffe fortsetzt (die Zahlungen werden vorerst in Dollar fortgesetzt), füllt es den russischen Haushalt auf und unterstützt ganze Branchen der russischen Wirtschaft. Insgesamt aber sind die strukturellen Probleme im bilateralen Handel nach wie vor nicht gelöst worden“, erklärt der Experte.