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Explosionen in Munitionslagern als Form, Vorwürfe von sich abzulenken


Die Behörden Tschechiens haben eine angeblich durch die Geheimdienste gefundene russische Spur bezüglich der Explosionen von 2014 in den Munitionsdepots in Vrbětice gefunden. In Bulgarien ist man noch weiter gegangen. Die Russen hätten dort mehrere Diversionsakte verübt und sogar versucht, mit „Nowitschok“ den bulgarischen Waffenhändler Emilian Gebrew, den Herrn eben jener Munition, die in den tschechischen Depots lagern, dessen Sohn und den Chefmanager des Waffenbarons umzubringen. Gebrew beeilte sich, dies zu dementieren, nachdem er die ganze Absurdität der Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft Bulgariens begriffen hatte.

Es ist klar, dass die Tschechen in dieser ganzen Geschichte zu Verbrauchsmaterial geworden sind. Die wahren Regisseure befinden sich nicht in Prag.

Die Organisatoren dieser Aktion, die traditionell Russland Vorwürfe machen, hatten gehofft, gleich mehrere Aufgaben zu lösen. Unter ihnen war, das Ausmaß des Waffenhandels, darunter des illegalen, durch die Länder Osteuropas in den Regionen, in denen Kriege toben, zu verschleiern.

Damit hatten sie sich gleich nach der Auflösung des Warschauer Vertrages zu befassen begonnen. Man fing an, die angehäuften Bestände aus den Armee-Lagern in großen Umfängen nach Sri Lanke an die Kämpfer der „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ zu verkaufen. Ihren Bedarf an Munition befriedigten über Scheinfirmen Bulgarien und Tschechien in erheblichem Maße.

Erstmals wurden die großangelegten Waffenlieferungen aus Bulgarien im postsowjetischen Raum kurz vor dem Überfall Saakaschwilis auf Südossetien im August 2008 bekannt. Die Transporte mit zig Tonnen an Geschossen und Minen aus Depots der bulgarischen Armee erfolgten regelmäßig über das Schwarze Meer und wurden in der georgischen Hafenstadt Poti angelandet. Laut Aussagen von Augenzeugen waren schon damals einige Partien mit abgelaufenen Lagerungsfristen gewesen. Danach war die Ukraine an der Reihe. Seit dem Jahr 2014 werden aus acht Ländern Osteuropas Waffen und Kampftechnik dorthin geliefert.

Der Hauptmarkt für die Waffenbarone ist aber der Nahe Osten. Ohne die Waffen und Munition, die aus Polen, Rumänien, der Slowakei, Tschechien, Bulgarien, Kroatien, Bosnien und Montenegro geliefert werden, hätten sich die terroristischen Strukturen in Syrien und im Irak nicht lange über Wasser gehalten.

Ein Großteil der Waffen wurde mit Geld Saudi-Arabiens, Qatars und den USA gekauft. Es ist bekannt, dass die Summe allein nur eines der Geschäfte von Riad 1,2 Milliarden Euro ausgemacht hatte. Für dieses Geld wurden von den oben ausgewiesenen Ländern im Verlauf mehrerer Jahre Maschinenpistolen, Scharfschützengewehre, Maschinengewehre, Panzerabwehrmittel, T-55- und T-72-Panzer sowie Munition, darunter zu den Mehrfachraketenwerfersystemen „Grad“, erworben. Es hatte nicht weniger solcher Tranchen von den Saudis gegeben, besonders im Zeitraum ab 2013 bis einschließlich 2017. Etwa zwei Milliarden Dollar haben die Amerikaner ausgegeben. Die Schemas im Waffenhandel unter Beteiligung korrupter Beamter und Mitarbeiter der Geheimdienste sowie transnationaler organisierter krimineller Gruppierungen wurden sorgfältig verschleiert, was nicht erlaubt, alle Geldflüsse nachzuverfolgen.

In den Betrieben des Militär-Industrie-Komplexes, wo Verträge für den Krieg in Syrien ausgelöst worden waren, kam es zu einer Zunahme der Belegschaften. Zum Beispiel in einem der größten derartigen Betriebe in Bulgarien, in der Wasowschen Maschinenbau-Fabrik (VMZ) in Sopot. Der Durchschnittslohn ihrer Beschäftigten stieg in diesem Zeitraum bis auf 837 Dollar an, was anderthalb Mal mehr war als im Durchschnitt für das ganze Land. Es hatte so viele Aufträge gegeben, dass VMZ zum 3-Schicht-Betrieb überging. Entsprechend der Bilanz für das Jahr 2016 beispielsweise machte die Zunahme des Gewinns dort 400 Prozent aus.

