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Eine Raumfahrtnation, die nicht mehr weltweit führend ist?


Am Dienstag stieg die Besatzung des zweiten bemannten Crew-Dragon-Raumschiffs der Firma SpaceX von Elon Musk in die Internationale Raumstation (ISS) um. Dies sind die NASA-Astronauten Mike Hopkins, Victor Glover und Shannon Walker sowie der Astronaut der Japanischen Agentur für Luftfahrt- und Weltraumforschungen JAXA Soichi Noguchi. Ihre Mission soll ein halbes Jahr andauern.

Sie haben sich der Besatzung der 64. Langzeitexpedition in der ISS — bestehend aus dem Kommandanten der Station und Roskosmos-Kosmonauten Sergej Ryschikow, dem Kosmonauten Sergej Kudj-Swertschkow und der NASA-Astronautin Kate Rubins – angeschlossen.

Crew Dragon war mit Hilfe einer Falcon-9-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida am Vorabend gestartet. Für das Raumschiff ist dies der erste reguläre Flug zur ISS. Es sei daran erinnert, dass Ende Mai ein Testflug mit zwei Astronauten zur Internationalen Raumstation stattgefunden hat. Dies erfolgte nach einer fast neunjährigen Unterbrechung bei den US-amerikanischen bemannten Missionen. Die amerikanischen Astronauten wurden zuvor mit Hilfe russischer Sojus-Raumschiffe zur ISS befördert.

Vor dem Hintergrund solcher Nachrichten über die Erfolge von Elon Musk zweifeln die Russen an der internationalen Führungsrolle des Landes im Raumfahrtsektor. Wie das Internet-Portal Superjob herausfand, das 1600 Vertreter der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung befragt hatte, bezeichnen 57 Prozent der Befragten Russland als die wichtigste Raumfahrtnation. Jeder fünfte – 20 Prozent – rechnete die USA zu den Raumfahrtnationen, weitere 6 Prozent erinnerte sich an China. 

Dabei ist im Vergleich zu den Ergebnissen einer analogen Umfrage von vor sieben Jahren der Anteil derjenigen, die Russland als eine Raumfahrtnation bezeichnen, sogar angestiegen (damals machte er 50 Prozent aus). Der Anteil der Befragten, die die Vereinigten Staaten nannten, hat sich aber verringert. Damals machte er 30 Prozent aus.

Als man jedoch die Befragten bat, insgesamt den gegenwärtigen Zustand des russischen Raumfahrtsektors zu beurteilen, bezeichneten lediglich 7 Prozent der Befragten die Russische Föderation als einen weltweiten Spitzenreiter. Weitere 23 Prozent meinten, dass sich der Sektor „stabil entwickelt“. Rund 19 Prozent sagten, dass er stagniere. Und 14 Prozent waren sogar der Auffassung, dass der Sektor „voll am Boden“ liegen würde. Fast jeder dritte aber – 37 Prozent – vermochte gar keine Wertung abzugeben und tat sich mit der Antwort schwer.

Obgleich, die Antworten vor sieben Jahren waren schlechter. Damals hielten 5 Prozent Russland für den weltweiten Spitzenreiter. „Über eine stabile Entwicklung des Raumfahrtsektors sprachen die Befragten zweimal mehr als vor sieben Jahren (11 und 23 Prozent). In Bezug auf Überlegungen über notwendige Neuerungen für eine weitere Entwicklung des Sektors begannen die Russen, seltener die Notwendigkeit einer Reformierung des Managements zu erwähnen (46 und 31 Prozent). Aber das Thema der internationalen Zusammenarbeit wurde anderthalbmal häufiger erwähnt (20 und 30 Prozent). Dass man das Interesse der Bevölkerung erhöhen müsse, wurde ebenfalls häufiger erklärt (18 und 23 Prozent“, präzisierte man auf dem Portal Superjob.

Während die sozialen Netzwerke diskutieren, wie Elon Musk Russland „überholen“ konnte, informierte man in der NASA über Gespräche mit Roskosmos in Bezug auf Flügen mit Crew Dragon. Erstmals könne ein russischer Kosmonaut mit dem US-amerikanischen Raumschiff Crew Dragon nächsten Sommer zur ISS fliegen, erklärte Kathy Lueders, die Leiterin des NASA-Direktorats für bemannte Weltraumflüge. Gegenwärtig würden Roskosmos und die NASA einen Barter-Deal erörtern, dementsprechend Astronauten weiter mit Sojus-Raketen fliegen würden. Im Gegenzug würden Russen Plätze in amerikanischen Raumschiffen erhalten, meldet die Nachrichtenagentur RIA Novosti. Wie die Internet-Fachseite Spaceflight Now (www.spaceflightnow.com) berichtete, habe die NASA bereits den Entwurf eines Arbeitsabkommens für einen Barter-Deal dem Außenministerium zur Bestätigung vorgelegt. In Washington erwarte man Antwortschritte von Moskau.