Laut Angaben internationaler Navigationsinternet-Ressourcen wurden die Waffen aus der Slowakei, aus Bulgarien und Rumänien auf dem Luft- (mit Flugzeugen der saudischen Airline Saudi Arabian Cargo und der VAE-Fluggesellschaft Etihad Cargo) und dem Seeweg nach Saudi-Arabien, Jordanien, in die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei gebracht. Von dort wurden sie weiter nach Syrien, in den Irak, nach Jemen und Libyen befördert.

Türkische Blogger, die die Schifffahrt in der Bosporus-Meerenge beobachten, haben mehr als einmal Passagen von Schiffen mit Waffen und Munition an Bord aus dem bulgarischen Burgas in das saudische Dschidda fixiert.

Laut Angaben von Experten des Balkan-Netzes für Nachforschungen (Balkan Investigative Reporting Network — BIRN) waren bei den Waffentransporten auch drei Frachtschiffe des Kommandos für Spezialoperation der USA (Special Operations Command — SOCOM) zum Einsatz gekommen. Offiziell hatten sie aus Häfen Bulgariens und Rumäniens Waffen und Munition, die „für eine Unterstützung von Spezialoperationen und deren Missionen in der ganzen Welt bestimmt waren“, zu Häfen des Roten Meeres gebracht.

Die größten Geschäftsabschlüsse erfolgten im Jahr 2015, zur Hochzeit der Gefechte, als das Schicksal von Damaskus entschieden wurde. Einige Länder, unter anderem Kroatien, bestreiten den Verkauf von Waffen in den Nahen Osten. Der ehemalige US-Botschafter in Syrien Robert Ford erklärte jedoch, dass Zagreb laut seinen Angaben solch einen Deal im Jahr 2012 abgeschlossen hätte, wobei es das Geld für die Waffen von den Saudis erhalten hätte. Die Waffen wurde zu zwei operativen Kommandopunkten in Jordanien und in der Türkei gebracht. Und von dort bereits weiter zur Opposition in Syrien.

In einem Interview für die Korrespondentin der Zeitung „Bulgarische Arbeit“ Diljana Gaitandschijewa hatte Malik al-Kurdi aus der oppositionellen Freien Syrischen Armee mitgeteilt, dass ar-Riad zusammen mit Geheimdiensten von 15 Ländern den Dschihadisten in Syrien zu jener Zeit Waffen unter dem Vorwand einer Hilfe für die gemäßigte Opposition geliefert hätte. Nach der Befreiung von Aleppo besuchte Gaitandschijewa dessen Ostteil, wo es ihr gelungen war, Lager mit Munition und Waffen zu entdecken, die laut Berechnung von Spezialisten für zwei Jahre Kampfhandlungen hätten reichen können. In Kisten mit einer Beschriftung in bulgarischer Sprache befanden sich 122-Millimeter-Raketen für die Grad-Raketenwerfer, Munition für Minenwerfer, Granatwerfer und großkalibrige Maschinengewehre.

Ein eigenständiges Programm für Waffenlieferungen an die syrische Opposition gab es beim CIA, der Waffen unter anderem in Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Tschechien, Polen und Rumänien einkaufte. Laut einigen Angaben standen bei den Amerikanern mindestens 42 syrische regierungsfeindliche Gruppierungen auf der „Gehaltsliste“. Damit die Waffenlieferungen nicht eingestellt wurden, hatten die vom CIA betreuten Gruppierungen deren Einsatz per Video dokumentiert, um zu bestätigen, dass sie nicht weiterverkauft worden sind.

Die Verkäufe von Waffen an terroristische Gruppierungen sind nicht zu kontrollieren, besonders Schusswaffen, die in der Welt in Unmengen hergestellt und angehäuft worden sind. Sie sind leicht in den Handelsumlauf zu bringen und werden bereits zu einer Finanzierungsquelle für diese Gruppierungen an sich. Der illegale Waffenhandel macht beinahe 20 Prozent vom Gesamtumfang des Handels mit Schusswaffen aus und bringe den Waffenbaronen und transnationalen organisierten kriminellen Gruppierungen laut einigen Schätzungen über eine Milliarden Dollar im Jahr, laut anderen könne er zwei bis drei Milliarden Dollar ausmachen.